Das Vermächtnis von Franz Beckenbauer reicht weit über seine Erfolge hinaus.
Beckenbauer-Mythos “stimmt nicht“
Vom deutschen Fußball-Kaiser bleiben auch nach seinem Tod Anfang Januar diesen Jahres nicht nur die Titel als Spieler und Trainer in Erinnerung. Auch im Umgang mit den Spielern und der Art und Weise, wie er sie auf die Partien vorbereitet hatte, war er stilprägend.
Sein berühmter Spruch „Geht‘s raus und spielt‘s Fußball“, den er vor dem Finale der WM 1990 gegen Argentinien an seine Jungs richtete, begründete den Mythos vom Trainer-Genie, das seine Mannschaft allein durch markige Sprüche motivieren und auf die großen Herausforderungen vorbereiten konnte - ohne sich groß um Taktik-Details zu kümmern.
Hartmann über Beckenbauer: „Das stimmt eben nicht“
Mit diesem Klischee aber räumte am Sonntag sein langjähriger Wegbegleiter Waldemar Hartmann auf. „Das stimmt eben nicht. Beckenbauer hat sich penibel vorbereitet“, sagte der langjährige ARD-Sportreporter im STAHLWERK Doppelpass auf SPORT1 und schob eine Anekdote nach, mit dem er dieses Urteil belegte.
Während der WM in Italien habe er die Gelegenheit gehabt, den damaligen Teamchef im Quartier der DFB-Auswahl zu besuchen. „Ich durfte mal in den Turm in Erba 1990. Da waren auf dem Bett überall Zettel ausgedruckt. Da war ja noch nichts mit Laptop. Da hat man auch noch telefoniert. Da hat er sich vorbereitet“, betonte Hartmann.
Erst später in der Kabine direkt vor dem Spiel habe er gesagt: „Jetzt geht‘s raus und spielt‘s Fußball“. Zu dem Zeitpunkt seien aber bereits alle auf das Spiel vorbereitet gewesen, erklärt die Reporter-Legende. Der Mythos, dass Beckenbauer sich allein auf seine Aura und eine simple Anweisung verlassen hätte - eine schöne Legende, aber weit von der Wahrheit entfernt.
Markus Hörwick unterstreicht Akribie von Beckenbauer
Diese Erinnerung deckt sich mit dem, was Markus Hörwick nach Beckenbauers Tod in den ARD-Tagesthemen sagte.
In dem Interview stellte auch der langjährige Pressechef des FC Bayern Beckenbauers Akribie und Arbeitseinstellung heraus.
„Am Abend ist er mit 4, 5 VHS-Kassetten unter dem Arm in sein Hotel gegangen, um den Gegner zu studieren. So etwas gab es vorher noch nicht“, erinnerte sich Hörwick, der Beckenbauer durch seine beiden kurzen Trainer-Engagements bei Bayern begleitete - 1994, als er als Nachfolger Erich Ribbecks Bayern zur Meisterschaft führte und 1996, als er Otto Rehhagel ablöste und den UEFA-Cup gewann.
„Geht‘s raus und spielt‘s Fußball“: So einfach war es also auch unter „Kaiser“ Beckenbauer nicht.