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FCA-Boss enthüllt im Doppelpass noble Geste von Sandro Wagner

FCA-Boss enthüllt Geste von Wagner

FCA-Geschäftsführer Michael Ströll spricht im SPORT1-Doppelpass ausführlich über die Trennung von Sandro Wagner - und stellt sich der kritischen Debatte um das gescheiterte Experiment.
Nach der Trennung von Trainer Sandro Wagner gewinnt der FC Augsburg überraschend gegen Bayer Leverkusen. FCA-Boss Michael Ströll erklärt das Aus und enthüllt im Doppelpass eine noble Geste von Wagner nach dem Spiel.
FCA-Geschäftsführer Michael Ströll spricht im SPORT1-Doppelpass ausführlich über die Trennung von Sandro Wagner - und stellt sich der kritischen Debatte um das gescheiterte Experiment.

Michael Ströll, Geschäftsführer des FC Augsburg, hat im SPORT1-Doppelpass neue Einblicke in die Trennung von Sandro Wagner gegeben – und eine Geste des ehemaligen Coachs enthüllt.

„Er war der Erste gestern, der uns zum Sieg gratuliert hat. Das zeigt absolut Größe“, berichtete Ströll im Dopa und brach zugleich eine Lanze für den 38 Jahre alten Coach, den er von vielen als missverstanden sieht: „Von Sandro Wagner wird teilweise ein Bild transportiert, das ihm nicht gerecht wird. Er ist ein toller Mensch.“

Sandro Wagner: „Überzeugung beidseitig gebröckelt“

Das im Sommer mit großen Hoffnungen gestartete Engagement war zu Beginn der Woche nach dem bitteren 0:3 bei der TSG Hoffenheim in beiderseitigem Einvernehmen beendet worden.

Auf Nachfrage von Moderator Florian König bestätigte Ströll am Sonntag SPORT1-Informationen, dass Wagner in einem anschließenden Gespräch selbst nicht den Eindruck vermittelte, als glaube er selbst noch an eine Besserung unter seiner Leitung.

„Wir sind nach dem Hoffenheim-Spiel wie immer in den Austausch gegangen“, berichtete Ströll: „Am Ende haben wir in diesem Gespräch festgestellt, dass die Überzeugung beidseitig ein wenig bröckelt.“

FCA-Boss: „Haben uns das anders vorgestellt“

Letztlich aber spreche es auch für Wagner, dass er selbstkritisch sei und „das ein oder andere hinterfragt“, so wie der Verein es umgekehrt auch tue. Das Verhältnis zu Wagner sei bis zum Schluss eine „gute Beziehung“ geblieben.

Unter Handlungsdruck habe sich der Klub nur eben trotz allem gefühlt: „Wenn du dann in so einer Diskussion bist, dann muss du abwägen als Klub. Wenn derjenige, der vor der Mannschaft steht, den ein oder anderen Zweifel hat und nicht weiß, ob wir den Turnaround gemeinsam schaffen, dann musst du Entscheidungen treffen. Wir haben da eine konsequente Entscheidung getroffen.“

Das Bedauern, dass die Entscheidung nötig geworden sei, sei gleichwohl groß: „Wir haben uns das alles anders vorgestellt. Wir haben im Sommer natürlich gehofft, dass es anders anläuft und anders endet. Das hat sich als nicht richtig herausgestellt. Dass es auf diesem Weg immer wieder holprig sein kann, war allen bewusst. Wenn aber so eine Dynamik wie am Wochenende entsteht, dass musst du die Dinge grundlegend diskutieren.“

Effenberg: „Er hat es nicht richtig eingeschätzt“

Die Gründe für Wagners Scheitern wurden im Dopa kritisch aufgearbeitet. Zwei Aspekte standen dabei im Vordergrund: sein Umgang mit der medialen Öffentlichkeit und die Spielidee des ehemaligen Assistenten von Bundestrainer Julian Nagelsmann.

„Er hat es nicht richtig eingeschätzt“, analysierte SPORT1-Experte Stefan Effenberg: „Er wollte die Spielphilosophie attraktiver machen, schöner, unterhaltsamer, offensiver. Der Schuss ist nach hinten losgegangen, weil die DNA von Augsburg ist, eher stabil hinten zu stehen.“

Wagner habe „genau das Gegenteil“ von dem machen wollen, „was Augsburg eigentlich auszeichnet. Dieser Schritt war in der Saisonvorbereitung einfach zu krass und zu groß mit Blick auf die Qualität der Spieler.“

Mehrere andere Gäste attestierten Wagner auch eine gewisse Ungeschicklichkeit in seinem öffentlichen Auftreten. Vor allem die berühmt-berüchtigte Aussage, dass die Augsburger aus seiner Sicht keinesfalls „weniger Qualität haben als die Bayern“, war Thema.

Bayern-Aussage „hing in den Klamotten“

„Das war eine Aussage, die ihm danach auch medial in den Klamotten drinhing“, sagte der Sky-Reporter und ehemalige Bundesliga-Profi Torben Hoffmann: Das und anderes sei „unter dem Aspekt Unerfahrenheit im Trainerberuf“ einzuordnen: „Ich kenne ihn gut, Sandro ist ein sensibler Mann, eine große Erscheinung voller Selbstvertrauen. Aber das war sicher eine Aussage, die er sich hätte sparen müssen.”

Wagner hatte die Aussage Ende August nach der Niederlage gegen Bayern am SPORT1-Mikrofon getätigt und schnell selbst relativiert. Der Schaden sei da aber schon angerichtet gewesen, befand der langjährige RTL-Sportreporter Felix Görner: „Er ist leiser geworden, aber das Bild von Sandro Wagner mit dem großen Selbstvertrauen war in der Welt. Sich dann wieder zurückzunehmen, ist schwierig für die Glaubwürdigkeit.“

Auch Ströll äußerte sich in der Debatte um die vieldiskutierte Aussage – und erklärte: „Man muss auch die Situation sehen. Er ist in dem Moment nach einer guten Leitung unserer Mannschaft angesprochen worden. Was er eigentlich tun wollte, war, die Mannschaft verteidigen zu verteidigen. Er wollte die Leistung irgendwie in den Vordergrund stellen.“

Was dabei rausgekommen sei, sei „natürlich nicht glücklich gewesen und wir haben sehr schnell gespürt, dass das noch wochenlang in der Medienlandschaft herumgeistert“. Wagner sei auch selbst bewusst, dass er Fehler gemacht hätte, aus denen er lernen müsse: „Natürlich würde er das ein oder andere anders machen, wenn er die Situation nochmal zurückdrehen könnte.“

Baum bleibt nur bis Jahresende Coach

Anstelle Wagners übernahm übergangsweise der ehemalige FCA-Coach Manuel Baum. Trotz des Traumstarts mit einem überraschenden 2:0 gegen Bayer Leverkusen bleibe dieser aber nur bis Jahresende, stellte Ströll klar.

Schon bei den Gesprächen zur Übernahme des Postens habe der 46-Jährige betont, dass er im neuen Jahr „unbedingt wieder in den Job zurück möchte“, den er eigentlich bei den bayerischen Schwaben hat, sagte Ströll über den „Leiter Entwicklung & Fußball-Innovation“.

Der neue Chefcoach müsse bereit sein, den Weg des FCA weiterzugehen, ergänzte der Geschäftsführer, „das ist ganz klar. Die Ausrichtung ist für uns gesetzt. Wenn wir uns entwickeln und als kleinerer Klub nicht irgendwann abhängen lassen wollen, müssen wir diesen Weg gehen. Wir können nicht so tun, als hätte der FC Augsburg die Bundesliga gepachtet.“