Getrübt von Sorgen um Lena Oberdorf haben die deutschen Fußballerinnen vorzeitig das Ticket für die EM 2025 in der Schweiz gelöst. Dank Doppelpackerin Lea Schüller machte die DFB-Auswahl auch beim 3:1 (0:1) im Rückspiel in Polen einen Rückstand wett, beim vierten Sieg im vierten Qualifikationsspiel verletzte sich aber eine Schlüsselspielerin für die olympische Medaillenmission.
DFB-Frauen lösen EM-Ticket
Oberdorf humpelte mit schmerzverzerrtem Gesicht nach 38 Minuten vom Feld, die Mittelfeldspielerin konnte nach einem Schlag in die linke Wade nicht auftreten. Schüller (51./69.) avancierte 51 Tage vor dem Auftakt bei den Sommerspielen zur Matchwinnerin, nachdem das deutsche Team wieder eine ganz schwache erste Hälfte gezeigt hatte und durch Dominika Grabowska (12.) in Rückstand geraten war. Klara Bühl (77.) erhöhte in der Schlussphase.

„Wir haben hochverdient gewonnen, nur das Ergebnis stimmt nicht. Wir müssen diese Spiele deutlicher gestalten“, monierte Bundestrainer Hrubesch.
Sorgen und Ärger bei Hrubesch
Bezüglich Oberdorfs Verletzung konnte er zunächst keine Details nennen. „Da muss ich erstmal abwarten“, sagte Hrubesch der ARD. „Jetzt gucken wir. Ich hoffe, dass da nichts Gravierendes ist.“
Hrubesch ärgerte sich zudem über die Entscheidung der Schiedsrichterin. „Für mich war unverständlich, dass sie auch noch eine Gelbe Karte kriegt. Man konnte von der Bank sehen, dass die Polin ihr oben auf den Fuß gestiefelt ist.“
DFB-Frauen mit Chancenwucher
Wie beim 4:1 im Hinspiel am Freitag betrieb das umformierte Team von Horst Hrubesch davor Chancenwucher. Nun wollen die Vize-Europameisterinnen nach ihrem Urlaub die Rückspiele auf Island (12. Juli) und gegen Österreich (16. Juli) zur Olympia-Vorbereitung nutzen, ehe es am 25. Juli in Marseille gegen Australien geht. Bis Anfang Juli muss der Bundestrainer seinen 18er-Kader benennen.
Im letzten Casting warf der 73-Jährige die Rotationsmaschine an und gab in Gdynia fünf Wackelkandidatinnen eine Chance in der Startelf. Kapitänin Alexandra Popp wurde zunächst geschont, im Tor debütierte Stina Johannes von Eintracht Frankfurt.
Die Nummer drei hinter Merle Frohms und Ann-Katrin Berger wurde gleich bei einem Konter geprüft, war gegen Grabowska (5.) aber zur Stelle. "Das sollten wir nicht noch mal machen, dass wir am Anfang so schlafen", hatte Hrubesch vier Tage nach dem Blitzrückstand nach 28 Sekunden in Rostock gewarnt.
Johannes beim Gegentor ohne Chance
Doch dann das Déjà-vu: Das deutsche Team packte ohne die angeschlagene Abwehrchefin Marina Hegering (Wadenverletzung) defensiv nicht zu. Nach Chaos im Strafraum ließ Grabowska Johannes aus kurzer Distanz keine Chance, Hrubesch schüttelte an der Seitenlinie entgeistert den Kopf.
Auch die Chancenverwertung bleibt ein gewaltiges Problem. Freistehend vergab etwa Sydney Lohmann (22.) eine gute Schusschance kläglich, Schüller (28.) köpfte an die Latte. Als Ersatzkapitänin Oberdorf nach einem Zweikampf mit der Polin Ewelina Kamczyk vom Platz musste, schickte Hrubesch Popp ins Spiel.
Bühl dreht die Partie
Zur zweiten Hälfte brachte der Bundestrainer gleich noch drei frische Kräfte, die Maßnahme wirkte. Eine Ecke von Bühl brachte den verdienten Ausgleich: Nach Kopfballverlängerung von Popp bugsierte Schüller den Ball ins polnische Tor.
Die 26-Jährige war es auch, die sich nach einer Hereingabe von Giulia Gwinn behauptete und den Doppelpack schnürte. Bühl erhöhte mit einem trockenen Abschluss von der Strafraumkante.