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FC Bayern: Tah zwischen Chefrolle und Unsicherheit

Das könnte Tah Probleme bereiten

Jonathan Tah verschuldet gegen die Boca Juniors den Gegentreffer – so sieht er es selbst. Bei seinen beiden Auftritten im Bayern-Dress wurde deutlich, dass er nicht automatisch der Anführer ist, der er werden soll.
Bayern-Neuzugang Jonathan Tah zeigt sich nach dem Sieg gegen die Boca Juniors selbstkritisch, was das Gegentor angeht.
Jonathan Tah verschuldet gegen die Boca Juniors den Gegentreffer – so sieht er es selbst. Bei seinen beiden Auftritten im Bayern-Dress wurde deutlich, dass er nicht automatisch der Anführer ist, der er werden soll.

Als Jonathan Tah am späten Freitagabend Ortszeit im Bauch des Hard Rock Stadiums in Miami vor die Presse trat, dürfte er ein weiteres Mal gemerkt haben, was es bedeutet, für den FC Bayern zu spielen. Der 29-Jährige verschwand kurzzeitig in einem Wald aus insgesamt 13 Mikrofonen in allen Farben.

Tah stand auch deswegen im Fokus, weil er es war, der beim Treffer der Boca Juniors richtig schlecht aussah. Erst stand er falsch, dann kam er Miguel Merentiel nicht mehr hinterher. „Wir müssen es vorher besser organisieren“, sagte der Neu-Bayer und zögerte. Dann sprach er aber über sich selbst Klartext: „Ich muss es besser organisieren, dann passiert das auch nicht.“

Tah führt die Mannschaft

Es ehrt den Nationalspieler, dass er als Neuling beim FCB noch nicht das große Wort führt und sich nicht für unantastbar hält. Bereits bei seiner Vorstellung hatte Tah auf Nachfrage von SPORT1 gesagt: „Ich mag das Wort Abwehrchef nicht gerne. Natürlich ist es so, dass ich Verantwortung übernehmen möchte. In den Gesprächen mit Max Eberl und Christoph Freund wurde mir diese Rolle aufgezeigt, aber die muss man sich erarbeiten.“

Das tut Tah gerade – auch mit solchen Aussagen wie nach dem Spiel gegen die Boca Juniors. Er führt an, indem er der Mannschaft dient und die Kollegen aus der Schusslinie nimmt. Einige Beobachter sehen nämlich auch bei Michael Olise, Raphael Guerreiro und vor allem Josip Stanisic gehörige Mitschuld am Gegentor. Ihnen hilft der neue Abwehrboss.

Effenberg: „Man sollte sich keine Sorgen machen“

„Bayern München ist ein anderer ‚Schnack‘, da ist mehr Druck drauf. Jetzt ist er absolut im Fokus. Beim FC Bayern guckt jeder mit der Lupe drauf“, sagte SPORT1-Experte Stefan Effenberg bereits vor dem Spiel gegen Boca über Tah.

Der Weltpokalsieger von 2001 erklärte aber auch: „Jonathan ist Stammspieler in der Nationalmannschaft – von daher sollte man sich da keine Sorgen machen.“

Wird Tah sein Tempo zum Verhängnis?

In der Tat: Bislang ist Tah im zeitlichen Plan. Er trainiert gut und findet sich in der bayerischen Viererkette vergleichsweise gut zurecht. Dass nicht alles perfekt läuft, ist zu diesem Zeitpunkt vermutlich normal.

Einzig sein Defizit an Geschwindigkeit könnte dem 29-Jährigen Probleme bereiten. Schon in den Spielen der DFB-Elf in der Nations League gegen Portugal und Frankreich sah Tah einige Male nur die Rücklichter seiner Gegenspieler. Gut möglich, dass Bayern-Trainer Vincent Kompany hier taktisch noch Anpassungen vornimmt und vom extrem hohen Pressing seiner Innenverteidiger weiter abweicht.

Oder der Belgier macht Tah zu „seinem“ Innenverteidiger und nimmt ihn besonders unter seine Fittiche – denn lernfähig ist sein neuer Schützling. „Tah hat sich in der Leverkusener Meistersaison am weitesten entwickelt – von allen Bundesligaspielern“, sagte Effenberg. Wie man nach einem Patzer auch neben dem Platz Verantwortung übernimmt, hat Tah jetzt bewiesen.