Erst trickste er Bayerns Jonathan Tah mit einer feinen Lauftäuschung aus, dann ließ er - nach einem wunderschönen Steilpass - Josip Stanisic mit einem klassischen Bauerntrick ins Leere laufen. Allein vor dem Kasten von Manuel Neuer blieb er dann cool und schlenzte den Ball lässig über den herauseilenden Schlussmann.
Ein Tor wie "ein Gedicht": Bayern-Gegner wird gefeiert
Bayern-Gegner wird gefeiert
„Ein Gedicht“ - so beschrieb die argentinische Tageszeitung Clarin das Tor von Boca-Juniors-Stürmer Miguel Merentiel zum zwischenzeitlichen Ausgleich gegen den „mächtigen FC Bayern München“. Es war Konterfußball in Perfektion, der die Bayern zu Selbstkritik zwang - und das ausverkaufte Hard-Rock-Stadion in Miami kurzerhand in ein Tollhaus verwandelte.
„Das kolossale Tor von Merentiel schien das Unmögliche möglich zu machen“, meinte La Nación. Die zahlreich vertretenen Fans von Boca feierten das Tor des Uruguayers frenetisch. Der Ersatzbank sowie Trainer Miguel Russo war die pure Freude ins Gesicht geschrieben. „Es war wieder einmal eine unglaubliche Party der Boca-Fans“, berichtete die Sportzeitung Diario Olé.
„Boca hat den Giganten in Bedrängnis gebracht“
„Dieser Moment ist eine Erinnerung, die die Fans für den Rest ihres Lebens in Ehren halten werden“, schrieb Clarin weiter. Dass das Spiel im Anschluss in einer Niederlage (1:2) endete? Nebensache! In der Heimat überwiegt der Stolz auf Los Xeneizes: „Denn Boca hat den Giganten Bayern München in Bedrängnis gebracht.“
„Niemand kann Boca den Kampfgeist und diese Leistung gegen eine der besten Mannschaften der Welt nehmen“, wurde der Auftritt der Mannschaft aus Buenos Aires hervorgehoben. Der Spielzug zum 1:1, der mit einem Ballgewinn in der eigenen Hälfte startete und durch schnelles Umschalten eingeleitet wurde, sei ein „Sieg in einem dieser kleinen Duelle, die in jedem Spiel ausgetragen werden. Zumindest dieses hat Boca gewonnen.“
Und dennoch bleibt es nur ein „Tropfen auf dem heißen Stein”. Der Torschütze und Kapitän, der den Spitznamen ‚La Bestia‘ (die Bestie, Anm. d. Red.) trägt, zeigte sich nach der Niederlage selbstkritisch. „Ich hatte noch einen Versuch und konnte ihn nicht verwandeln“, ärgerte sich Merentiel.
„Mit dem Taschenrechner in der Hand“
Den Kopf in den Sand zu stecken kommt aber natürlich nicht infrage. „Wir gehen zwar mit leeren Händen, aber wir denken schon an das, was kommt“, richtige der 29-Jährige den Blick bereits auf das finale Gruppenspiel, in dem Boca auf die neuseeländische Amateurtruppe aus Auckland trifft.
„Mit dem Taschenrechner in der Hand“ werde man das letzte Gruppenspiel nun antreten, so steht es in zahlreichen Überschriften der argentinischen Medien. Die Argentinier benötigen selbst einen hohen Sieg gegen Auckland sowie Schützenhilfe der Münchner, die gegen Benfica gewinnen müssen.
Bislang liegt Boca auf Platz drei in der Gruppe C mit einer Tordifferenz von -1 deutlich hinter den Portugiesen auf Platz zwei (+6). Zudem trennen die beiden Klubs drei Punkte. Mit einem Schützenfest gegen die Neuseeländer und einem deutlichen Bayern-Sieg gegen Benfica scheint der zum Weiterkommen benötigte Platz zwei allerdings nicht unmöglich.
Doch schon jetzt ist man sich in Argentiniens Hauptstadt sicher: „Obwohl Boca nur einen Punkt auf dem Konto hat, ist es schon jetzt einer der großen Gewinner dieses Turniers.“