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"Unfassbar - ich verstehe nicht, was die in Lautern machen"

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"Unfassbar - ich verstehe nicht, was die in Lautern machen"

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„Es war schon immer ein Hass-Derby“

Das Pokalderby zwischen Saarbrücken und Kaiserslautern elektrisiert die Fans. Bei SPORT1 sprechen zwei Akteure, die Verbindungen zu beiden Klubs haben.
Saarbrücken und besonders ihre Gegner hatten in den letzten Pokalspielen mit dem Rasen zu kämpfen. Trainer Rüdiger Ziehl findet den Platz für das DFB-Pokal-Halbfinale gegen Kaiserslautern in Ordnung.
Reinhard Franke
Reinhard Franke

Auf das Leid folgte die unbändige Freude. Am 18. Mai 1996 stieg der 1. FC Kaiserslautern nach einem 1:1 bei Bayer Leverkusen erstmals in die Zweite Liga ab. Lauterns verstorbener Kapitän Andy Brehme weinte in den Armen seines Freundes Rudi Völler. Doch eine Woche später waren die Tränen getrocknet, als Brehme nach einem 1:0 gegen den Karlsruher SC den DFB-Pokal in den Nachthimmel über dem Berliner Olympiastadion reckte.

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Vor dem Halbfinale der Roten Teufel am Dienstagabend bei Drittligist 1. FC Saarbrücken (ab 20.45 Uhr im LIVETICKER) lassen sich aus FCK-Sicht zumindest gewisse Parallelen ziehen. Die Pfälzer stehen nach dem bitteren 1:3 zu Hause gegen Fortuna Düsseldorf am vergangenen Spieltag nach 27 Spieltagen auf Platz 16. Der Abstieg droht, dieses Mal wäre es die Dritte Liga. Gleichzeitig würde das Team von Trainer Friedhelm Funkel mit einem Sieg in Saarbrücken ins Pokalfinale in Berlin einziehen.

Wetter lässt Spiel wieder wackeln

Vor dem Showdown ist das Wetter wie schon vor dem Viertelfinale gegen Borussia Mönchengladbach wieder das größte Thema an der Saar. Doch beim FCS ist man optimistisch, dass diesmal der Rasen hält und nicht dem Regen zum Opfer fällt. Der Verein ist jedenfalls trotz der noch ungewissen Wetterprognosen sicher, dass das Spiel stattfinden werde.

„Das ist natürlich ein absolutes Highlight für die Region. Ich drücke dem FCK die Daumen, aber ich habe auch eine Verbindung zu Saarbrücken, weil ich dort mal Trainer war“, sagt FCK-Legende Klaus Toppmöller, von 1972 bis 1980 für die Roten Teufel aktiv und mit 108 Treffern in 204 Partien ewiger Toptorschütze des Klubs, im Gespräch mit SPORT1: „Den etwas größeren Teil meines Herzens füllt der FCK aus.“

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Die aktuelle Situation am Betzenberg bereitet Toppmöller große Sorgen. „Es hat mir richtig leid getan, dass der FCK gegen Düsseldorf am Wochenende zu Hause 1:3 verloren hat“, sagt er. „Ich verstehe nicht, was die da in Lautern machen. Es ist für mich unfassbar.“

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Die Niederlage gegen die Fortuna müsse man jedoch unabhängig des Pokals betrachten, „sie darf die Spieler am Dienstag nicht lähmen. Das ist eine ganz andere Geschichte“.

Toppmöller mag beide Vereine

Auch beim 1. FC Saarbrücken war Toppmöller erfolgreich. In der Saison 1999/2000 gelang ihm mit den Saarländern der Aufstieg in die Zweite Liga. „Das war ein Riesenerfolg“, meint der heute 72-Jährige. 2001 übernahm er Bayer Leverkusen.

Klaus Toppmöller ist Rekordtorschütze beim FCK
Klaus Toppmöller ist Rekordtorschütze beim FCK

Vor dem Halbfinale am Dienstag ist Toppmöller hin- und hergerissen. „Ich mag beide Vereine, so komisch das bei dieser großen Rivalität klingen mag.“

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Ein mulmiges Gefühl hat Toppmöller, wenn er an die Fans denkt. „Man muss leider befürchten, dass die verfeindeten Fans durchdrehen könnten. Das wird ein ganz heißer Kampf“, glaubt Toppmöller. „Es war schon immer ein Hass-Derby. Man kann dieses Verhältnis schwer erklären.“

Als Spieler des FCK traf Toppmöller in der Saison 1976/1977 gegen die Saarbrücker besonders gerne. „In Lautern haben wir 1:0 gewonnen, da habe ich das Tor gemacht.“ In der Rückrunde in Saarbrücken hieß es am Ende 2:2 und Toppmöller traf erneut.

Toppmöller wurde „übel beschimpft“

„In der Saison 1977/1978 haben wir mit dem FCK damals in Saarbrücken 3:3 gespielt, und ich habe zwei Tore geschossen“, erinnert sich Toppmöller.

Doch der ehemalige Torjäger erinnert sich mit einem unangenehmen Gefühl an jenen Abend nach dem 1:0-Sieg zurück. „Hinterher fuhr ich in der Menschenmenge nach Hause und wurde von den Saarbrücker Fans übel beschimpft, die Leute hatten mich natürlich erkannt. Da war ein Stau auf der Autobahn und ich stand mittendrin. Du lieber Gott wurde ich da angegiftet.“

Klaus Toppmöller (1. FC Kaiserslautern, li.) gegen Bernd Förster und Torwart Dieter Ferner (beide 1. FC Saarbrücken)
Klaus Toppmöller (1. FC Kaiserslautern, li.) gegen Bernd Förster und Torwart Dieter Ferner (beide 1. FC Saarbrücken)

Ein Spiel bewegt die gesamte Region

Aimen Demai wird am Dienstag im Stadion sein. Der Franzose spielte für beide Klubs, aktuell arbeitet er als Scout für Bayer Leverkusen.

„Über das Spiel wird in der gesamten Region seit der Auslosung diskutiert“, sagt der 41-Jährige bei SPORT1. „Schon bei einem Freundschaftsspiel zwischen beiden Klubs würde man die Rivalität spüren. Dass ein Pokal-Halbfinale mit einem solchen Derby entschieden wird, ist eigentlich unglaublich.“ Auch Toppmöller weiß: „Das ist überall das Tagesgespräch.“

Demai: „Alles andere ausblenden“

„Ich denke, dass ein Pokal-Halbfinale alles andere ausblenden kann“, sagt Demai mit Blick auf die FCK-Situation: „Jetzt zählen nur die 90 Minuten, in denen man Großes erreichen kann. Natürlich ist es schwer, angesichts der aktuellen sportlichen Lage einen Leckerbissen zu erwarten, und das sollte auch nicht der Anspruch sein. Wenn man in einer schwierigen Situation steckt, gewinnt man das Vertrauen durch Einsatz und Herzblut zurück.“

Die Mannschaft, „die es am meisten will und dies auf dem Platz zeigt, wird in Berlin auflaufen dürfen“, stellt Demai klar.

Aimen Demai im Jahr 2012 im Aachen-Trikot
Aimen Demai im Jahr 2012 im Aachen-Trikot

Der Relegationsplatz in der Liga sei „natürlich gefährlich“. Und Toppmöller mahnt: „Da muss man sich um den FCK Sorgen machen. Die Situation ist ernst. Aber vielleicht gibt ein Sieg im Pokal einen Push.“

Macht sich Funkel unsterblich?

Toppmöller setzt auf FCK-Trainer Funkel, den er lange kennt. „Ich hoffe, dass er das hinkriegt, den FCK in der Liga zu halten. Ein Pokalsieg und der Klassenerhalt - da würde sich Friedhelm unsterblich machen. Und wenn der FCK ins Endspiel einzieht, würde ich auch nochmal nach Berlin fahren.“

Die Situation in der Liga sei beim FCS weniger brisant als beim FCK, weiß Demai. Die Saarbrücker belegen in der 3. Liga nach 29 Spieltagen (zwei Spiele müssen noch nachgeholt werden) Platz elf und haben den Klassenerhalt sicher.

Beim FCK ist die tabellarische Lage dagegen sehr angespannt. Demai erinnert sich an 2008, als der FCK erst am 34. Spieltag im Heimspiel gegen den 1. FC Köln den Klassenerhalt schaffte. „Wir haben da erlebt, welche Kraft und Wucht in Lautern entstehen kann in solch einer Situation. Das muss der Mannschaft den Glauben geben, dass sie es schaffen können und werden“, sagt Demai, der im Halbfinale auch wegen Funkel auf den FCK setzt.

Nach SPORT1-Informationen stehen die Zeichen gut, dass der 70-Jährige im Falle des Klassenerhalts in Kaiserslautern Trainer bleibt. Der Technische Direktor Enis Hajri wird den Verein dagegen im Sommer verlassen.

Toppmöller: „Ich tippe am Dienstag auf einen 1:0-Sieg für den FCK nach 90 Minuten.“