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"Der Torwart war für die der Quarterback"

Kuriose Einblicke in USA-WM 1994

Die WM 1994 in den USA sorgte für viele positive, aber auch negative Highlights. Kommentator Oliver Forster war beim Turnier vor Ort und erinnert sich an kuriose Anekdoten.
Im SPORT1-Podcast Deep Dive spricht Kommentator Oliver Forster über die Rolle des Fußballs in Bezug auf politische Relevanz und Frieden auf der Welt.
Die WM 1994 in den USA sorgte für viele positive, aber auch negative Highlights. Kommentator Oliver Forster war beim Turnier vor Ort und erinnert sich an kuriose Anekdoten.

Stars & Stripes, großes Spektakel: Die WM 1994 in den USA hatte allerlei zu bieten - auch Skandale und Tragödien.

Stefan Effenberg flog nach seinem Mittelfinger-Eklat aus dem DFB-Team, dazu Diego Maradonas Doping-Posse und die tragische Ermordung des Kolumbianers Andrés Escobar.

Und sportlich? Titelverteidiger Deutschland blamierte sich im Viertelfinale und schied nach einem verkorksten Turnier gegen den Underdog Bulgarien aus. Brasilien wurde im Drama-Finale gegen Italien Weltmeister und beendete eine 24-jährige Durststrecke.

Die Weltmeisterschaft war zudem das erste große Fußballturnier in den USA - einem Land, das mit Fußball bis dahin nichts am Hut hatte. Mittendrin war SPORT1-Kommentator Oliver Forster, der im Podcast SPORT1 Deep Dive über seine kuriosen Erlebnisse erzählt.

WM in den USA? „Das war eine gechillte Atmosphäre“

„Das war schon geil, da dabei zu sein. Man hat viele tolle Leute kennengelernt“, erinnert sich Forster: „Das war eine gechillte Atmosphäre.“

Einen besonderen Draht habe man als Journalist zum Team gehabt. Damals war es noch ganz normal, gemeinsam mit dem Team in einem Hotel zu wohnen.

„Die USA-WM war schon toll. Zudem hatte man da noch eine andere Nähe zu den ganzen Stars. Man konnte täglich mit jedem sprechen“, erzählt der Kommentator.

Dass es aktuell eine größere Distanz zum Team gebe, könne er aber gut verstehen: „Damals ist aber auch noch niemand auf die Idee gekommen, ein Selfie zu machen oder sich ein Autogramm zu holen, was heute leider gang und gäbe ist. Wir hatten damals eine wunderschöne kritische Distanz.“

DFB-Quartiere weit weg vom pulsierenden Leben: „Da ging gar nichts“

So schön die Nähe zu den Akteuren des DFB-Teams war, hatte es für Forster und seine Journalisten-Kollegen aber auch einen Nachteil: Teil des pulsierenden Lebens der USA war man nie dauerhaft.

„Mit den Quartieren hätte Berti Vogts uns etwas mehr Gefallen tun können. Bei Turnieren ist er immer etwas durchgedreht. Da waren die Quartiere weit außerhalb“, erzählt Forster.

Statt in Chicago habe man außerhalb der Stadt „irgendwo im Nirgendwo“ gewohnt: „Um nach Chicago zu kommen, musste man eine Stunde mit dem geliehenen Auto in die Stadt fahren.“

Noch schlimmer wurde es im späteren Verlauf des Turniers, als das Team und die Pressevertreter nach New York weiterreisten, aber eben nicht in den Big Apple: „Später in New York waren wir noch weiter draußen. Alle haben sich gefreut und dann war das Hotel irgendwo im Wald in New Jersey. Da ging gar nichts.“

„Die haben immer gejubelt, wenn der Torhüter am Ball war“

An die WM erinnert sich der Kommentator trotzdem extrem gerne zurück. Speziell auch wegen der Kuriositäten, die er im Land der unbegrenzten Möglichkeiten, aber eben nicht im Land des Fußballs, erlebte.

„Die (die US-Amerikaner; Anm. d. Red.) wussten nichts davon“, erinnert sich Forster und erzählt dann lachend: „Das Lustige damals war: Die haben immer gejubelt, wenn der Torhüter am Ball war. Der Torwart war der Quarterback für die, der letzte Mann. Das war schon strange.“

Echte Fußballbegeisterung erlebte er in den USA nicht: „Ich habe den Auftrag bekommen: Geh doch mal in so ein Diner und schau, wie die Fußball anschauen. Es war sogar ein Tag, an dem die USA gespielt haben. Da bin ich in Chicago rumgelaufen und habe Leute gesucht, die dieses Fußballspiel schauen. Aber: Es gab keine.“

Er sei auch in den Jahren nach der WM noch öfter in den USA gewesen. Echte Veränderungen in der Begeisterung für den Fußball habe er dabei zunächst nicht gespürt.

Frühes DFB-Aus? „Man hat sich lustig gemacht“

Mit Blick auf die im Sommer 2026 anstehende WM, die wieder in den USA, aber auch in Kanada und Mexiko stattfindet, glaubt Forster aber an mehr Begeisterung: „Ich glaube, jetzt ist es etwas besser, aber es ist eben nicht auf dem Level, was wir kennen.“

Auch sportlich ist für das Team von Julian Nagelsmann zu hoffen, dass es bei der WM 2026 besser läuft als bei der WM 1994.

Damals war Deutschland im Viertelfinale an Außenseiter Bulgarien gescheitert - und das nach der selbstbewussten Ansage von Franz Beckenbauer nach dem WM-Titel 1990.

„Man hat sich lustig gemacht, weil Franz Beckenbauer ja angekündigt hatte, dass wir jetzt auf Jahre unschlagbar sind, und das war eben bei Weitem nicht so, weil wir eine zerstrittene Mannschaft waren“, sagt Forster.