Es war ein Handball-Match, wie es nicht hätte besser laufen können.
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Handball: Deutsches Supertalent stellt den berühmten Onkel in den Schatten
Juwel stellt Onkel in den Schatten
Der Name Lichtlein steht im deutschen Handball für Qualität. Der jüngste Beweis ist der Auftritt von Nils Lichtlein, der bei der U21-WM für mächtig Furore sorgt.
Beim WM-Halbfinal-Einzug der deutschen U21-Nationalmannschaft hat Nils Lichtlein seine ganze Qualität ausgespielt. Im Duell gegen Dänemark war er mit sieben Toren und sechs Assists der Dreh- und Angelpunkt im deutschen Angriffsspiel.
Der 20-Jährige wirkte bei der Partie in der Max-Schmelling-Halle, in der er auch mit den Füchsen Berlin regelmäßig spielt, wie beflügelt.
Auftritte wie diese sollen aber erst der Anfang sein, denn die Hoffnungen in den hochveranlagten Linkshänder sind groß.
Handball-Familie Lichtlein: Heuberger schwärmt von Nils
„Ich wusste schon immer, dass er viel Potential hat. Gegen Dänemark hat er sein bestes Junioren-Länderspiel gemacht“, lobte ihn Bundestrainer Martin Heuberger im Rahmen einer virtuellen Pressekonferenz auf SPORT1-Nachfrage und ergänzte: „Es war eine Augenweide, wie er den Handball zelebriert.“
Mit seinen Hoffnungen ist der Coach nicht alleine, denn auch der prominente Onkel des Sportlers überschüttet ihn mit Lob. „Sein Spielverständnis ist sensationell ausgeprägt. Ich kann gut verstehen, wenn Martin sagt, dass Nils auf Rechtsaußen verschenkt ist. Er hat dieses Know-how im Handball, das es braucht, um ein ganz Großer zu werden“, sagte Carsten Lichtlein im kicker-Interview.
Der Ex-Nationaltorhüter muss es wissen, denn er sieht seinen Neffen zurzeit täglich. Als Torwarttrainer der U21 kann er sich in jeder Trainingseinheit von dessen Qualitäten überzeugen.
Die Grundlage dafür hat ein weiteres Mitglied der Lichtlein-Familie gelegt: Opa Artur. Er trainierte sowohl Sohn Carsten als auch Enkel Nils und bereitete sie bestens auf ihren Weg ins Profi-Geschäft vor.
Schwere Verletzung stoppt Lichtlein
Die Berliner erkannten das Talent des Rückraumrechten bereits schnell. Im Alter von 14 Jahren holten die Füchse ihn vom ESV Regensburg in die Hauptstadt.
Dort entwickelte er sich stetig weiter und gab drei Jahre später bereits sein Debüt für die zweite Mannschaft, ehe er am 18. März 2021 dann auch in der Handball-Bundesliga zum ersten Mal auf der Platte stand.
Sein kometenhafter Aufstieg wurde im November 2021 von einer schweren Fußverletzung jäh gestoppt. Neun Monate lang konnte er kein Spiel bestreiten, sodass er erst zur Saison 2022/2023 wieder eingreifen konnte.
Berlin-Talent Lichtlein lernt von Gidsel und Wiede
Dabei ging er mit Doppelspielrecht an den Start, um beim Kooperationspartner VfL Potsdam in der zweiten Liga wichtige Spielzeit zu bekommen. Der Berliner Plan ging komplett auf.
Lichtlein fand schnell wieder in den Rhythmus und sorgte vor allem in der European League für Furore. Im zweiten Gruppenspiel gegen Bidasoa Iruan war er mit sieben Treffern prompt bester Werfer seiner Mannschaft.
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Auch im weiteren Verlauf der Gruppenphase konnte er wichtige Erfahrungen sammeln, ehe er doch wieder Platz für die starke Konkurrenz im eigenen Team machen musste.
Schließlich verfügt der Hauptstadtklub mit Fabian Wiede und Mathias Gidsel über zwei Weltklasse-Profis auf der Lichtlein-Position. Besonders der dänische Neuzugang hat es dem Youngster angetan. „Bei jedem Training lernt man gefühlt etwas Neues mit ihm“, schildert der 20-Jährige dem kicker.
Dabei achtet er besonders auf das 1-gegen-1-Verhältnis von Gidsel, der jüngst von der EHF zum besten Spieler der Saison gekürt wurde. „Mit seinem Timing erwischt er drei von vier Abwehrspielern immer auf dem falschen Fuß. Da versuche ich mir jedes Mal etwas abzugucken“, erläutert Lichtlein.
Lichtlein versetzt Kommentator in Extase
Kein Wunder, denn er braucht nicht zuletzt wegen seiner Körpergröße diese besondere Qualität im Mann-gegen-Mann-Duell. Schließlich ist er mit 1,82 Meter fast zu klein für den Rückraum.
Allerdings zeigt der aktuelle Trend im Handball, dass auch kleinere Spieler im Rückraum durchaus erfolgreich sein können. Bestes Beispiel ist dafür der SC Magdeburg, der mit Kay Smits und Omar Igni Magnusson in der vergangenen Saison zwei Halbrechte im Kader hatte, die trotz ihrer geringen Körpergröße von unter 1,90m die gegnerischen Abwehrreihen regelmäßig schwindelig gespielt haben.
Dazu könnte der 20-Jährige, der 2021 die Nachwuchsauszeichnung der German Handball Awards erhalten hat, auch bald zählen. Schließlich ist er mit 22 Toren der beste Rückraumschütze des DHB-Teams - und verzückt dabei sogar Kommentatoren-Legende Uwe Semrau.
Im Spiel gegen Dänemark gewann er ein 1-gegen-1-Duell mit seinem Gegenspieler, allerdings sprang ihm der Ball beim Prellen zu hoch. Doch Lichtlein behielt die Kontrolle und hämmerte die Kugel zum 6:3 ins Tor. „Schöne Jonglage“, feierte Semrau die Aktion.
Lichtlein als „Leader“ der deutschen U21-Talente
Solche Tore soll der Linkshänder, der wegen seiner Spielintelligenz auch als Regisseur agiert, auch am Final-Wochenende zeigen. Zwar brauchte er etwas, um ins Heim-Turnier zu kommen, inzwischen ist er aber voll drin. „Seit dem Beginn der Hauptrunde hat sich seine Torgefährlichkeit extrem entwickelt“, erklärte Heuberger gegenüber SPORT1.
Mit Serbien wartet im Halbfinale am Samstag ein echter Brocken, der jüngst dem starken Underdog von den Färöer Inseln den Stecker zog. „Sie sind eine spielstarke Mannschaft“, lobte der Bundestrainer den kommenden Gegner.
Bei der Partie wird auch Lichtlein, der im Vorjahr bei der EM gefehlt hat, eine wichtige Rolle einnehmen. „Er ist unser Leader auf Rückraum-Mitte“, meinte der Nachwuchscoach auf SPORT1-Nachfrage.
Gemeinsam mit Lichtlein soll nicht nur die Revanche für die Niederlage bei der U20-EM im Vorjahr gelingen, sondern auch der Traum vom WM-Titel erfüllt werden.