Der deutsche Handball-Meister SC Magdeburg ist den Füchsen Berlin auf dramatische Art und Weise ins Final Four der Champions League gefolgt. Nach dem 26:26 im Hinspiel gewann die Mannschaft von Trainer Bennet Wiegert am Donnerstag das zweite Viertelfinal-Duell beim ungarischen Topklub KC Veszprem dank einer späten Aufholjagd mit 28:27 (13:13) und zog zum dritten Mal nacheinander ins Finalturnier in Köln (14. und 15. Juni) ein. Gisli Kristjansson erzielte vier Sekunden vor dem Ende den entscheidenden Treffer für die Magdeburger, die erst in der 57. Spielminute erstmals in Führung gegangen waren.
Irres Comeback! Magdeburg gelingt Coup
Magdeburg-Drama mit Happy End
Zehn Minuten vor dem Ende hatte der deutsche Double-Sieger gar mit vier Toren zurückgelegen (22:26), fünf Minuten vor Schluss glich Albin Lagergren für Magdeburg wieder aus. Zwei Minuten später brachte Felix Claar mit einem siebten Treffer den SCM sogar in Führung. Claar war mit neun Treffern bester Werfer des SCM, Kristjansson steuerte acht Tore bei.
„Die letzten zehn Minuten waren unglaublich“, sagte Magnus Saugstrup Jensen: „Ein Spiel geht 60 Minuten. Solange wir kämpfen, haben wir eine Chance, zu gewinnen.“
Mit seinen lautstarken Fans im Rücken erspielte sich der ungarische Rekordmeister im ausverkauften Hexenkessel schnell einen Vier-Tore-Vorsprung. Magdeburg ließ sich davon aber nicht beeindrucken, mit einem starken Lauf glich das Wiegert-Team zum zwischenzeitlichen 10:10 (20.) aus. Auch bis zur Pause ließ Magdeburg die Gastgeber nicht davonziehen.
Nach dem Seitenwechsel vergab Magdeburg die Chance auf die erstmalige Führung (34.), Veszprem bestrafte das eiskalt, bis zur 50. Minute erspielten sich die Ungarn einen Vier-Tore-Vorsprung. Das Wiegert-Team steckte aber nicht auf, kam zurück und ging erstmals in Führung.
Strittige Szene bleibt folgenlos
Für große Diskussionen sorgte eine Szene beim Stand von 27:26 für Magdeburg. Kristjansson zog zum Kreis und wurde beim Abschluss von Gasper Margoc gefoult, der zudem im Kreis stand. Völlig unverständlich fiel die Entscheidung der Schiedsrichter jedoch auf Stürmerfoul. „Das muss ich jetzt erstmal schlucken. Wie kommst du auf die Idee, Stürmerfoul zu pfeifen? Das ist Siebenmeter und zwei Minuten“, war DAZN-Kommentator Jens Westen fassungslos.
Zwar konnte Veszprem in der letzten Minute ausgleichen, vergab dann sogar die Chance auf den Sieg. Sergej Hernandez hielt gegen Luka Cindric, dessen Wurf leicht geblockt wurde. Magdeburg-Trainer Wiegert griff 14 Sekunden vor Schluss zu einer letzten Auszeit – und fand die richtigen Worte. Kristjansson wurde halblinks freigespielt und versenkte den Ball vier Sekunden vor der Schlusssirene im Tor.
Veszprem reichte die Zeit nicht mehr aus, um zu antworten. „Er macht ihn, er macht ihn – und wie! Ist das geil!“, schrie Westen. „Du kannst das noch nicht glauben, Jogi. Hallo, bist du noch da?“, rief er seinen Co-Kommentator, Ex-Nationalkeeper Johannes Bitter, entgegen. „Das gibt’s doch nicht“, antwortete dieser. „Gegen alle Widerstände“, titelte der offizielle EHF-Kanal nach dem Coup auf X.
„An diesem Spiel können wieder Karrieren kaputtgehen, wenn man nicht die Nerven behält. Der Druck ist immens in diesem Laden“, sagte Bitter zur Erwartungshaltung in Veszprem. Das erklärte Ziel ist seit Jahren der erste Titel in der Champions League. Stattdessen fährt nun Magdeburg erneut nach Köln.
Nach den Füchsen Berlin, dem HBC Nantes und Magdeburg komplettierte der FC Barcelona nach einem Krimi das Teilnehmerfeld des Final-Four-Turniers. Dem Rekordsieger und Titelverteidiger reichte gegen die Ungarn vom SC Szeged ein 29:30 (16:14) in eigener Halle, dabei gaben die Katalanen das Weiterkommen in der Schlussphase aber fast noch aus der Hand. Das Hinspiel hatte Barcelona mit 27:24 für sich entschieden.
Die Halbfinalpaarungen werden am Freitag um 14 Uhr ausgelost.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)