Julian Nagelsmann hat Mut bewiesen. Sein Kader für die anstehenden Länderspiele gegen Frankreich und die Niederlande ist mit Neulingen und auch Überraschungen gespickt. Der FC Bayern und der BVB verlieren dabei aktuell deutlich an Gewicht. Doch bleibt das in Zukunft so?
FC Bayern Deutschland ist passé - Hoeneß-Traum vorerst ausgeträumt
FC Bayern Deutschland ist passé
Fakt ist: Von einer Bayern-Block-Bildung ist der aktuelle Kader weit entfernt. Vielmehr setzt der Bundestrainer auf jene Spieler, die aktuell den besten Leistungsstand aufweisen. Manche sprechen sogar von einem „Kader des Momentums“.
Auch deswegen ist der VfB Stuttgart aktuell ungewöhnlich stark vertreten. „Das ist auch Momentum. In diesem Jahr machen sie es sehr, sehr gut. Ich hätte vom VfB auch zwei, drei weitere einladen können“, sagte Nagelsmann auf der Pressekonferenz des DFB.
Ein Klub, der besonders leidtragend ist, ist Borussia Dortmund. Mit Niclas Füllkrug steht nur noch ein aktueller BVB-Star in den Reihen der Nationalmannschaft. Droht da schwarz-gelbe Wut auf den Bundestrainer?
„Es hat mir jetzt keiner gesagt, dass es katastrophal ist, was ich mache. Es geht nicht immer in der Bewertung um Talent. Alle wissen, was es bedarf, dass sie wieder reinkommen. Sie wissen aus den Gesprächen, was fehlt, damit sie wieder für die EM nominiert werden. Das entscheidet der Spieler am Ende“, erklärte Nagelsmann und machte klar, dass er nicht nach Titeln oder alten Erfolgen seinen Kader berufe. Vielmehr zähle die aktuelle Form – das Momentum also.
Bayern kommt im DFB-Kader nicht gut weg
Und da kommt mit der aktuell durchwachsenen Saison auch der FC Bayern nicht gut weg. Der Einfluss des Rekordmeisters ist merklich geschwunden – nicht mit einem Knall, sondern Stück für Stück.
SPORT1-Chefreporter Stefan Kumberger ordnet die Berufung durch den Bundestrainer ein.
„Du hast Stand jetzt nur noch drei gesetzte Bayern-Spieler in der Anfangself der deutschen Nationalmannschaft. Nämlich Jamal Musiala, Joshua Kimmich und Manuel Neuer“, sagt der Insider im SPORT1-Podcast „Die Bayern-Woche“. Und weiter: „Das ist für den Anspruch des FC Bayern zu wenig.“
Der Traum vom „FC Bayern Deutschland“, den Uli Hoeneß einst propagierte, ist vorerst ausgeträumt. Auch weil der Rekordmeister auf Positionen wie der Innenverteidigung und der linken Außenverteidigung überhaupt nicht mehr mit deutschen Spielern bestückt ist. Das hat Gründe.
„Man kann diesen Anspruch einfach nicht mehr haben, weil man sich mit einer Transferpolitik, die maßgeblich Hasan Salihamidzic geprägt hat, dagegen entschieden hat“, erklärt Kumberger. Das könne man machen, es sei aber fraglich, ob das für den deutschen Fußball so positiv sei.
Bayern-Block tat Deutschland immer gut
Fakt ist nämlich: Immer wenn ein Bundestrainer einen starken Bayern-Block aufs Feld schicken konnte, war die DFB-Elf erfolgreich. Im erfolgreichen WM-Finale 2014 standen zum Beispiel sechs Bayern-Profis in der Startelf von Jogi Löw (Manuel Neuer, Philipp Lahm, Jérôme Boateng, Bastian Schweinsteiger, Toni Kroos, Thomas Müller).
Hoffnung für die Zukunft macht den Bayern aber, dass Leon Goretzka und andere nicht für alle Ewigkeit außen vor sein werden. „Für ihn ist noch nichts verloren. Ich denke schon, dass Leon Goretzka auf jeden Fall noch eine Chance hat, zur EM zu fahren“, erklärt Kumberger weiter.
Die dritte Folge der vierten Staffel des SPORT1-Podcasts „Die Bayern-Woche“: Ab sofort auf Spotify, Apple Podcasts, Amazon Music und überall, wo es Podcasts gibt.