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Auf einem Auge fast blind: Handball-Torhüter erzählt außergewöhnliche Geschichte

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Auf einem Auge fast blind: Handball-Torhüter erzählt außergewöhnliche Geschichte

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Fast erblindet - dann Nationalkeeper

Ex-Nationalkeeper Martin Ziemer beendet im Alter von 40 Jahren seine Profikarriere. Nun offenbart der Rostocker, dass er seit 23 Jahren auf einem Auge kaum noch Sehkraft hat.
Deutschlands Handballer scheitern im Viertelfinale der Weltmeisterschaft klar gegen Frankreich. Die Mannschaft um Superstar Nikola Karabatic war am Ende eine Nummer zu groß für das DHB-Team.
Benjamin Zügner
Benjamin Zügner

Es wirkt wie eine erfundene Geschichte aus der Welt des Sports.

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Der einstige Handball-Nationaltorhüter Martin Ziemer offenbart nun kurz vor seinem Karriereende das eigentlich Unvorstellbare: Er ist auf einem Auge nahezu blind, sein Arzt riet ihm damals schon zum sofortigen Aus.

Der Rostocker war 17 Jahre alt. 23 Jahre Jahre später darf er 15 Länderspiele auf seinem Konto bewundern, dazu etliche Profistationen in der deutschen Handball-Bundesliga. Nun steht er mit den Kadetten Schaffhausen kurz vor der Schweizer Meisterschaft. Ein Sieg fehlt noch – dann beendet er seine Profi-Laufbahn.

Handball-Nationalkeeper mit nur 30 Prozent Sehkraft

In einem Gespräch mit der Bild-Zeitung offenbarte Ziemer den damaligen Hergang seines Nahezu-Verlustes des Augenlichts. In einem Training in der Jugend des SC Magdeburg habe er einen Ball aufs Auge bekommen, so unspektakulär erstmal der eigentliche Ablauf. Monatelang musste Ziemer dann allerdings um sein Augenlicht fürchten, die Untersuchungen hätten ganze zehn Tage angedauert.

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„Die Netzhaut war völlig zerfleddert, abgelöst und völlig kaputt, ich musste zwei Mal operiert werden. Mir wurde ein Kunststoffring eingesetzt, damit die Netzhaut wieder anwachsen kann“, blickte Ziemer zurück. Unter seiner Linse sei zu viel Blut gewesen, das man von außen nicht gesehen hätte.

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Erst als er sich zu Eike Berger, einem Rostocker Augenarzt mit eigener Handballvergangenheit begab, sollte Besserung eintreten. Doch auch dieser konnte seine Sehkraft auf dem verletzten Auge nur wieder zu 30 Prozent herstellen, verkündete ihm schon das Ende seines Handball-Traumes.

„Er sagte mir, dass ich mir Handball abschminken kann. Ich wollte das aber nicht glauben“, musste Ziemer damals geschockt feststellen. Auch von der Bundeswehr wurde Ziemer ausgemustert, zu schlecht seine Sehfähigkeit.

Ziemer: „Für den Bund zu blind, für den DHB hat‘s gereicht“

„Für den Bund war ich zu blind, für den Deutschen Handballbund hat‘s später gereicht“, sollte Ziemer später mit einem süffisanten Lächeln feststellen, „ich durfte im April 2011 sogar in meiner Heimatstadt Rostock das Nationalmannschafts-Debüt gegen Norwegen feiern.“ Und Eike Berger, der sein Augenlicht rettete, saß auf der Tribüne.

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Martin Ziemer erzählt zum Karriereende seine außergewöhnliche Geschichte
Martin Ziemer erzählt zum Karriereende seine außergewöhnliche Geschichte

Als wäre die Geschichte nicht schon rund genug, sollten sich bis 2014 weitere 14 Spiele mit dem Adler auf der Brust hinzugesellen. Auch weitere Profistationen in nahezu nimmermüder Manier: Balingen, Hannover-Burgdorf, Füchse Berlin, HC Erlangen – und nun zum Abschluss die Kadetten Schaffhausen in der Schweizer Liga.

Am Donnerstag ab 18.15 Uhr haben diese in der Playoff-Finalserie den ersten Matchball auf die Titelverteidigung. Und Ziemer? Der beendet seine Profikarriere. War es das aber mit dem Handball? Keineswegs. Ziemer wird in die Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar wechseln.

Denn auch 30 Prozent Augenlicht und 40 Jahre Lebenserfahrung hindern den Torhüter nicht daran, seiner Leidenschaft nachzugehen.