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So wurde der Engländer Matty Cash zum polnischen Nationalspieler

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So wurde der Engländer Matty Cash zum polnischen Nationalspieler

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Auf einmal polnischer Nationalspieler

Matty Cash gehört zu den besten Rechtsverteidigern der Premier League. Obwohl er gebürtiger Engländer ist, spielt er jetzt für Polen. So kam es dazu.
Im Poker um Robert Lewandowski lässt sich niemand in die Karten schauen. Die Bayern planen noch keine konkreten Gespräche. Lewandowski selbst trifft einfach wie er will und macht so weiter Werbung für sich.
Moritz Thienen
Moritz Thienen

Bargeld lacht! Das gilt im übertragenen Sinne auch für Matthew „Matty“ Cash.

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Dieser zählt zu den größten Rechtsverteidiger-Talenten auf der britischen Insel. Der 24-Jährige begeistert seit seinem 16-Millionen-Wechsel zu Aston Villa in der Premier League.

Mittlerweile ist er schon ein Vielfaches dieser Summe wert. Trotz seiner starken Leistungen wird der gebürtige Engländer aber nie für die englische Nationalmannschaft spielen.

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Denn Cash läuft seit diesem Wochenende für Polen auf - und das, obwohl er das Land davor noch nie betreten hat.

Polen kann gute Spieler gebrauchen

Die Polen haben seine Verstärkung dringend nötig. Aktuell fehlt es dem Land von Weltfußballer Robert Lewandowski in der Defensive an guten Nachwuchskickern.

Die WM-Qualifikation ist alles andere als sicher. Vor dem letzten Spiel liegt Polen auf dem zweiten Platz. Eine direkte Qualifikation ist nur noch theoretisch möglich. Immerhin über die Playoffs könnte es Polen noch nach Katar schaffen. (DATEN: Tabellen der WM-Qualifikation)

Am Freitag feierte Cash beim 4:1-Sieg in Andorra sein Debüt. Er wurde in der 64. Minute eingewechselt. Beim letzten Spiel der Quali am Montag gegen Ungarn könnte er erstmals auf polnischem Boden auflaufen.

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Cashs Opa ist polnischer Kriegsflüchtling

Der Weg zum polnischen Nationalspieler Cash war alles andere als gewöhnlich.

Matty Cash wurde am 7. August 1997 in Slough, einer Stadt im Süden von England geboren, wuchs in England auf, lernte dort das Fußballspielen und entwickelte sich auf der Insel zu einem sehr guten Premier-League-Spieler.

Mit Polen direkt hatte er lange Zeit nicht wirklich viel zu tun. Trotzdem überlegte er wohl schon seit Jahren gemeinsam mit seiner Familie, ob er nicht für die polnische Nationalmannschaft spielen sollte.

Grund dafür ist Matthews Großvater Ryszard Tomaszewski.

Sein Opa, ein gebürtiger Pole, musste die zweite Republik Polens vor 81 Jahren gezwungen verlassen. Er war während des Zweiten Weltkrieges aus seiner Heimatstadt Stanisławow in ein Arbeitslager nach Sibirien deportiert worden.

Nach einer Amnestie floh er über den Iran, Indien und Tansania nach Liverpool. In England lernte Cashs Opa seine Frau kennen, die ebenfalls ursprünglich aus Polen kam. Ihre gemeinsame Tochter Barbara ist die Mutter von Matthew Cash.

Der Rechtsverteidiger ist also gebürtiger Halb-Pole und kann deshalb jetzt auch zu Ehren seines Opas für das Heimatland seiner Großeltern auflaufen. „Mein Großvater ist leider vor sechs Jahren verstorben. Er wäre unglaublich stolz, mich im polnischen Dress spielen zu sehen“, sagt Cash dem Guardian.

Gerüchte über Namensänderung falsch

Seinen britischen Nachnamen Cash, den er von seinem britischen Vater hat, wird Matty auch als polnischer Nationalspieler behalten. In englischen Medien hatte es kurzfristig Gerüchte gegeben, dass Cash jetzt auch seinen Namen ändern würde.

Aus Matthew Cash würde Mateusz Gotowka werden. Der Name würde ins Deutsche übersetzt so viel wie Matthias Bargeld heißen.

Es stellte sich aber schnell heraus, dass Cash seinen Namen nicht ändern wird und dies auch nicht muss, um für die Nationalmannschaft aufzulaufen. Cash bleibt also Cash und wird nicht zu Bargeld.

Vielmehr erlaubte sich der polnische Staatssender TVP einen Scherz und veröffentlichte eine Fotomontage mit dem möglichen neuen Ausweis.

Präsident Duda macht Einbürgerung zur Chef-Sache

Die Einbürgerung von Cash kam für einige Beobachter überraschend. Gerade weil in Polen über Jahrzehnte eine klare Politik galt, dass Nationalspieler nur für Polen spielen dürfen, wenn sie auch der Sprache mächtig sind.

Nach dem Wechsel von Zbigniew Boniek zu Cezary Kulesza an der Spitze des polnischen Fußballverbandes änderte sich diese Vorgabe aber und so wurde Cash im Eiltempo eingebürgert.

Und da die Erfolge der Nationalmannschaft für das Land von so großer Bedeutung sind, landete das Einbürgerungsverfahren sogar auf dem Schreibtisch des polnischen Präsidenten Andrzej Duda. Der stellte erstaunt fest, dass der Antrag für die doppelte Staatsbürgerschaft eigentlich schon über ein Jahr vorliegen würde, nur bisher noch nicht unterzeichnet wurde.

Kurz danach hatte Cash neben seinem englischen Pass nun auch einen polnischen. Ganz zur Freude von Nationaltrainer Paulo Sousa, der schon lange ein Fan des Rechtsverteidigers ist.

Cash selbst zeigte sich sehr stolz über seine neue Staatsangehörigkeit: „Das war ein wundervoller Moment für meine Familie. Alle sind begeistert und sehr stolz auf mich. Ich kann es kaum erwarten, das Trikot mit dem Adler auf der Brust zu tragen.“

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Cash lernt Nationalhymne mit YouTube

Dass Polen überhaupt auf eingebürgerte Spieler wie Matty Cash angewiesen ist, liegt an der aktuell schlechten Jugendarbeit, die auch Starspieler Robert Lewandowski am Rande der Qualifikationsspiele wieder kritisierte.

Gerade die heimische Ekstraklasa ist zu schwach. Im aktuellen Kader steht kein einziger Spieler aus der ersten polnischen Liga. Und so ist Matty Cash, die Hoffnung für Polen, ohne überhaupt Polnisch zu können. (DATEN: Spielplan und Ergebnisse der WM-Qualifikation)

Die Sprache scheint den Polen egal zu sein, bei der eigenen Nationalhymne verstehen sie dagegen keinen Spaß.

„'Hör zu‘, habe ich ihm gesagt. ‚Es ist mir egal, wie du es anstellst, aber du musst die Hymne lernen‘“, erklärte Polens Teammanager Jakob Kwiatkowski bei Po Gwizdku. „'Wenn du in der ersten Elf bist, musst du singen. Du musst sie nicht perfekt wiedergeben, aber die Leute müssen sehen, dass du mit Leidenschaft dabei bist und ein bisschen die Lippen bewegst.‘“

Cash verstand und lernte die Hymne mit der Hilfe von YouTube-Videos.

Im Team kommt Cash gut an

Im Team kommt er unabhängig von seinen Sprachkenntnissen und der Textsicherheit bei der Nationalhymne sehr gut an. Superstar und Kapitän Lewandowski beschrieb ihn auf der Pressekonferenz als „offenen, sympathischen Typen.“

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Ob das reicht, um die oft kritischen polnischen Fans zu überzeugen, bleibt abzuwarten. Vielleicht darf Cash bei seinem ersten Heimspiel gegen Ungarn in Warschau ja gleich von Beginn an ran.

Dann könnte er die Fans gleich doppelt überzeugen: Mit einer textsicheren Performance der Nationalhymne und einer starken Leistung auf dem Platz. Sein polnischer Opa wäre sicher über beides sehr stolz gewesen.

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