Unglaublicher Gala-Auftritt von Mathias Gidsel! Der dänische Superstar warf das DHB-Team im Hauptrundenduell mit seinen Dänen fast im Alleingang ab. Mit 40:30 deklassierte Dänemark das deutsche Team, den Rückraumspieler der Füchse Berlin bekam die Abwehr dabei nie in den Griff.
Der Mann, der Deutschland vorführte
„Dänemark spielte phasenweise göttlichen Angriffshandball“, schrieb die dänische Zeitung BT. Gidsel und sein Rückraumkollege Simon Pytlick hätten ”das Angriffsspiel auf ein noch nie dagewesenes, ja göttliches Niveau gehoben". Der Weltverband IHF nannte die besten Szenen Gidsels „Champagner-Handball“, der Gelobte selbst fand das Offensivspiel gar „ein bisschen absurd“.
Wie schwer Gidsel für das deutsche Team zu stoppen war, wird auch an den fast schon aberwitzigen individuellen Statistiken des 25-Jährigen deutlich. Mit starken zehn Toren bei einer überragenden Wurfquote von 83 Prozent (10/12) und satten elf Assists erzielte Gidsel ein fast schon historisches Double-Double.
„Der unangefochten beste Handballer der Welt. Schreib ihn ins Wörterbuch, Deutschland“, schrieb die BT, die den Boulevard-Medien zuzuordnen ist, weiter und wählte gleichsam pathetische wie martialische Worte: „Wie ein mittelalterliches Foltergerät zog er die Deutschen auseinander. Wieder und wieder und wieder. Erbarmungslos. Bis sie zusammenbrachen wie erbärmliche Würstchen, die schon viel zu lange in einer Tankstelle liegen.“
Dänen-Superstar liefert bis zur letzten Sekunde
Wie wichtig dem Rückraumspieler seine selten erreichtes Double Double war, zeigte auch die Szene, in der er sein zehntes Tor erzielte.
Es lief die letzte Minute des Spiels, welches schon seit etlichen Minuten entschieden war, als der 25-Jährige nochmal alles reinlegte. Nachdem Teamkollege Lasse Andersson bei einem freien Wurf am Pfosten gescheitert war, schmiss sich Gidsel mit aller Wucht Richtung Kreis, fing den Ball im Fliegen in der Luft und warf ihn anschließend für sein zehntes Tor ins Netz.
Anschließend riss er beide Fäuste nach oben, schrie die Freude heraus und ließ sich vom dänischen Publikum feiern. Gidsel hatte gerade etwas Historisches geschafft, auch wenn er dafür ordentlich ackern musste.
Handball-WM: Superstar Gidsel spielt quasi durch
Denn Gidsel spielte das Spiel komplett durch. Nur als er wegen einer Zweiminuten-Zeitstrafe nicht spielen durfte, saß er kurz draußen.
„Beide Mannschaften haben am Ende eigentlich sehr viel gewechselt, bis auf, dass die Dänen Gidsel die komplette Zeit draufgelassen haben. Das fand ich schön“, zeigte sich Bundestrainer Alfred Gislason mit ironischem Unterton nach dem Spiel in der ARD erstaunt über die lange Spielzeit des Superstars.
Gidsel steht im gesamten Turnier viel auf der Platte - schon zuvor spielte er 42 Minuten gegen Algerien, 49 gegen Tunesien und 50 gegen Italien.
In den dänischen Medien wurde Nationaltrainer Nikolaj Jacobsen deshalb von Beobachtern kritisiert, die fürchten, dass der Superstar zum Ende des Turniers ausgelaugt sein könnte. Jacobsen selbst entgegnete genervt, dass sein Top-Star eben immer spielen wolle und zudem sauer werden würde, wenn er ihn auswechseln würde.
„Der ist heute für alles zuständig“, meinte ARD-Experte Johannes Bitter während der Partie: „Fürs Anfeuern, für Loslaufen, für die Tore, für Assists. Wahrscheinlich räumt er hier am Ende noch auf.“
Gidsel: „Handballparkett wie ein Spielplatz“
Der gefeierte 25-Jährige versucht trotz des großen Drucks die Freude am Spiel nie zu verlieren.
„Für mich geht es nicht darum, der beste Spieler der Welt zu sein. Ich möchte der glücklichste Spieler der Welt sein“, erklärte Gidsel im Gespräch mit dem Magazin Bock auf Handball über seine Einstellung zum Sport und betonte zudem: „Für mich ist das Handballparkett wie ein Spielplatz. Es ist der beste Job der Welt, jeden Tag aufzuwachen, Handball zu spielen und Spaß zu haben. Das motiviert mich, das treibt mich an.“
„Meine Mitspieler sagen manchmal, ich lache zu viel während eines Spiels und dass ich fokussierter sein müsste. Aber so bin ich einfach. Ich lächele gerne, denn mir macht es einfach Spaß, auf dem Feld zu stehen und um Punkte zu kämpfen“, erzählte Gidsel weiter.
Er machte zudem im Gespräch sehr deutlich, dass auch die hohe Belastung im Handball für ihn kein Problem sei.
„Ich habe immer gesagt, dass ich für die Erfahrung spiele. Natürlich will ich auch gewinnen. Aber das ist es nicht, was mich antreibt. Es treibt mich an, vor 10.000 Zuschauern zu spielen. Deshalb war es für mich einfach die richtige Entscheidung, in die Bundesliga zu wechseln und nicht nach Frankreich oder Spanien“, betonte Gidsel.
„Auch wenn viele sagen, dass der Druck und die Belastung in Deutschland sehr hoch sind. Für mich war es einfach die richtige Wahl.“
Ist Gidsel der beste Spieler der Welt?
Für viele Experten ist Gidsel der beste Spieler der Welt, was auch der Titel des aktuellen Welthandballers unterstreicht.
Was ihn zudem so besonders macht, ist die Art und Weise seines Spiels. Anders als viele seiner prominenten Vorgänger besticht er eher durch Technik und Finesse als durch robuste Gewalt. Es wirkt so, als wenn er nahezu in jeder Situation das perfekte Timing für die Situation erkennt.
„Ich mache dann auch mal den schwierigen Pass zu einem Mitspieler, um zu zeigen, was möglich ist. Ich möchte alle überraschen“, erklärt er: „Und wenn sich die Leute dann fragen, wie ich das gemacht habe, dann kann ich mich tierisch darüber freuen.“
Mit Dänemark konnte er schon zweimal Weltmeister werden (2021 und 2023) und zudem Gold bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris gewinnen. Und auch bei der laufenden WM will Gidsel weiter begeistern und neben starken individuellen Leistungen auch erneut den WM-Titel holen.