Smilla Holmberg schwebt auf Wolke sieben: Die 18-Jährige erlebt turbulente Wochen, die am Samstagabend ihren bisherigen Höhepunkt erreichten. Die Schwedin erhielt nach dem deutlichen 4:1-Sieg gegen Deutschland bei der Frauen-EM von allen Seiten Lob und konnte die Geschehnisse selbst nicht glauben.
Frauen-EM: Eine Abiturientin wird zum deutschen Albtraum
„Jetzt kennt sie ganz Europa“
Holmberg stand gegen das DFB-Team erstmals in ihrer noch jungen Karriere in der Startelf der Nationalmannschaft. Nach anfänglichen Schwierigkeiten steigerte sich die Rechtsverteidigerin im Laufe der ersten Halbzeit und meldete Deutschlands Flügelspielerin Klara Bühl ab.
Irrer Vergleich mit Lionel Messi
Sie stellte aber nicht nur ihre Defensivstärke unter Beweis, sondern war auch ein Aktivposten im Angriff. Immer wieder fiel dabei ihr hohes Tempo auf. In einer Leistungsdiagnostik vor der EM wurde Holmberg mit über 32 Km/h „geblitzt“.
Das schwedische Portal svt ließ sich im Anschluss zu einem Vergleich mit Lionel Messi hinreißen, der wohl ein ähnliches Tempo hinlegt.
In der 25. Minute bekam Holmberg auf der rechten Seite den Ball, tankte sich in den Strafraum durch und ihr Abschluss landete etwas glücklich im Tor. Mit dem diesem Treffer drehte Schweden die Partie, die am Ende mit 4:1 gewonnen wurde.
Länderspieldebüt, Abitur, EM-Nominierung
„Es war magisch“, sagte die 18-Jährige nach dem Spiel bei Viaplay und fügte hinzu: „Ich weiß nicht einmal, wie ich gejubelt habe. Es wurde leer in meinem Kopf. Es waren so viele Gefühle und es war schwer zu begreifen.“ Mit 18 Jahren und 274 Tagen ist sie nun die zweitjüngste schwedische EM-Torschützin.
Ihre Karriere erlebte in den vergangenen Wochen einen rasanten Aufstieg. Holmberg wurde vor anderthalb Monaten das erste Mal für die Nationalmannschaft nominiert, überzeugte Trainer Peter Gerhardsson und stand in der Folge im EM-Aufgebot. „Wahnsinn, krank“, sagte die Rechtsverteidigerin damals. Zwischendrin gab es auch privat etwas zu feiern, denn sie bekam ihr Abiturzeugnis überreicht und beendete die Schulzeit.
„Schwer, in Worte zu fassen“
Sie feierte beim Turnier in der Schweiz gegen Dänemark ihr Debüt und stand gegen Deutschland erstmals in der Anfangsformation. Nach ihrem Debüt-Tor skandierten die mitgereisten schwedischen Fans „Smilla, Smilla, Smilla“-Rufe.
Holmberg tat sich schwer damit, alles kurz nach dem Sieg einzuordnen und zu realisieren. „Es ist schwer, es in Worte zu fassen. In kurzer Zeit ist viel passiert. Ich versuche, es zu genießen, aber gleichzeitig steckt auch viel Arbeit dahinter“, so die 18-Jährige.
Sie ergänzte emotional: „Meine ganze Familie ist hier – sogar meine Großeltern. Es ist toll, dass sie hier sein konnten, und sie sind sicher sehr froh, dass sie es ins Stadion geschafft haben.“
Bruder trägt nicht ihr Trikot
Kurios: Holmbergs Bruder trug nicht das Trikot seiner Schwester, sondern das von Mitspielerin Madelen Janogy. Die Rechtsverteidigerin brachte Licht ins Dunkel „Er sammelt hier Trikots und hat schon drei weitere“, sagte sie und fügte hinz: „Heute bekommt er dann wohl meins.“
Nach dem 4:1 gab es auch Lob von Teamkollegin Magdalena Eriksson: „Es ist inspirierend zu sehen, wie so eine junge Spielerin mit so viel Mut spielt. Es fühlt sich nicht so an, als hätte sie Angst oder würde über Fehler nachdenken.“
Auch die Presse fand nur positive Worte zu Holmberg. Das schwedische Medium Expressen schrieb: „Vor einem Jahr wussten noch nicht viele, wer die 18-Jährige ist. Jetzt weiß ganz Europa Bescheid.“
Medien-Spitze gegen DFB-Star
Zudem gab es eine Spitze gegen eine Deutsche: „Oder man fragt einfach Klara Bühl, die hatte vor dem Gruppenfinale wohl keine Ahnung.“
Auch Eriksson betonte abschließend: „Wenigstens wissen sie jetzt, wer sie ist. Sie kann es körperlich mit einer der Besten der Welt aufnehmen.“