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Kimmich und Goretzka legen Finger in die Wunde

Kimmich legt Finger in die Wunde

Die verspielte Führung beim Nations-League-Aus gegen Portugal sorgt im DFB-Team für Verwunderung. Vor allem Kapitän Joshua Kimmich und sein Bayern-Kollege Leon Goretzka werden deutlich.
Kein Grund zum Feiern nach dem 100. Länderspiel für Joshua Kimmich. Mit Deutschland verspielt er eine Führung gegen Portugal und fliegt im Halbfinale der Nations League raus. Das machte den Kapitän richtig sauer.
Die verspielte Führung beim Nations-League-Aus gegen Portugal sorgt im DFB-Team für Verwunderung. Vor allem Kapitän Joshua Kimmich und sein Bayern-Kollege Leon Goretzka werden deutlich.

Schonungslose Analyse nach dem deutschen K.o. in der Nations League: Nicht nur TV-Experte Michael Ballack ging nach dem 1:2 im Halbfinale gegen Portugal mit der Nationalmannschaft hart ins Gericht, auch die DFB-Akteure selbst wurden deutlich.

„Absolut verdiente Niederlage. In der zweiten Halbzeit war’s dann nach unseren 1:0 quasi gar nichts mehr“, meinte Kapitän Joshua Kimmich im ZDF.

Sein Bayern-Teamkollege Leon Goretzka stellte beinahe fassungslos fest: „Das ist eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit, dass das dann doch noch 1:2 verlierst, wenn du vor heimischem Publikum bist.“ SPORT1 fasst die wichtigsten Stimmen von ZDF, DAZN und aus der Mixed Zone zusammen.

Kimmich: „Wir müssen verstehen ...“

Joshua Kimmich: „Absolut verdiente Niederlage. In der ersten Halbzeit haben wir es ordentlich gemacht, auch wenn es schon zu wenig war- mit Ball und auch gegen den Ball. In der zweiten Halbzeit war’s dann nach unseren 1:0 quasi gar nichts mehr. Wir müssen schon gewisse Lehren daraus ziehen.“

Über die nötigen Lehren: „Wir müssen verstehen, dass wenn wir nicht bei 100 Prozent sind, dann wird es gegen jeden Gegner schwer. Dann können wir auch gegen ein europäisches Top-Team nicht bestehen. So ehrlich müssen wir heute sein. Wir waren nicht aktiv genug- mit dem Ball und gegen den Ball. Wir haben es nicht geschafft Energie auf den Platz zu bringen und haben dementsprechend auch verdient verloren. Wir müssen wirklich jeden Spieler am Limit haben. Man muss so ehrlich sein, dass es heute eins unserer schlechtesten Spiele war, wenn man rein auf die Leistung guckt. Wir haben dann Sonntag eine Chance eine Reaktion zu zeigen.“

Goretzka sauer über Fehler der Nationalmannschaft

Leon Goretzka: „Wenn man ganz ehrlich ist, muss man sagen, dass wir heute verdient verloren haben. Das 1:0 sollte uns eigentlich Sicherheit geben - das war aber ehrlich gesagt überhaupt nicht der Fall. Da kann man nicht sagen, dass es heute unglücklich war.“

Über die deutschen Fehler: „Die Räume, die wir bespielen wollten, waren absolut da. Ich hatte ein bisschen das Gefühl, uns hat der Mut gefehlt. Was schwierig zu verstehen ist, weil Ronaldo jetzt nicht dafür bekannt ist, hoch zu pressen oder viel zu arbeiten. Dementsprechend hatten wir da eigentlich alle Zeit der Welt, um die Räume zu bespielen, die wir bespielen wollten. Das haben wir aber leider nicht geschafft. Deswegen ist es umso bitterer, wenn man weiß, dass man das selber verschuldet hat“

Über die nötigen Lehren: „Ich hoffe, dass wir die richtigen Lehren ziehen. Es ist ein Halbfinale und du gehst 1:0 in Führung. Das ist eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit, dass du das dann doch noch 1:2 verlierst, wenn du vor heimischem Publikum bist. Wir müssen einfach ein bisschen cleverer sein. Wir haben uns einfach zu sehr darauf eingelassen, irgendwelche Rudelbildungen gehabt, die uns in dem Moment gar nicht helfen.“

Julian Nagelsmann: „Es ist immer gut, wenn so eine Analyse aus der Mannschaft kommt (angesprochen auf Kimmichs Analyse, Anm. d. Red.) [...] Ich schütze immer die Mannschaft, ich muss intern aber auch sagen, wenn ich unzufrieden bin. Wenn so eine Analyse von Joshua aus der Mannschaft kommt, muss ich nicht viel reden.“

Über die Gründe für die Niederlage: „Ich finde, wir haben das Spiel in der ersten Halbzeit hergegeben, auch wenn es 0:0 stand. Portugal hat uns viel angeboten, aber wir hatten nicht die Galligkeit in die Aktionen. Wenn wir diese nicht haben, dann können wir oft mit den Topteams nicht mithalten, aber wenn wir sie haben, haben wir schon was Besonderes und können auch Topteams schlagen, das hat heute leider etwas gefehlt.“

Über die zweite Hälfte: „Wir waren die zehn Minuten nach der Führung total inaktiv, da haben wir keinen einzigen Ball aus der 16-Meter-Raum gespielt und total einschläfernd gespielt. Beim 1:1 ist die Dynamik total gekippt. Nach der Führung haben wir viele Fehler gemacht. Wir wollten frische Spieler bringen und müssen Leistung bewerten. Wir haben drei Spieler gebracht, die viel Energie reinbringen. Wir wollten die Dynamik des Spiels wieder mehr in unsere Richtung bringen. Die letzten zehn Minuten haben schon nach einer langen Saison gewirkt. Von der Körpersprache hat es eher gewirkt, als würden wir mit 0:3 zurückliegen. Ich dachte schon, dass uns die Führung ein paar Kräfte freisetzt. Wir werden es analysieren.“

Felix Nmecha: „Es war nicht unser bestes Spiel. Als wir in Führung gegangen sind, müssen wir das eigentlich bis zum Ende halten. Man muss aber auch sagen, das war nicht so, dass wir es viel mehr verdient haben. Wir waren in den Duellen nicht so da, hatte nicht so die Spritzigkeit mit und ohne Ball und dann wird es schwierig gegen so eine Mannschaft wie Portugal. Es war ein bisschen ein Gefühl eines Rückschrittes, aber wir müssen weitermachen.“

Maximilian Mittelstädt: „Es hat in vielen Teilen des Spiels die Tiefe im Spiel gefehlt und wir hatten auch ein, zwei leichtere Fehler im Spielaufbau, die uns gekillt haben, aber hatten trotzdem ein paar gute Chancen. Wir gehen dann in Führung und müssen es clevere zu Ende spielen.“