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FC Salzburg: Trainer Jaissle über Adeyemi, Sesko und Gegner Wolfsburg

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FC Salzburg: Trainer Jaissle über Adeyemi, Sesko und Gegner Wolfsburg

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Adeyemi zu Bayern? Das sagt sein Coach

Salzburg geht als Spitzenreiter in die Champions-League-Duelle mit Wolfsburg. Trainer Matthias Jaissle spricht bei SPORT1 über das Aufeinandertreffen mit dem Bundesligisten, die Ziele mit der Mannschaft und Senkrechtstarter Karim Adeyemi.
Karim Adeyemi spielt sich mit RB Salzburg in den Fokus der Top-Klubs. Ein Wechsel in die Bundesliga ist wahrscheinlich. Als Favorit im Transferpoker gilt Borussia Dortmund - ein perfect Match?
cmichel
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Matthias Jaissle hat als neuer Trainer von Red Bull Salzburg einen herausragenden Start hingelegt. Der österreichische Spitzenklub marschiert von Sieg zu Sieg, auch in der Champions League präsentiert sich das blutjunge Team auf allerhöchstem Niveau.

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Der 33 Jahre alte Coach, früher Profi bei der TSG Hoffenheim (2007 bis 2014), hebt im Interview mit SPORT1 vor allem zwei Eigenschaften hervor: mutig und frech sein! So will RB auch in den Duellen mit Bundesligavertreter VfL Wolfsburg auftreten (FC Salzburg - VfL Wolfsburg ab 18.45 Uhr im SPORT1-Liveticker).

Im Blickpunkt: Nationalstürmer Karim Adeyemi, den auch etliche Bundesligaklubs auf dem Zettel haben. (Adeyemis Berater verhandelt in München)

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SPORT1: Matthias Jaissle, Ihre Mannschaft hat vier Punkte nach zwei Vorrundenpartien in der Champions League gesammelt. Wie zufrieden sind Sie mit dem Start in der Königsklasse?

Matthias Jaissle: Wir sind sehr zufrieden mit dem Start in die Champions League. Vier Punkte aus zwei Spielen gegen solche Top-Mannschaften machen uns schon stolz. Die Art und Weise, wie wir mit unserer jungen Mannschaft gespielt haben, war genauso, wie wir uns das vorgestellt haben. Die war mutig und frech. Wenn das Ergebnis noch passt, dann ist es umso schöner.

Jaissle: „Lassen uns Favoritenrolle nicht zuschieben“

SPORT1: Von insgesamt fünf Strafstößen fanden allerdings nur drei den Weg ins Tor, gegen den FC Sevilla verschoss das Team zwei Elfmeter. Fehlte da noch die Nervenstärke auf der großen Bühne? (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Champions League)

Jaissle: Ich weiß nicht, ob ein erfahrener Spieler, der schon viele Champions-League-Spiele absolviert hat, den Elfmeter verwandelt hätte. Das ist sehr hypothetisch. Aber unsere mutigen und frechen Auftritte zeugen eigentlich von großem Selbstbewusstsein. Deswegen bin ich insgesamt sehr zufrieden.

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SOCCER - UEFA CL, Sevilla vs RBS SEVILLA,SPAIN,13.SEP.21 - SOCCER - UEFA Champions League, group stage, FC Sevilla vs Red Bull Salzburg, preview, press conference, PK, Pressekonferenz RBS. Image shows Trainer Matthias Jaissle (RBS). PUBLICATIONxNOTxINxAUTxSUIxSWE GEPAxpictures xMathiasxMandl
SOCCER - UEFA CL, Sevilla vs RBS SEVILLA,SPAIN,13.SEP.21 - SOCCER - UEFA Champions League, group stage, FC Sevilla vs Red Bull Salzburg, preview, press conference, PK, Pressekonferenz RBS. Image shows Trainer Matthias Jaissle (RBS). PUBLICATIONxNOTxINxAUTxSUIxSWE GEPAxpictures xMathiasxMandl

SPORT1: Ihre Gruppe ist verdammt eng, in den Duellen entscheiden Nuancen. Gehen Sie dennoch nach diesem fantastischen Saisonstart als Favorit in die Duelle gegen Wolfsburg?

Jaissle: Diese Favoritenrolle lassen wir uns nicht zuschieben. In der Gruppe befinden sich absolute Topmannschaften aus Topligen. Sevilla ist mehrfacher Europa-League-Sieger, Wolfsburg hatte in der Bundesliga auch dieses Jahr wieder einen sehr guten Start und Lille ist vor Paris Saint-Germain Meister geworden. Das alles spricht Bände. Deshalb wissen wir um unsere Rolle. Wir bleiben bescheiden und demütig und freuen uns über die bisherigen guten Ergebnisse. Wir wollen aber vor allem mit unserer Art und Weise, Fußball zu spielen, für Furore sorgen und den einen oder anderen in dieser Saison ärgern.

SPORT1: Mit zwei Siegen wäre die Tür in Richtung erstes Achtelfinale der Vereinsgeschichte aber weit geöffnet...

Jaissle: Auch das ist sehr hypothetisch (lacht)...

Jaissle über den VfL Wolfsburg

SPORT1: Worauf wird es in den Duellen mit Wolfsburg ankommen?

Jaissle: Meine Mannschaft muss wieder an ihre Leistungsgrenze kommen. Ansonsten wird es in der Königsklasse sehr schwierig. Mit Wolfsburg steht uns ein Gegner mit unfassbar hoher individueller Qualität gegenüber. Sie haben tolle Einzelspieler und können auch von der Bank nachlegen. Deswegen müssen wir, wie schon gegen Sevilla und Lille, unsere maximale Leistung abrufen, mutig und frech sein (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Champions League).

SPORT1: Wer sind die Wolfsburger Schlüsselspieler?

Jaissle: Einzelne Spieler herauszuheben, würde den anderen Spielern nicht gerecht werden. Angefangen bei Torhüter Koen Casteels, den ich noch als Mitspieler aus Hoffenheimer Zeiten kenne, über die Verteidigungskette, das Mittelfeld und den Sturm hat Wolfsburg viele Topspieler. Das ist eine Mannschaft gespickt mit vielen Stars. Sie haben sich letztes Jahr zurecht für die Champions League qualifiziert.

Matthias Jaissle (l.) arbeitete auch schon als Assistent von Alexander Zorniger (r.)
Matthias Jaissle (l.) arbeitete auch schon als Assistent von Alexander Zorniger (r.)

SPORT1: Ihr Vorgänger Jesse Marsch hat in den vergangenen beiden Jahren viel Erfolg in Salzburg gehabt. Was konnten Sie übernehmen?

Jaissle: Tatsächlich war der Umbruch bei uns in diesem Sommer außergewöhnlich groß. Der Kader wurde deutlich verjüngt. Das komplette Trainerteam ist neu. Die jüngste Mannschaft der Champions League hat wohl auch den jüngsten Staff um sich herum. Das ist bemerkenswert. Was für Red Bull Salzburg spricht, ist die Konsequenz, mit der der Verein seinen Weg geht und dabei immer auf junge Talente setzt. So jung wie diesmal war die Mannschaft allerdings noch nie. Dazu haben wir eine bestimmte Art und Weise, wie wir Fußball spielen lassen. Das ist beachtlich und das habe ich so auch schon vorgefunden. Darüber war ich mir bewusst, als ich den Job angenommen habe.

„Ein Karriereplan ergibt für mich keinen Sinn“

SPORT1: Der Weg aus Salzburg führt irgendwann fast schon automatisch in die deutsche Bundesliga. Haben Sie einen Karriereplan, der das auch vorsieht?

Jaissle: Ein Karriereplan ergibt für mich keinen Sinn. Dafür ist der Fußball zu schnelllebig. Ich bin bislang in meiner Karriere als Spieler und auch als Trainer gut damit gefahren, die aktuelle Aufgabe vollständig fokussiert und leidenschaftlich anzugehen. So mache ich das auch hier in Salzburg. Der Verein steht für die Art und Weise, für die ich auch als Trainer stehe. Daher ergibt das auch ein gutes Miteinander.

SPORT1: Nicht nur die Trainer, sondern auch viele hochtalentierte Spieler finden den Weg in die europäischen Topligen. Aktuell strahlt der Stern von Karim Adeyemi immer heller. Haben Sie sich über sein tolles Länderspieldebüt mit Treffer gefreut?

Jaissle: Wir haben sehr viele Nationalspieler (zuletzt 13, Anm. d. Red.), die wir bei ihren Einsätzen immer genau verfolgen. Deshalb habe ich natürlich auch Karim Adeyemi nach seinem Tor gratuliert. Und das habe ich auch nach seinem Assist getan. Es gab zuletzt einige Nationalspieler, die sich für weitere Einsätze für ihre Länder empfohlen haben. Das ist toll für uns zu sehen. Die Spieler werden mit breiter Brust zurückkommen, weil sie getroffen oder einen Assist gegeben oder, wie Karim damals, ihr erstes Länderspiel für die A-Nationalmannschaft gemacht haben. Das macht uns als Klub extrem stolz.

Adeyemi zu Bayern? Das sagt sein Trainer

SPORT1: Die Entwicklung von Adeyemi sticht allerdings heraus und ist begeisternd. In der Champions League holte er vier der fünf Strafstöße heraus, zuletzt verwandelte er beide gegen Lille. In der Liga stehen bereits acht Saisontore. Was zeichnet ihn aus?

Jaissle: Karim ist noch jung und für dieses Alter schon sehr weit in seiner Entwicklung. Er hat eine unglaubliche Stärke mit seinem Speed und seiner Dynamik. Trotzdem hat er noch sehr viel Potenzial. Es stimmt mich für seine Zukunft aber sehr positiv, wenn er diese Bereitschaft und Einstellung zur Weiterentwicklung weiterhin an den Tag legt. Dann kann daraus eine richtig große Karriere werden.

SPORT1: In Deutschland kocht die Gerüchteküche bereits über, vor allem der FC Bayern und Borussia Dortmund buhlen um Adeyemi. Besteht dennoch eine Mini-Hoffnung auf einen längeren Verbleib? (Zum SPORT1-Transferticker)

Jaissle: Die Frage muss Ihnen unser Sportdirektor Christoph Freund beantworten (lacht). Aber ich habe natürlich noch die Hoffnung auf einen Verbleib von Karim Adeyemi. Es macht sehr viel Spaß, mit ihm zusammenzuarbeiten. Ich hoffe, dass er in den nächsten Monaten weitere Schritte nach vorn macht, denn ich sehe da noch Luft nach oben.

Salzburg-Trainer Trainer Matthias Jaissle (l.) würde Karim Adeyemi (r.) gerne so lange halten wie möglich
Salzburg-Trainer Trainer Matthias Jaissle (l.) würde Karim Adeyemi (r.) gerne so lange halten wie möglich

SPORT1: Während ein Wechsel von Adeyemi nach München zumindest logisch erscheinen würde, überraschte der Abgang von U21-Europameister Mergim Berisha zu Fenerbahce. Wie haben Sie diesen Schritt wahrgenommen?

Jaissle: Es ist bei Red Bull Salzburg gelebte Praxis, dass sich Spieler und Verantwortliche transparent austauschen. Dabei sind wir gemeinsam zu dem Entschluss gekommen, dass wir Mergim Berisha bei seinem Wechselwunsch keine Steine in den Weg legen wollen. Meinem Staff und mir geht es in der täglichen Arbeit vor allem darum, dass wir uns auf die Mannschaft konzentrieren, die wir zur Verfügung stehen haben.

SPORT1: Der Blick auf den Salzburger Kader zeigt wieder enorm viel Talent. Haben Sie einige Spieler schon überrascht?

Jaissle: Überrascht bin ich nicht von meinen Spielern. Es ist so, dass wir den Anspruch haben, die Jungs bestmöglich zu entwickeln. Trotz des jungen Durchschnittsalters war mir bewusst, dass der Kader Qualität hat. Das Alter spielt dann auch keine Rolle. Wir sehen immer das Potenzial der Spieler. Diese Qualität paaren wir mit harter Arbeit, Bereitschaft und Disziplin. Wenn die Jungs diese Eigenschaften an den Tag legen, dann kommen die Entwicklungsschritte von alleine. Die Mannschaft hat aber von Beginn an gezeigt, dass sie gewillt ist, diese Schritte zu gehen.

Benjamin Sesko - der neue Erling Haaland?

SPORT1: Aber neben Karim Adeyemi fällt noch ein Spieler besonders auf. Benjamin Sesko bringt Dinge mit, die an Borussia Dortmunds Erling Haaland erinnern. Er holt sich die Bälle auch im Mittelfeld ab und stürmt dann – auch mit Ball am Fuß - in Richtung gegnerischen Strafraum. Sehen Sie auch Ähnlichkeiten?

Jaissle: Ich vergleiche Spieler sehr ungern, weil jeder individuell ist und seine Stärken und Schwächen hat. Benjamin Sesko bringt für sein junges Alter allerdings schon sehr viel mit und hat das jetzt schon mit Nachdruck bewiesen – sowohl bei uns als auch bei der Nationalmannschaft. Für ihn gilt, dass er fleißig, diszipliniert und mit großer Leidenschaft ins Training kommt und sich weiterentwickeln will.

SPORT1: Aber Sesko hat seine Trefferquote unter Ihnen enorm gesteigert. Gab es da ein besonderes Gespräch zwischen Ihnen und dem Spieler?

Jaissle: Es ist bei allen Spielern wichtig, dass man sie abholt. Ich führe dann Gespräche, um herauszufinden, wo sich ein Spieler selbst sieht und was ihn beschäftigt, nicht nur sportlich. Dann können wir klar und transparent ausarbeiten, wo wir Stärken und Schwächen sehen und wie wir gemeinsam das Beste erreichen können. Durch diese direkte Kommunikation wissen die Spieler genau, wo sie stehen. Wenn die Entwicklung dann so läuft wie bei Sesko, dann befinden wir uns auf einem guten Weg.

Benjamin Sesko gilt als neuer Haaland
Benjamin Sesko gilt als neuer Haaland

SPORT1: Wann würde Matthias Jaissle sagen, dass er mit Salzburg eine gute Saison 2021/22 gespielt hat?

Jaissle: Wenn wir die Ziele erreichen, die wir uns gesteckt haben. Wir wollen in der Liga den Titel holen und auch den Cup gewinnen. Und wir wollen die Spieler entwickeln und unterstützen. Sollte das gelingen, dann hätten wir eine erfolgreiche Saison gespielt.

SPORT1: Und was zählt in der Champions League zu einer erfolgreichen Saison?

Jaissle: In der Champions League sprechen wir nicht über Ergebnisse. Das habe ich in meiner Ansprache auch der Mannschaft erklärt. Wir definieren uns nicht über die Resultate, sondern über die Art und Weise des Fußballs. So, wie wir es jetzt in zwei Partien gemacht haben, so wollen wir das auch in den weiteren Begegnungen der Gruppenphase machen. Für viele Spieler sind es die ersten Champions-League-Partien. Wo wir dann am Ende landen? Das werden wir sehen. Aber die mutige und freche Spielweise wollen wir beibehalten.