Es war ein Moment wie aus den Träumen eines jeden Stürmers: Champions League, Heimspiel, Gegner ist ausgerechnet der große FC Barcelona. Als großer Außenseiter ging Club Brügge in die Partie am Mittwochabend und schockte die Katalanen – das deutsche Sturm-Juwel Nicolò Tresoldi traf schon in der 6. Minute.
Champions League: Der Barca-Schreck aus Deutschland
Deutscher Shootingstar startet durch
Bei einem Konter tauchte Carlos Forbs hinter der Abwehrkette von Barca auf, nachdem die häufig genutzte Abseitsfalle von Trainer Hansi Flick fehlgeschlagen war. Mit seinem Tempo stieß Forbs bis in den Strafraum vor und musste nur noch auf Tresoldi querlegen, der den Ball frei vor Torhüter Wojciech Szczesny im Tor versenkte. Ein Treffer, der das Jan-Breydel-Stadion beben ließ und einen unfassbaren Abend eröffnete, der letztlich mit einem 3:3 endete.
„Erneut stark im Kombinationsspiel, zudem zuverlässig in der Ausführung seiner Aufgaben“, bewertete die belgische Zeitung Het Nieuwsblad den abermals starken Auftritt des deutschen U21-Nationalspielers.
Startschwierigkeiten längst vergessen! Tresoldi bei Brügge in Bestform
Der Führungstreffer gegen den fünfmaligen Champions-League-Sieger ist einer der Höhepunkte in der noch jungen Karriere von Tresoldi. Im Sommer wagte der 21-Jährige einen großen Sprung und wechselte für 7,5 Millionen Euro von Hannover 96 nach Brügge. Aus der 2. Bundesliga direkt in die Königsklasse des europäischen Fußballs.
Nach anfänglichen Startschwierigkeiten mit sieben Ligaspielen ohne Torbeteiligung hat sich Tresoldi zum absoluten Stammspieler entwickelt und erzielte zuletzt beachtliche Statistiken.
In den vergangenen sieben Ligaspielen traf Tresoldi viermal und bereitete ein weiteres Tor vor. Dazu kommen aktuell drei Torbeteiligungen in vier Champions-League-Spielen.
Verliert Deutschland das nächste Talent?
Bei dieser Entwicklung ist es kein Wunder, dass in den vergangenen Wochen auch das Thema Nationalmannschaft wieder für Brisanz sorgte. Mit 18 Jahren wurde Tresoldi erstmals in den Kader der DFB-Junioren berufen. Geboren wurde der Sohn des italienischen Ex-Profis Emanuele Tresoldi jedoch in Cagliari und könnte damit auch für die Squadra Azzurra auflaufen.
Trotz seiner starken Leistungen in Belgien blieb eine Nominierung von Bundestrainer Julian Nagelsmann und ein Spiel für die A-Nationalmannschaft bisher aus, weshalb in den vergangenen Wochen vermehrt Gerüchte um einen möglichen Verbandswechsel des U21-Vizeeuropameisters aufkamen.
„Wenn Gattuso mit mir sprechen möchte...“
Spekulationen, die auch von Tresoldi angeheizt wurden. „Die Regeln erlauben es, und mein Telefon ist eingeschaltet. Wenn Gattuso mit mir sprechen möchte, würde mich das sehr freuen“, sagte er in einem Interview mit Sky Sports Italia. Nationaltrainer Gennaro Gattuso reagierte daraufhin und vermeldete: „Wir arbeiten daran. Mal sehen, was wir tun können.“
Deutschlands U21-Trainer Antonio Di Salvo blieb vor den Länderspielen im Oktober jedoch gelassen und erklärte, Tresoldi habe ihm versichert, „dass er sich voll auf die U21 und Brügge fokussiert“.
Der Deutsch-Italiener blieb beim Thema Tresoldi gelassen: „Klar wird, wenn man erfolgreich ist und Tore macht, der Name sofort gespielt. Aber Fakt ist, dass er sich bei uns extrem wohl fühlt und sich nur darauf fokussiert, gute Leistung zu bringen. Er macht sich keine Gedanken über einen Wechsel.“
Neben Italien und Deutschland gibt es zudem eine dritte Nation, die zumindest theoretisch ins Werben um Tresoldi einsteigen könnte: Als Sohn einer argentinischen Mutter könnte der Stürmer sogar für die Albiceleste auflaufen.
Vom Tennis-Nationalspieler in den Profifußball
Seine Mutter spielte auch eine nicht unwichtige Rolle dabei, dass Tresoldis Name überhaupt im Kreise einer Fußball-Nationalmannschaft auftaucht. Aufgrund einer Anstellung am Flughafen Hannover zog die Familie nach Deutschland. Statt einer Fußballkarriere stand jedoch zunächst eine Tennis-Laufbahn in Aussicht.
„Ich habe in Italien sehr viel Tennis gespielt, war in meinem Jahrgang in der Nationalmannschaft“, erzählte Tresoldi 2023 der Bild. Fußball spielte er lediglich beim kleinen Klub Fontanelle Branca in der Nähe von Perugia und auch in Hannover stand zunächst Tennis im Vordergrund.
Das änderte sich durch ein Fußballtraining an seiner Schule, welches ihm mit 13 Jahren sogar ein Probetraining bei Hannover 96 verschaffte - damit war die Richtung klar. Nur fünf Jahre später folgte das Debüt bei den Profis der Niedersachsen.
„Für mich war es am Anfang eine Herausforderung, ich konnte ja die Sprache nicht. Aber ich wurde überall, zum Beispiel in der Schule, super aufgenommen, habe schnell Freunde gefunden“, erinnerte sich Tresoldi an seine Anfangszeit.
Tresoldi träumt von Milan
Seitdem ist der Torjäger nicht nur der A-Nationalmannschaft immer näher gekommen, vielleicht erfüllt sich Tresoldi in Zukunft auch ein weiteres Ziel: Wie schon mehrfach in seiner Karriere betonte er vor rund einem Monat: „Ich träume davon, für Milan zu spielen.“
Zumindest der italienische Journalist Nicolò Schira berichtete zuletzt auch über ein loses Interesse der Mailänder. Auch namhafte Teams aus der Bundesliga sollen Tresoldi auf dem Zettel haben.