Thomas Tuchel konnte seine Enttäuschung nicht verbergen. Nach dem überzeugenden 3:0-Heimsieg gegen Wales hätte der englische Nationaltrainer jeden Grund zur Freude gehabt, zumal sein Team sich immer mehr der angestrebten WM-Form nähert - die „stillen“ Fans der Three Lions lösten bei Tuchel aber ordentlich Frust aus.
Thomas Tuchel: Die Beziehung bleibt kompliziert
Tuchel: Beziehung bleibt kompliziert
„Wir haben keine Energie von der Tribüne zurückbekommen“, schimpfte Tuchel beim Fernsehsender ITV: „Die Spieler haben abgeliefert und hätten mehr verdient.“
Seit seinem Amtsantritt zu Jahresbeginn buhlt Tuchel um die Liebe der englischen Fans, doch die Beziehung bleibt kompliziert.
WM-Quali: Sportlich läuft es für Tuchel
Mit dem Verzicht auf den genesenen Mittelfeldstar Jude Bellingham hatte der deutsche Coach schon vor dem Testspiel gegen den Inselnachbarn für Aufsehen gesorgt, Tuchel aber geht seinen eigenen Weg - und behält zumindest sportlich damit recht.
Selbst ohne den angeschlagenen Kapitän Harry Kane brillierten die Engländer in den ersten 20 Minuten gegen Wales. Trotzdem sprang der Funke nicht auf die 78.000 Fans im Wembley-Stadion über.
„Was kann man mehr in 20 Minuten leisten?“, sagte Tuchel: „Wenn du eine halbe Stunde lang nur Wales-Fans hörst, ist das traurig, denn das Team hatte heute mehr Unterstützung verdient.“ Das Stadion sei „still“ gewesen.
Mit dem sportlichen Erfolg im Rücken scheut sich Tuchel nicht, die eigenen Anhänger zu kritisieren. Denn auf dem Platz bietet der deutsche Coach mit seiner Spielphilosophie immer weniger Angriffsfläche.
Schon in der WM-Qualifikation hatten die Three Lions zuletzt gegen Serbien (5:0) überzeugt. Die Engländer führen ihre Gruppe ungeschlagen mit 15 Punkten und ohne Gegentor an.
Schon am Dienstag (ab 20.45 Uhr im LIVETICKER) in Lettland könnte Tuchels Team - bei entsprechender Schützenhilfe - das Ticket für die WM-Endrunde im kommenden Jahr in den USA, Kanada und Mexiko lösen.
Tuchel: „Ich liebe englische Fußballfans“
Acht Monate bleiben Tuchel noch, um seine ideale WM-Elf zu finden. Gegen Wales bot der 52-Jährige in der Startelf keinen einzigen Spieler der Großklubs FC Liverpool, FC Chelsea und Manchester United auf - das hatte es zuletzt 1992 gegeben.
Es sei „der nächste Schritt in die richtige Richtung“ gewesen, sagte Tuchel nach der „exzellenten“ Leistung, die durch die Tore von Morgan Rogers (3.), Ollie Watkins (11.) und Bukayo Saka (20.) garniert wurde.
Nun muss nur noch die Unterstützung passen. „Ich liebe englischen Fußball, englische Fußballfans und ihren Support“, stellte Tuchel klar - und blickte dann schnell nach vorne: „Wir spielen in fünf Tagen in Lettland. Das ist jetzt der volle Fokus.“