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BVB: Wieso die City-Klatsche auch Balsam für die Seele war

Als wäre er nie weg gewesen

Emre Can feiert nach langer Leidenszeit sein Comeback für den BVB. Trotz des Ergebnisses ist die Rückkehr des Kapitäns ein Hoffnungsschimmer. Das Verhalten seiner Mitspieler spricht Bände.
SPORT1-Reporter Manfred Sedlbauer macht in den Katakomben des Etihad Stadiums von Manchester City eine interessante Beobachtung bei Emre Can.
Emre Can feiert nach langer Leidenszeit sein Comeback für den BVB. Trotz des Ergebnisses ist die Rückkehr des Kapitäns ein Hoffnungsschimmer. Das Verhalten seiner Mitspieler spricht Bände.

Ein Lächeln sagt mehr als tausend Worte. Emre Can hätte eigentlich allen Grund dazu gehabt, sauer und enttäuscht zu sein. Sauer über die deutliche Klatsche bei Manchester City und enttäuscht darüber, dass der BVB mit den Topteams einfach (noch) nicht mithalten kann.

Und trotzdem verließ der BVB-Kapitän das Etihad Stadium am Mittwochabend mit einem Lächeln auf den Lippen. Denn weitaus schmerzhafter als diese 1:4-Niederlage dürfte die lange Leidenszeit des 31-Jährigen gewesen sein. Der aus sportlicher Sicht so bittere Abend in Manchester war daher in gewisser Weise aber auch Balsam für die Seele.

BVB-Kapitän Can feiert überzeugendes Comeback

173 Tage nach seinem letzten Pflichtspiel für den BVB stand der Kapitän wieder auf dem Rasen. Und agierte, als wäre er nie weg gewesen. Can kam in der 66. Spielminute für Ramy Bensebaini ins Spiel, übernahm die Kapitänsbinde und knüpfte da an, wo er bei seinen letzten Einsätzen aufgehört hatte: Ruhig am Ball und aggressiv in den Zweikämpfen - auch darüber hinaus.

Sinnbildlich dafür war seine erste Aktion. In bester Ringermanier ließ er Haaland – anders als seine Mitspieler zuvor - keinen Millimeter Platz. Als der Schiedsrichter die Aktion abpfiff, packte Can nochmal fester zu, riss dem City-Star fast die Binde vom Arm.

Als sich beide trennten, warf der DFB-Star dem Norweger noch einige saftige Worte an den Kopf. Can setzte ein Zeichen und ging als Leader voran.

Großes Lob für Emre Can

„Er hat es gut gemacht. Er kam rein, hat eine Menge Energie gehabt, war auch gleich in viele Zweikämpfe involviert und hat noch einmal versucht, anzuschieben. Es ist auch klar, dass nach einer so langen Zeit noch nicht alles perfekt sein kann. Aber wir sind froh, dass Emre wieder zurück ist. Nach so einer langen Zeit - und das habe ich ihm gerade auch nochmal gesagt - hat er das heute sehr, sehr gut gemacht“, lobte BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl.

Auch Waldemar Anton fand positive Worte: „Ich bin sehr froh, dass er wieder da ist. Er hilft uns enorm viel. Er ist unser Kapitän, er macht viel für die Mannschaft. Er hat meiner Meinung nach ein sehr, sehr gutes Spiel gemacht.“

Schlotterbecks Reaktion spricht Bände

Hervorzuheben war dabei die Reaktion von Nico Schlotterbeck. Der Innenverteidiger zog nach der Partie ein langes Gesicht. Angesprochen auf Can, änderte sich seine Miene schlagartig.

„Ich bin mit Emre lange durch die Reha gegangen, er hat mich lange begleitet. Er war für mich auch eine Stütze, weil er ein unfassbar guter Junge ist, menschlich und sportlich. Deswegen freut es mich, er hat es in den 25 Minuten richtig gut gemacht, er hat uns Stabilität gegeben. Ich freue mich, in den nächsten Wochen wieder mit ihm zu spielen. Ich glaube, seine Qualität hat uns gefehlt. Ich hoffe, er kommt auf sein altes Niveau“, so Schlotterbeck mit einem breiten Grinsen.

Fakt ist: Die Dortmunder freuen sich aufrichtig mit und über Can und sein Comeback. Ein Beweis dafür, wie angesehen und beliebt der Kapitän in der Kabine ist.

Can kämpft sich zurück

Immer wieder plagten Can hartnäckige Adduktorenprobleme. Im Endspurt der vergangenen Saison quälte er sich mit dieser Verletzung noch lange Zeit durch. Genau dieser – vielleicht falsche – Ehrgeiz zwang ihn zu dieser langen Pause.

Auf die Klub-WM verzichtete Can gänzlich und kämpfte sich mit seinem letztjährigen kongenialen Innenverteidiger-Partner Nico Schlotterbeck durch die Reha - keine leichte Zeit für den Kapitän. Niko Kovac gab auf der Pressekonferenz vor dem Spiel einen Einblick in Cans Seelenleben.

„Er hatte fünfeinhalb Monate zu kämpfen. Für einen Spieler ist es sehr schwierig, sich zu motivieren. Aber er ist ein Vollprofi“, sagte der 54-Jährige auf SPORT1-Nachfrage.

Das Spiel in Manchester dürfte für Can trotz der deutlichen Niederlage so etwas wie ein kleiner Feiertag gewesen sein. Es zeigt: Manchmal gibt es eben doch Wichtigeres als das Ergebnis. Das verriet Cans Lächeln eindeutig.