Es kehrt einfach keine Ruhe ein! Mit dem Sieg in Leverkusen kletterte Borussia Dortmund auf den dritten Tabellenplatz und steht nur noch einen Zähler hinter RB Leipzig. Die Dortmunder liefern den Beweis: Sie können doch gegen Top-Teams gewinnen. Sportlich läuft es beim BVB, doch abseits des Rasens gibt es wieder einmal Störgeräusche.
BVB: Letzte Mahnung für Guirassy?
Letzte Mahnung für Guirassy?
Diesmal im Fokus: Serhou Guirassy. Der Mittelstürmer verweigerte Niko Kovac bei seiner Auswechslung nach gut einer Stunde den Handschlag, ignorierte Mitspieler, pfefferte seine Handschuhe weg und war sichtlich angefressen.
BVB-Trainer Kovac will Kritik kleinhalten
Fakt ist: Guirassy ist Wiederholungstäter – sein Verhalten ist erneut alles andere als mannschaftsdienlich. Kovac belässt es erst mal bei einer Ermahnung und versucht, die Kritik an ihm kleinzuhalten.
Doch reicht das aus? Darüber diskutieren BVB-Reporter Oliver Müller und SPORT1-Reporter Manfred Sedlbauer in einer neuen Ausgabe des SPORT1-Podcasts Die Dortmund-Woche. Außerdem erklären sie, welche Situation von Guirassy noch mehr Kopfschmerzen bereiten sollte.
Guirassy lässt Teamplayer-Gedanken vermissen
Als Karim Adeyemi gegen den 1. FC Köln einen ähnlichen Abgang nach seiner Auswechslung hinlegte und die Trinkflasche auf den Boden pfefferte, wählte Niko Kovac drastischere Worte. Er bezeichnete die Aktion als „unnötig“ und forderte vom DFB-Star, dass er „erwachsen werden“ müsse. Der BVB-Coach griff durch. Anders als bei Serhou Guirassy.
„Wir sind ein Herz und eine Seele“, beteuerte Kovac, der auf der PK klarmachte, dass sich das nicht gehöre, es aber menschlich sei, Fehler zu machen. Von drohenden Konsequenzen keine Spur. Und das, obwohl Guirassy in dieser Saison bereits mit negativem Verhalten auffiel. Bei der minutenlangen Elfmeterdiskussion in Turin ließ er Teamplayer-Charakter vermissen.
„Es geht nicht, was er da gemacht hat“
Obwohl sich Guirassy für sein Verhalten bei der Mannschaft und bei Kovac entschuldigte, macht Müller deutlich: „Es geht nicht, was er da gemacht hat. Egal wie frustriert man ist.“ Der BVB-Reporter warf ihm „Ego-Probleme“ vor.
Und dafür gibt es laut Müller auch Gründe: „Dass er nicht mehr Elfmeterschütze Nummer eins ist, nervt ihn. Genauso der Aspekt, dass er bei der Wahl zu Afrikas Fußballer des Jahres nicht unter den Top-3 gelandet ist.“ Sedlbauer zeigt sich vor allem mit der Art und Weise der Konfliktaufarbeitung irritiert.
Fehlt Kovac eine klare Linie?
„Im Umgang mit so einem Verhalten fehlt mir von Kovac eine klare Linie. Du sendest damit kein gutes Zeichen an die Spieler“, so Sedlbauer und ergänzt: „Da besteht die Gefahr, dass Spieler meinen, keine Konsequenzen mehr fürchten zu müssen.“ Anders als bei Adeyemi haben die Podcaster das Gefühl, dass Kovac Guirassy deutlich sanfter behandelt und dass er deutlich mehr Kredit habe.
Warum Kovac seinen Stürmer anders behandelt, hat für Müller gute Gründe: „Er will Kritik von ihm fernhalten. Denn er weiß: Guirassy kann den Unterschied machen. So einen Spielertypen wie ihn haben sie sonst nicht im Kader.“
Sedlbauer ergänzt: „Kovac hat zuletzt bewiesen, dass er unterschiedliche Spieler unterschiedlich anpackt, um so das Maximum aus ihnen herauszukitzeln. Bei Guirassy wählt er die schützende Hand.“
Guirassy ist aktuell kein wichtiger Faktor
Müller stört sich in den letzten Wochen aber vielmehr an der Körpersprache von Guirassy. Er ist deutlich weniger ins Spiel des BVB eingebunden, ist nicht mehr der Zielspieler, der er zum Ende der vergangenen und zu Beginn dieser Saison war. Oft hängt der 29-Jährige in der Luft.
Kovac führt Guirassys Leistungsdelle auf die Torquote zurück und erwähnt, dass der Stürmer auch von seinen Mitspielern abhängig sei. Doch diese Erklärung greift für Müller zu kurz: „Er tut auch weniger für das Spiel und dafür, dass sich der BVB überhaupt Torchancen erarbeitet.“
Bekommt Guirassy eine Pause?
Kovac stellte auf der Pressekonferenz vor dem Pokalspiel gegen Leverkusen klar: „Ich bleib dabei: ich werde ihn stützen.“
Der BVB-Reporter stellt daher eine klare Forderung: „Guirassy ist jetzt in einer Phase, in der er seinem Trainer dieses Vertrauen zurückzahlen muss. Davon bekommt er nämlich mehr als andere Spieler. Aktuell macht er es ihm nämlich nicht gerade leicht, an ihm festzuhalten.“
Gerade auch, weil Fábio Silva, der für Guirassy in die Partie kam, wieder einmal seine Klasse aufblitzen ließ, das Tor zum zwischenzeitlichen 2:0 vorbereitete und – anders als Guirassy – für die Mannschaft rackerte. „Er hat sich mit Sicherheit empfohlen“, lobte auch Kovac.
Guirassy steht auf der Kippe
Alarmierender als Guirassys Frust-Abgang in Leverkusen ist für Sedlbauer eine Aktion aus dem Villarreal-Spiel. Beim Treffer zum zwischenzeitlichen 3:0 jubelte die gesamte Mannschaft mit Torschütze Karim Adeyemi. Nur Torhüter Gregor Kobel, der in der eigenen Hälfte blieb und sich von dort freute, und Serhou Guirassy kamen nicht zur Jubeltraube.
Im Gegenteil: Der Stürmer freute sich noch nicht einmal, holte ganz bedröppelt den Ball aus dem Netz und schlich einsam und allein durch den Sechzehnmeterraum. Freude über das geschossene Tor? Fehlanzeige! Es wirkt, als würde er sich aktuell isolieren.
Für die beiden Podcaster steht fest: Guirassy wird wohl auch am Dienstagabend in der ersten Elf stehen. Doch er muss schnell ein anderes Verhalten an den Tag legen. Denn er steht mehr denn je auf der Kippe.