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Nübel verspielt seine letzte Chance beim FC Bayern

Nächster Tiefschlag für Nübel

Im Duell der beiden Torwart-Kronprinzen behält eindeutig Jonas Urbig die Oberhand. Sein Konkurrent um den Platz im Bayern-Kasten verliert immer deutlicher an Boden.
Jonas Urbig hielt im Spiel gegen den VfB Stuttgart seinen Kasten sauber - im Interview schwärmt der Bayern-Keeper aber nicht nur von Manuel Neuer.
Im Duell der beiden Torwart-Kronprinzen behält eindeutig Jonas Urbig die Oberhand. Sein Konkurrent um den Platz im Bayern-Kasten verliert immer deutlicher an Boden.

Vincent Kompany könnte vermutlich auch ein guter Drehbuchautor werden. Während man eigentlich erwarten konnte, dass der Bayern-Trainer unter der Woche im Pokal gegen Union Berlin auf Jonas Urbig setzt, entschied sich der Belgier dazu, seinen Torwart-Youngster lieber am Samstagnachmittag in Stuttgart auflaufen zu lassen.

Die Folge: Fußball-Deutschland bekam das Duell der beiden Kronprinzen im Kampf um die Nachfolge von Manuel Neuer zu sehen: Urbig gegen Alexander Nübel.

Beide sind bei Bayern unter Vertrag, doch während der eine tagtäglich an der Säbener Straße im Fokus der Bosse seine Qualität zeigen darf, ist der andere noch an den VfB ausgeliehen.

FC Bayern: Urbig schneidet besser ab als Nübel

Den von Kompany möglich gemachten Zweikampf entschied Urbig dann auch eindeutig für sich: Er hielt den bayerischen Kasten sauber und überzeugte mit klugen weiten Bällen.

Auf der anderen Seite fing sich Nübel gleich fünf Gegentore und patzte zweimal eklatant – ein Fehler führte zum zwischenzeitlichen 0:3 aus Stuttgarter Sicht.

„Beim 0:3, so offen muss man sein, sieht er nicht ganz so gut aus“, sagte Stuttgarts Sportdirektor Fabian Wohlgemuth nach der Partie. Eine noch sehr freundliche Analyse der Szene.

„Torwartfehler - darüber brauchen wir gar nicht reden. Der ist natürlich haltbar, das weiß er ja auch. Das war so spielentscheidend, da wusste der VfB dann, jetzt kommen wir nicht mehr zurück“, sagte SPORT1-Experte Stefan Effenberg im Doppelpass deutlicher.

Es überrascht daher nicht, dass die Pressearbeit der beiden Keeper am Samstagabend grundlegend unterschiedlich ausfiel.

Während Nübel sich schnell von den Reportern verabschiedete („Ich komme ja sonst immer zu euch…“), ließ sich Urbig bereitwillig von einer Mitarbeiterin der bayerischen Mediendirektion in die Mixed Zone zum Interview führen.

Dort erklärte der 22-Jährige, dass er sich gefreut habe, als er beim Spaziergang am Samstagvormittag davon erfahren hatte, dass er spielen würde.

Urbigs größter Trumpf heißt Neuer

Auf SPORT1-Nachfrage wollte er aber nichts von einem Duell zwischen Nübel und sich selbst wissen: „Nein. Weil ich mich auf jedes Spiel zu 100 Prozent vorbereite, damit ich einspringen kann, falls dem Manuel (Neuer) etwas passiert. Wäre heute mir etwas passiert, wäre der Manuel eingesprungen. Wir sind als Torwartgruppe auf der Position so gut vorbereitet, dass jeder spielen kann.“

Damit verriet Urbig auch indirekt (und unfreiwillig), was in der Nachfolgefrage für Neuer sein größter Trumpf ist: Er kann hinter der lebenden Legende lernen.

Zudem hat er die Unterstützung des Routiniers: „Es ist für ihn kein Problem, dass er meine Nachfolge antreten kann und wird“, sagte Neuer jüngst bei Sky und entlockt damit seinem Kollegen ein kleines Lächeln: „Das ehrt mich natürlich“, sagte Urbig.

Nach Ende der VfB-Leihe droht eine Sackgasse

Und Nübel? Der mittlerweile 29-Jährige kehrt – Stand jetzt – im kommenden Sommer an die Säbener Straße zurück. Ob er überhaupt die Gelegenheit zu einem fairen Duell mit Urbig erhält, ist allerdings fraglich – auch weil Neuer noch nicht entschieden hat, ob er nicht vielleicht doch weitermachen will.

Sollte er seine Karriere fortsetzen, würde Urbig weiter an Boden gewinnen. Nübel würde in eine Sackgasse geraten. Für die Bayern-Bosse ergibt sich derweil ein Luxusproblem, schließlich kann man nie genug gute Keeper haben.

„Mit Manu haben wir einen herausragenden Torhüter in den eigenen Reihen. Wir haben mit Jonas einen Torhüter, der immer seine Leistungen bringt, wenn er auf dem Platz steht“, erklärte Sportvorstand Max Eberl auf Nachfrage von SPORT1 und sagte weiter: „Alex Nübel gehört auch noch dem FC Bayern, der definitiv sehr gute Qualität besitzt. Wir schauen uns das an und werden natürlich immer erst mit den Jungs reden.“

Auch wenn die Bayern-Führung damit versucht, sich vorerst um eine Entscheidung zu drücken, ist klar: Nübel hat mit seinem durchwachsenen Auftritt gegen seinen eigentlichen Arbeitgeber seine letzte Chance in München so gut wie verspielt. Zu deutlich war der negative Eindruck, der jetzt lange nachhallen dürfte.

Urbig triumphierte – für ihn lief es perfekt nach Drehbuch.

Effenberg wünscht sich Urbig als Nummer eins

„Die Situation ist relativ klar: Neuer ist die Nummer eins bei Bayern München, Urbig ein herausragender Backup. Nübel ist ein sehr wichtiger Torwart für den VfB Stuttgart“, schilderte Effenberg: „Für die Zukunft wünsche ich mir Urbig als Nummer eins bei Bayern in München und, dass Nübel die Nummer eins in Stuttgart bleibt.“

VfB-Sportdirektor Christian Gentner erklärte im Doppelpass, dass Nübel mit solchen Fehlern „souverän“ umgehe und ihn diese „nicht aus der Bahn werfen“.

Mit Blick auf Effenbergs Zukunfts-Wunsch antwortete der Ex-Nationalspieler: „Das ist zum jetzigen Zeitpunkt für uns gar kein Thema. Die Entscheidung ist nicht getroffen. Auch solange da keine Entscheidung in München gefallen ist.“

Er ergänzte: „Zum aktuellen Zeitpunkt sind wir sehr froh, dass wir Alex Nübel bei uns im Tor haben. Er hat einen Riesen Mehrheit als Persönlichkeit und als Torhüter für uns. Ein Publikumsliebling auch eine Identifikationsfigur.“