„Dafür sind wir zehn Jahre zu spät dran“, erklärte der heutige DFB-Kapitän Joshua Kimmich kurz vor der Weltmeisterschaft 2022 in Katar, angesprochen auf einen möglichen Boykott des Turniers.
Der DFB duckt sich wieder weg
Ein kurzfristiger Boykott wäre, wenn auch gesellschaftlich vertretbar, wohl nicht zielführend gewesen. Doch die Bedenken, Kritik und Stimmen hätten vonseiten des DFB schon damals deutlich lauter sein müssen. Das wurde verpasst.

Nun stehen wir tatsächlich zehn Jahre vor dem nächsten großen Turnier in einem höchst umstrittenen Gastgeberland, das nicht viel auf Menschenrechte gibt. Doch erneut duckt sich der Verband weg, macht den gleichen Fehler wie damals. Kante zeigen sieht anders aus!
DFB hat Angst vor Isolation
Der DFB wolle mit seiner Stimme für Saudi-Arabien vor Ort anpacken und die kritische Situation verbessern. Warum der Verband überzeugt davon ist, dass das diesmal, anders als in Katar, gelingen soll, ist nicht klar.
Der DFB möchte keiner Opposition angehören, die zum Scheitern verurteilt ist. Die große Befürchtung: Isolation. Der Druck der FIFA war und ist durch die Doppelvergabe der beiden Turniere hoch.
Doch auch bei Einzel-Abstimmungen für die WM 2030 und 2034 wäre kein anderes Ergebnis zu erwarten gewesen. Die Mitgliedsverbände - und so auch der DFB - hätten sich mehrheitlich für den einzigen Bewerber Saudi-Arabien entschieden. Das verriet Bernd Neuendorf am Rande einer Medienrunde in Frankfurt, der auch SPORT1 beiwohnte.
Doch sich für Menschenrechte, Presse- und Religionsfreiheit, Rechte der Frauen und Arbeiter und noch vieles mehr starkzumachen, ist Teil unserer Demokratie und sollte fest zu unseren Wertvorstellungen gehören.
Symbolhandlung wäre angebracht gewesen
Der Verband wollte ausdrücklich nicht einer kleinen Minderheit angehören, die gegen die Vergabe stimmt. Gewicht hätte die Stimme auf dem Papier wohl eher nicht gehabt und eine Symbolhandlung schloss der Verband gezielt aus. Doch genau diese wäre angebracht gewesen, um ein Signal zu senden.
Das Eingeständnis von DFB-Präsident Bernd Neuendorf und Co., dass dieser Prozess sie „emotional beschäftigt“ habe und dass „unsere Stimme nichts ändert“, reichen als Entschuldigung nicht aus.
Die Situation der Menschen vor Ort bis zur WM und darüber hinaus zu verbessern, wäre auch mit einer Gegenstimme möglich gewesen. Der Verband hat es allerdings verpasst, aufzustehen, gegen den Strom zu schwimmen und als Vorbild für andere Verbände zu fungieren. Der DFB hat sich selbst klein gemacht.
DFB-Team kann sich auf unangenehme Diskussionen einstellen
Vor, während und nach der WM in Katar beklagte sich der DFB, sich nicht richtig auf das Turnier und den Sport fokussieren zu können.
Allen Beteiligten dürfen sich schon jetzt - zehn Jahre vor dem umstrittenen Turnier - auf unangenehme Diskussionen einstellen, die erneut wenig mit Fußball zu tun haben werden.