Bittere Pleite für Bundestrainer Julian Nagelsmann und das DFB-Team: Beim Nations-League-Finalturnier musste sich Deutschland im Spiel um Platz drei Frankreich mit 0:2 (0:1) geschlagen geben.
Bittere Pleite für DFB-Team
Die Équipe tricolore ging kurz vor dem Pausenpfiff durch Kylian Mbappé in Führung (45.), Michael Olise vom FC Bayern sorgte in der Schlussphase nach einem Missverständnis zwischen Jonathan Tah und Robin Koch für die Entscheidung (84.).
Zum Verhängnis wurden der deutlich verbesserten und wieder spielfreudigen DFB-Elf in Stuttgart die vielen vergebenen Großchancen. Frankreich überstand brenzlige Szenen im Dutzend, Florian Wirtz scheiterte am Pfosten (36.).
Nagelsmann: „Im Fußball gehören auch Tore dazu“
„Wenn man Chancen und Spielanlage sieht, war es nicht verdient. Aber am Ende gehören im Fußball leider auch Tore dazu“, sagte Bundestrainer Julian Nagelsmann bei RTL.
Für Nagelsmann ist das Mini-Turnier, das den Weg Richtung WM 2026 weisen und eine Kultur des Siegens etablieren sollte, ein Misserfolg. Zum zweiten Mal verlor er mit der Nationalmannschaft, der ebenfalls einige Stars fehlten, zwei Spiele in Folge.
Kimmich hadert mit schlechter Chancenverwertung
Auch Kapitän Joshua Kimmich haderte. „Eigentlich müssen wir früh 1:0, 2:0 oder 3:0 führen“, sagte Kimmich. „Dann haben wir irgendwie die Struktur verloren - dann ist es für die Franzosen mit den vielen Kontern natürlich ein perfektes Spiel.“
Sein Fazit: „In Ballbesitz zu ungeduldig, zu viele Fehler gemacht. Wenn man sich die erste Halbzeit anguckt: Wenn man ehrlich ist, hatten die (Franzosen, Anm. d. Red.) gar keinen Bock zu gewinnen.“
Doppeltes VAR-Pech für Deutschland
In der 31. Minute hatte das DFB-Team einen Elfmeter zugesprochen bekommen, der vermeintliche Strafstoß wurde nach VAR-Eingriff allerdings wieder zurückgenommen. Karim Adeyemi bekam von Schiedsrichter Ivan Kruzliak sogar noch die Gelbe Karte gezeigt, der die Aktion als Schwalbe bewertete.
Auch der vermeintliche Ausgleichstreffer durch den eingewechselten Deniz Undav wurde nach VAR-Eingriff wieder aberkannt (54.), weil in der Entstehung ein Stürmerfoul von Niclas Füllkrug an Adrien Rabiot nachträglich geahndet wurde.
Tah und Hernández geraten aneinander
Die Zuschauer in Stuttgart erlebten eine emotionale Partie, so kam es immer wieder zu Rudelbildungen. Nach einer Stunde gerieten dann Bayern-Neuzugang Jonathan Tah und Ex-Bayern-Star Lucas Hernández aneinander, beide Spieler wurden nach dem hitzigen Wortgefecht und einigen Schubsern von Kruzliak verwarnt.
Damit kassierte die DFB-Elf die zweite Niederlage binnen fünf Tagen, am Mittwoch ging das Halbfinale gegen Portugal mit 1:2 (0:0) verloren. Mit Blick auf die FIFA-Weltrangliste wären Siege enorm wichtig gewesen.
Um eine bessere Ausgangssituation bei der WM-Auslosung zu erreichen, müsste Deutschland auf Platz neun im FIFA-Ranking landen. Bis zur Gruppenauslosung kämpfen Italien und das DFB-Team um diese Position.
Deutschland mit stürmischem Beginn
Pascal Groß ersetzte vor 51.313 Zuschauern daher Aleksandar Pavlovic im defensiven Mittelfeld, Karim Adeyemi durfte sich für Leroy Sané versuchen - und vorne spielte Niclas Füllkrug gleich steil auf Woltemade, der nach nur 80 Sekunden eine riesige Möglichkeit vergab.
Es war nur ein Spiel um den dritten Platz, das „Titelchen“ schon verpasst, Nagelsmann aber hatte die Motivation zur Charakterfrage erhoben. Die Fans stimmten ein: „Kopf hoch! Brust raus! Voran!“, stand auf einem Transparent.
Frankreich wies dem Spiel hingegen nach seinem spektakulären 4:5 gegen Spanien eine klar nachrangige Bedeutung zu. Didier Deschamps änderte die Startelf auf acht Positionen - übrig blieben nur Mike Maignan im Tor, Rabiot und Wirbelwind Mbappé im Sturm. Dementsprechend kam die neue Abwehr gegen Füllkrug (5.) und Adeyemi (6.) auch kräftig ins Schwimmen.
Wie von Nagelsmann erhofft, eroberte seine Mannschaft mit hohem Pressing-Risiko häufig tief in der französischen Hälfte den Ball.
Auffälliger Adeyemi belebt Offensivspiel
Die Spieler wechselten ihre Positionen, agierten sehr flexibel und erarbeiteten sich in den ersten zehn Minuten mehr Gelegenheiten als im gesamten Portugal-Spiel.
Adeyemi (24.) belebte merklich den Angriff, auch wenn er kurz darauf durch die eingangs erwähnte Schwalbe negativ auffiel (34.). Es folgte Wirtz‘ Pfostenschuss.
Es war bis dahin ein leidenschaftlicher Auftritt, dem die Belohnung fehlte - und wie das so ist, treffen dann die anderen. Mbappé legte sich den Ball nach einer Flanke elegant auf den linken Fuß, wackelte Kimmich aus und überwand Torhüter Marc-André ter Stegen mit rechts. Schön, jedoch nicht verdient.
Bayern-Neuzugang Bischof feiert DFB-Debüt
Deniz Undav ersetzte zur Pause den agilen, aber glücklosen Woltemade und führte sich mit einem Fehlpass ein, den Mbappé beinahe zum zweiten Tor genutzt hätte (47.). Dann hatte Undav endlich Maignan überwunden, die deutschen Fans jubelten - aber Kruzliak kassierte den Ausgleich nach Videostudium wieder ein.
Nagelsmann ging volles Risiko, Frankreich boten sich dadurch einige Konterchancen mit viel Raum. Marcus Thuram traf aber nur den Außenpfosten (59.).
Der Bundestrainer warf Debütant und Neu-Münchner Tom Bischof ins Spiel (65.), Deutschland rannte an, hinten parierte ter Stegen stark gegen Thuram (70.) und Mbappé (79./81.). Das Bemühen war vergebens - ernst wird es wieder im September.
-----
Mit Sport-Informations-Dienst (SID)