Home>Fußball>Weltmeisterschaft 2022 Katar>

WM 2022: Die DFB-Blamage in Katar in der Taktikanalyse - was hat Flick falsch gemacht?

Weltmeisterschaft 2022 Katar>

WM 2022: Die DFB-Blamage in Katar in der Taktikanalyse - was hat Flick falsch gemacht?

{}
{ "placement": "banner", "placementId": "banner" }
{ "placeholderType": "BANNER" }

Flick muss Spielstil hinterfragen

Deutschland scheidet zum zweiten Mal in Folge nach der Gruppenphase einer Weltmeisterschaft aus. Vier Punkte aus drei Partien war zu wenig - und die Leistungen des DFB-Teams insgesamt auch. Woran lag es aus taktischer Sicht?
Hansi Flick findet nach dem Ausscheiden in der Gruppenphase deutliche Worte über die fehlende Leistung.
Constantin Eckner
Constantin Eckner

Der 4:2-Sieg gegen Costa Rica am Donnerstag steht stellvertretend für das Auftreten Deutschlands in Katar.

{ "placeholderType": "MREC" }

In der ersten Halbzeit erspielte sich der viermalige Weltmeister einige hochkarätige Chancen und ließ den Ball gut in die Zwischenräume zirkulieren, wo vor allem Jamal Musiala von halblinks unterstützt von Serge Gnabry die Angriffe ins letzte Spielfelddrittel hineintrieb. (DATEN: Gruppen und Tabellen der WM)

Es war offensichtlich, dass sich Bundestrainer Hansi Flick einige positionelle Varianten für Costa Rica und deren 5-4-1 überlegt hatte. Neben dem diagonal andribbelnden Musiala wurde das auch an Linksverteidiger David Raum deutlich, der punktuell auf der Innenbahn an Serge Gnabry vorbeizog, um die Schnittstelle zwischen Außenverteidiger und Zentralverteidigung von Costa Rica zu bespielen.

{ "placeholderType": "MREC" }

Selbst die Entscheidung, Niclas Füllkrug zugunsten eines agileren Mittelstürmers zunächst auf der Bank zu lassen, wirkte noch nachvollziehbar. Gegen eine frische und engstehende Dreierabwehr kann es von Vorteil sein, wenn sich der Neuner viel in die Breite bewegt oder durch Zurückfallen ins Mittelfeld einen der Verteidiger herauslockt.

Lesen Sie auch

Costa Ricas Abwehrspieler mussten irgendwann müde werden und konnten dann nicht mehr in der Lage sein, das Zentrum dicht zu halten. Ob Thomas Müller die richtige Wahl für die Rolle ganz vorn war, steht auf einem anderen Blatt.

Deutschland-Defensive total chaotisch

Nun kommen wir zum Negativen: Sowohl gegen Japan als auch Costa Rica geriet Deutschland defensiv ins Wanken, als die totale Spielkontrolle nicht mehr gegeben war.

Sobald das Gegenpressing des DFB-Teams nur noch bedingt griff und der Gegner Raumgewinne nach vorn erzielen konnte, war wenig bis gar keine Kompaktheit zu sehen. (DATEN: WM-Spielplan 2022)

{ "placeholderType": "MREC" }
Nach dem peinlichen Vorrunden-Aus der deutschen Nationalmannschaft findet SPORT1-Reporter Kerry Hau deutliche Worte in Richtung DFB-Team.
01:41
WM-Blamage: Schlechte Organisation, kein richtiger Neuner und Defensiv-Debakel

Deutschland arbeitete rein von der Defensivstruktur her teils wild zurück und blieb dann wiederum im hinteren Spielfelddrittel zu formationsgebunden. Es schien fast so, als wollten einige deutsche Spieler vor allem ihre Position halten, anstatt auf die Offensivbewegungen der Gegenspieler zu reagieren.

Als dann reagiert wurde, geschah das mit Blick auf das defensive Stellungsspiel unbefriedigend. Dabei waren die Angriffe der Gegner nicht wirklich überraschend. Es war vorher schon klar, dass Costa Rica zum Beispiel über die linke Seite mit Bryan Oviedo Konterangriffe versuchen und dass etwa Joel Campbell des Öfteren den Flügel wechseln würde.

Trotzdem konnte Deutschland phasenweise die Gegenstöße der Mittelamerikaner nicht unterbinden.

Flick-Fußball birgt Risiko bei einer WM

Das Verhalten in der Endverteidigung war in Gänze einer Spitzenmannschaft nicht würdig.

Flick sprach im Nachgang der Partie gegen Costa Rica bewusst die mangelnde Dichte an Qualitätsverteidigern in Deutschland an. Die Hochbegabten, die sich schon in der Bundesliga oder auch im Nationalteam etabliert haben, sind allesamt Offensivkräfte. Also wird sich an dieser Unausgeglichenheit so schnell nichts ändern.

Flick muss derweil hinterfragen, inwieweit sein Spielstil - gerade angesichts der begrenzten Trainingszeit - für ein Turnier geeignet ist.

Er möchte volle Kontrolle erzeugen, geht aber aufgrund der hohen Abwehrlinie großes Risiko, weil in dieser Konstellation das Gegenpressing und die umgehende Ballrückgewinnung zu einem Muss wird.

Darauf muss Flick sein Augenmerk legen

Darüber hinaus beeinflusst die taktische Herangehensweise auch das Verhalten des eigenen Teams. Gegen Japan etwa wichen die deutschen Spieler trotz der zusehenden Defensivprobleme nicht davon ab, hoch zu verteidigen und ständig gegen den Ball rauszurücken. (NEWS: Alles Wichtige zur WM)

Der Bundestrainer muss nicht seine gesamte Philosophie über den Haufen werfen, weil der dominante und Ballbesitz-fokussierte Fußball schon zum Team passt - aber er muss noch mehr Augenmerk darauf legen, dass die DFB-Elf weiß, wann und wie sie sich zurückzieht und phasenweise eine tiefere und kompaktere 4-4-2- oder anders gestaffelte Verteidigung einnimmt.

Ansonsten wird es auch künftig wieder große Enttäuschungen bei internationalen Turnieren geben, die dem Status des DFB-Teams nicht gerecht werden.