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Drama bei Frauen-EM: "Im Mittelpunkt eines Albtraums"

„Im Mittelpunkt eines Albtraums“

Ada Hegerberg scheitert - schon wieder - kläglich vom Punkt. Minuten später sorgt sie zwar für den Ausgleich, am Ende steht die Norwegen-Ikone dennoch als tragische Heldin da.
Norwegens Ada Hegerberg steht im EM-Viertelfinale gegen Italien mit einem verschossenen Elfmeter und einem Tor einmal mehr im Mittelpunkt. Ihre Trainerin stellt sich nach dem Aus hinter die Star-Spielerin.
Ada Hegerberg scheitert - schon wieder - kläglich vom Punkt. Minuten später sorgt sie zwar für den Ausgleich, am Ende steht die Norwegen-Ikone dennoch als tragische Heldin da.

Norwegens Superstar Ada Hegerberg erlebt bei dieser Frauen-EM wahrlich ein Wechselbad der Gefühle - so auch beim Viertelfinal-Aus gegen Italien (1:2). Erst versagten der viel kritisierten Kapitänin der norwegischen Nationalmannschaft die Nerven, dann schien sie ihren Fehler wieder gutzumachen, am Ende stand sie dennoch als tragische Heldin da.

„Wirklich unverzeihlich“, kommentierte Adresseavisen, Norwegens älteste Tageszeitung: „Ada Hegerberg hat gesagt, dass sie in der Nationalmannschaft Albträume hatte. Jetzt steht sie im Mittelpunkt eines neuen Albtraums.“

In der 60. Minute waren zuvor alle Augen auf die 30-Jährige gerichtet, als sie zum Elfmeter antrat, der den 1:1-Ausgleich hätte bedeuten können. Doch daraus wurde nichts, weil Hegerberg kläglich scheiterte.

Die italienische Torhüterin Laura Giuliani war dafür allerdings nicht verantwortlich, Hegerbergs Strafstoß segelte schlichtweg am Kasten vorbei - schon wieder. Dasselbe „Kunststück“ war der sechsmaligen Champions-League-Siegerin von Olympique Lyon bereits im Eröffnungsspiel gegen die Schweiz unterlaufen.

„Das ist der zweite Elfmeter, den ich verschossen habe. Das ist nicht gut genug. Es ist hart, mehr kann ich dazu jetzt nicht sagen“, sagte Hegerberg zu TV 2.

„Es hat mir unfassbar leidgetan“

„Im ersten Spiel hat sie sehr schlecht links daneben geschossen und jetzt sehr weit rechts daneben. Es hat mir unfassbar leidgetan, weil ich es immer unfair finde, wenn ein Star so viel Haue bekommt und die Wut der ganzen Nation verspürt“, sagte ZDF-Expertin Kathrin Lehmann über die Szene. „Ich habe mir gewünscht, dass sie ihn reinmacht. Das war bitter.“

Die ehemalige deutsche Nationalspielerin Lina Magull schloss sich ihrer Kollegin an. „Es tut einem leid, weil sie das nicht verdient hat. Eigentlich muss sie den reinknallen“, schilderte die frühere Bayern-Spielerin, die heute in Italien bei Inter Mailand unter Vertrag steht.

Doch nur kurz nach der verpatzten Ausgleichschance schien die Norwegerin, die 2018 als erste Frau mit dem Ballon d‘Or ausgezeichnet wurde, ihren Fauxpas wieder gutzumachen. In der 66. Minute sorgte die Kapitänin für den Ausgleich, als sie nach einem langen Ball vor der italienischen Schlussfrau an den Ball kam und das Spielgerät an Giuliani vorbei ins Tor bugsierte.

Doch Sekunden vor dem Ende war Italiens Kapitänin Cristiana Girelli per Kopfball zur Stelle - und traf mitten ins Herz der Norwegerinnen.

Norwegens Presse geht mit Hegerberg ins Gericht

Die norwegische Tageszeitung Dagbladet schrieb von einer „kalten Dusche“ und einem „geplatzten Traum“.

„Norwegen scheidet nach Hegerberg-Drama aus der Europameisterschaft aus“, fasste die Zeitung Verdens Gang zusammen und ging auf das Wechselbad der Gefühle für die tragische Heldin ein. „Die Gefühlspalette von Kapitänin Ada Hegerberg hätte in sechs Minuten nicht größer sein können.“

Der norwegische Ex-Profi Kristoffer Lokberg sprach beim TV-Sender NRK von „einem schrecklichen Elfmeter“ und bemängelte, dass Hegerberg überhaupt erneut vom Punkt antrat: „Bemerkenswert, dass sie nach dem verschossenen Elfmeter im ersten Spiel wieder nach vorne geschickt wird. Das macht etwas mit dem Selbstbewusstsein und da sollte es andere geben, die besser für einen entscheidenden Elfmeter im Viertelfinale geeignet sind.“

Hegerberg spricht Lob für die Mannschaft aus

Während bei den Italienerinnen Tränen der Freude kullerten, herrschte bei den Norwegerinnen pure Ernüchterung. Ungläubig blickte Hegerberg nach Spielende auf dem Rasen umher, ehe sie kurz darauf zu den Medien sprach.

„Das ist sehr enttäuschend. Aber ich muss ehrlich sagen, dass ich sehr stolz auf die Gruppe und die Art und Weise, wie wir aufgetreten sind, bin“, sagte die niedergeschlagene Kapitänin beim norwegischen Sender TV 2. Das Wechselbad der Gefühle ist in einem tragischen Schlusspunkt geendet.