In der 33. Minute brach es aus David Späth hinaus. Der Torhüter hatte gerade seinen dritten Wurf abgewehrt und mit einem mutigen langen Ball auf Lukas Mertens das zwischenzeitliche 20:13 im zweiten Vorrundenspiel der deutschen Handall-Nationalmannschaft gegen Nordmazedonien eingeleitet.
Handball-EM 2024: Torwart-Hoffnung dreht durch! "Wird besondere Dinge machen bei dem Turnier"
Torwart-Hoffnung dreht durch
Späth blickte in Richtung Publikum, jubelte und schrie seine Freude heraus.
„Ich freue mich extrem, dass er das heute richtig rauslassen konnte“, sagte Juri Knorr, auch bei den Rhein-Neckar Löwen Teamkollege des 21-Jährigen, bei SPORT1: „Dass er David sein konnte auf der Platte. Darauf kommt es für ihn und jeden von uns an: Dass wir Emotionen zeigen können und präsent sind. Das hat er heute eindrucksvoll getan.“
Späth verhindert Ärger von Gislason
Mit einem gehaltenen Ball und einem Assist die deutschen Fans bei einer Heim-EM zum Kochen zu bringen? „Es gibt kein besseres Gefühl“, schilderte Späth nach dem zweiten EM-Sieg (34:25): „Wenn die Halle mit geht und sich mit einem freut, dann ist das ein Motivationsschub ohne Ende.“
Der „super Pass“, wie Mertens befand, war durchaus mit einem gewissen Risiko verbunden. „Natürlich müssen die ankommen, das weiß ich auch. Aber es ist eben die Chance auf ein einfaches Tor“, meinte Späth: „Ich muss damit rechnen, dass ich Ärger bekomme, wenn er nicht ankommt.“
Schließlich hatte Trainer Alfred Gislason nach der EM-Generalprobe gegen Portugal in Kiel auch ihn im Sinn gehabt, als er die schlechte Quote bei Würfen auf das leere Tor bemängelt hatte. Aber er sei eben „ein sehr impulsiver Mensch“, ergänzte der U21-Weltmeister, dem von Gislason dieses Mal eine „sehr gute Leistung“ bescheinigt wurde: „So ist einfach meine Spielweise.“
Knorr prophezeit Großes: „Wird besondere Dinge machen“
Emotional, laut, impulsiv - und am Sonntag auch stark, nachdem in den zwei Testspielen und beim EM-Auftakt gegen die Schweiz noch Luft nach oben gewesen war.
„Er ist heute im Turnier angekommen“, meinte Mertens: „Er hat heute wirklich eine gute Partie gemacht. Er hat einen Siebenmeter gehalten und gute Pässe gespielt. Wenn wir bei diesem Turnier zwei gute Torhüter haben, dann kann das sehr gut laufen.“
Auch Freund Knorr erwartet noch große Dinge von seinem Kollegen, den er auch aus dem Training und vielen Spielen bei den Rhein-Neckar Löwen bestens kennt.
„Er ist noch nicht mal annähernd da, wo er sein kann. Er hat so viel Potenzial“, kündigte der Spielmacher an: „Er wird noch besondere Dinge machen bei dem Turnier.“ Er glaube, dass Späth „noch zu ganz anderen Dingen imstande“ sei: „Nein, ich glaube es nicht nur. Ich weiß das.“
Späth kommt für Wolff - und liefert ab
Kurz nach seiner Einwechslung für Andreas Wolff - nach dessen Gala zum Auftakt gelang ihm gegen Nordmazedonien nur eine Parade - war Späth direkt zur Stelle, auch wenn seine erste Rettungstat wegen eines deutschen Fouls beim Wurf offiziell nicht als Parade gezählt wurde.
„Die war trotzdem wichtig, um einfach da zu sein“, bestätigte Späth: „Wenn ich den Ball nicht gehalten hätte, wäre es vielleicht ein Tor gewesen. Für den Kopf tut es auch gut, den ersten Kontakt mit dem Ball zu haben und zu wissen, dass ich da bin.“
Knorr: „Sorgen, dass er irgendwann einmal umkippt“
Und Späth war gegen Nordmazedonien da - mit Paraden, Pässen, Passion und Power. Er hüpfte wie ein Flummi auf und ab, spannte jeden seiner Muskeln an, den Mund riss er weit auf.
Die Euphorie, die der 21-Jährige nach Paraden ausstrahlt, ist ansteckend. Timo Kastening sagte: „Ich liebe es, wie er jubelt.“ Und Bundestrainer Gislason meinte: „Ich werde nie versuchen, ihn einzudämmen.“
Nur Knorr hat hin und wieder eine Befürchtung, wie er lachend angab: „Ich mache mir manchmal Sorgen, dass er irgendwann einmal umkippt.“