War es das für Domenico Tedesco? Es sieht stark danach aus.
Schneider deutet Tedesco-Aus an
Nach dem 0:7 bei Manchester City, dem blamablen Aus im Champions-League-Achtelfinale, rückt der neue starke Mann des FC Schalke 04 von Trainer Domenico Tedesco ab.
Vor dem Rückflug am Mittwoch machte Jochen Schneider starke Andeutungen, dass Tedesco nicht mehr zu halten ist. "Wir können nach dem Spiel nicht zur Tagesordnung übergehen", sagte er und kündigte Gespräche nach der Ankunft in Gelsenkirchen an. Ein Statement des Klubs solle es im Lauf des morgigen Donnerstags geben.
Eine Garantie, dass der 33 Jahre alte Tedesco am Samstag gegen RB Leipzig (Bundesliga: FC Schalke 04 - RB Leipzig ab 15.30 Uhr im LIVETICKER) eine letzte Chance bekommt, wollte Schneider auch nicht mehr geben: "Wo gibt's Garantien? Das war gestern zu heftig und zu deutlich." Die Bild berichtet, der erst Anfang 2019 zurückgeholte Co-Trainer-Veteran Seppo Eichkorn solle bei Tedescos Entlassung Interimscoach werden.
Tedesco nach Blamage noch kämpferisch
Schneider hatte noch unmittelbar nach der Partie ein Interview mit dem übertragenden Sender Sky abgesagt, stellte sich auch in der Mixed Zone nicht den Reportern - während der Trainer noch den Kämpfer gab.
"Ich habe keine Sekunde daran gedacht, irgendwas zu verändern meinerseits", versicherte Tedesco selbst nach der Partie.
Nach dem Debakel gegen den Ex-Schalker Leroy Sane und dessen Kollegen stellt sich aber nicht nur für Schneider die Frage, ob der Coach die Kontrolle über das Ruder nicht schon unwiederbringlich verloren hat.
Diagnose "Trendwende" war verfrüht
Tedesco wirkt in der aktuellen Schalker Situation wie eine tragische Figur, die weit davon entfernt ist, alles falsch zu machen, aber eben doch nicht genug richtig macht - und sich mittlerweile in eine heillos verfahrene Lage manövriert hat.
Dass er Teile der Kabine verloren hat, ist spätestens nach seinem Durchgreifen gegen Mark Uth, Amine Harit und Hamza Mendyl offenkundig. Und obwohl immer noch eine Mehrheit der Spieler zu ihm steht, für ihren Trainer spielen will: Es scheint nicht zu reichen.
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Weder das 2:4 gegen Bremen am Wochenende noch das Spiel gegen City waren frei von guten Ansätzen. Doch diese Ansätze sind Muster ohne Wert, wenn am Ende die Erkenntnis bleibt, dass Tedescos Schalker einem Gegner, der ins Rollen kommt, nichts mehr entgegenzusetzen haben.
Schneiders Diagnose, dass im Bremen-Spiel eine "Trendwende" zu sehen war - für die er von Peter Neururer im CHECK24 Doppelpass Kritik einstecken musste - war verfrüht.
Fünf Schalke-Spieler bei Star-Friseur
Zu allem Überfluss boten die Schalker bei ihrer Manchester-Reise auch durch ihre Aktivitäten neben dem Platz weitere Angriffsfläche: Fünf Spieler ließen sich vor der Partie von Sheldon Edwards alias HD Cutz verschönern - dem Londoner Star-Friseur, der schon beim Lokalrivalen BVB für Wirbel gesorgt hatte - und für Verärgerung bei BVB-Boss Hans-Joachim Watzke.
Diesmal vollführte er ein bei Instagram dokumentiertes Makeover an Nabil Bentaleb, Rabbi Matondo, Salif Sane, Weston McKennie und Breel Embolo. Im Schalker Teamhotel, wie die Bild berichtet.
Eine Randstory, einerseits. Andererseits aber doch erstaunlich instinktlos, wie leichtfertig sie beim Tabellen-14. der Bundesliga genau jetzt auch noch Stoff für "Hauptsache-die-Haare-schön"-Geschichten liefern.
Schwächstes Glied in der Kette
Wie viel die General-Misere mit Tedesco und wie viel sie mit der Zusammenstellung des Kaders zu tun hat, die Schneiders Vorgänger Christian Heidel zu verantworten hat, ist eine Frage, die Raum für Endlos-Debatten bietet. Feststeht, dass Tedesco intern weiterhin für seine Akribie, seinen Sachverstand und größtenteils auch für seinen menschlichen Umgang geschätzt wird. Feststeht aber eben auch, dass er kein wirksames Mittel gegen die Krise gefunden hat.
Letztlich ist ohnehin nicht der springende Punkt, wie viel Prozent Verantwortung Tedesco für die Krise trägt.
Zu seinem Leidwesen ist der springende Punkt der, dass er in der aktuellen Lage das schwächste Glied in der Eskalationskette ist. Dass seine Entlassung der größte Impuls ist, den Schalkes Verantwortliche im Kampf gegen die Relegation noch setzen können.