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Handball-WM 2025: Das Uscins-Dilemma

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Das Uscins-Dilemma

Renars Uscins ist in jungen Jahren bereits ein absoluter Schlüsselspieler beim DHB-Team und geht vorweg. Übertreibt er es teilweise? Trainer Alfred Gislason sieht sich in einem Dilemma.
Renars Uscins ist bei Deutschland ein Leistungsträger
Renars Uscins ist bei Deutschland ein Leistungsträger
© IMAGO/Eibner
Philipp Schmidt
Renars Uscins ist in jungen Jahren bereits ein absoluter Schlüsselspieler beim DHB-Team und geht vorweg. Übertreibt er es teilweise? Trainer Alfred Gislason sieht sich in einem Dilemma.

„Die Frage scheint eine Brisanz zu haben“, scherzte Deutschlands Teammanager Benjamin Chatton, als er gebeten wurde, auf der DHB-Pressekonferenz am Samstag zuerst auf eine Frage zu antworten. Es ging um Renars Uscins und die Debatte, ob dieser in einigen Situationen im Spiel gegen die Schweiz zu überhastet abgeschlossen habe.

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10/17 gegen Polen, 6/13 gegen die Schweiz – das sind die Wurfquoten von Uscins in den ersten beiden Spielen der WM. Insbesondere der Wert von unter 50 Prozent aus dem Spiel gegen die Schweiz ist für einen Spieler von Uscins Klasse eigentlich zu wenig. Die Anzahl der Würfe zeigt aber auch: Der 22-Jährige will unbedingt vorangehen.

Diese Eigenschaft, so stellte es Chatton mit Nachdruck klar, solle sich Uscins tunlichst erhalten. „Er hat dieses Gen in sich, das ist sehr positiv.“ Der Manager habe zwar gelernt, „dass man davon nicht zu viele haben darf, die den letzten Ball zum Siegtreffer werfen wollen.“ Uscins sei allerdings „so ein Spieler, der das von sich aus möchte“.

Doch die Situation um Uscins ist vielschichtig und zuweilen auch vertrackt. Dass Uscins auch im aktuellen Turnier bereits seine unumstrittene Klasse immer wieder unter Beweis stellen konnte, steht fest. Exemplarisch dafür steht die Schlussphase der Partie gegen Polen, als Uscins maßgeblich dafür sorgte, dass aus einem engen Spiel eine klare Angelegenheit wurde.

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„Uscins wollte ein bisschen zu viel“

Doch als Trainer Alfred Gislason nach dem Krimi-Sieg gegen die Schweiz eine ähnliche Frage wie Chatton gestellt wurde - nämlich, ob dieser „zu wild“ agiert habe -, wurde der Isländer überraschend deutlich. „Ja, das stimmt.“ Teilweise, so Gislason, „wollte er ein bisschen zu viel“.

Einige Würfe wirkten überhastet, exemplarisch dafür steht einer in der 25. Minute, als der Schweizer Keeper Nikola Portner problemlos parieren konnte. „Den wollte er haben“, sagte auch ZDF-Kommentator Martin Schneider. Die Folge: Die deutsche Mannschaft brauchte im Rückzugsverhalten – wie so häufig in der Partie – viel zu lange. Statt 24:21 heiß es 23:22. „Extrem schnelle Entscheidungen“ hätten den Schweizern mehrfach „schnelle Tore geschenkt“, so Gislason.

Doch nicht nur die Offensive bereitete Gislason bei Uscins Sorgen. „Leider musste er in der 2. Halbzeit komplett durchspielen.“ Die Bedeutung hierbei lag auf „musste“. In der ersten Hälfte hatte der Trainer mit zahlreichen Formationen versucht, der lahmenden Offensive Leben einzuhauchen. Der angeschlagene Juri Knorr kam von der Bank, Starter Luca Witzke konnte nicht an sein starkes Auftaktspiel anknüpfen. Auf Nils Lichtlein, der belebende Momente ins Spiel brachte, baute Gislason nur im Angriff. „Wir kassieren sechs oder sieben Tore über die schnelle Mitte oder Gegenstöße. Das zeigt, wie es ist, wenn man zwei Leute Angriff-Abwehr wechseln muss.“

Keine Alternative für Uscins

Immer wieder wurde das deutsche Team nach eigenen Fehlwürfen oder auch Torerfolgen überrumpelt – vor allem dadurch bedingt, dass zwei Spieler zum Wechsel eilten. „Wir haben ja keine Alternative für ihn, der Rückraum rechts spielen kann außer Lichtlein. Aber dann hätten wir wieder das Problem mit langen Wechseln gehabt.“ Dies sei der Grund gewesen, warum Lichtlein nicht mehr eingesetzt wurde.

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Da Franz Semper bisher ausfiel und Christoph Steinert vor allem in der Defensive gefragt ist, gebe es schlichtweg „keine Alternativen“, betonte Gislason mit Nachdruck. Dennoch wäre er unzufriedener gewesen, „wenn ich viel gewechselt hätte und wir hätten verloren“. Zwar habe er auf einen anderen Spielverlauf gehofft, um „durchrotieren“ zu können, aber: „Das war leider nicht möglich.“ Und hatte zur Folge, dass die Partie insbesondere für Uscins eine kräftezehrende Angelegenheit wurde.

Für die Torgefahr, die Uscins abging, hatte Gislason neben seinem Einsatz in der Defensive eine einfache Erklärung: „Die kommen alle aus der Bundesliga, keiner ist frisch.“ Die Vorbereitung auf das Turnier sei demnach eine deutlich kompliziertere als vor den Olympischen Spielen. Für die Akteure, auf denen der Fokus liegt, eine besonders hohe Last.

Renars Uscins traf gegen Scheiz nur sechs von 13 Würfen
Renars Uscins traf gegen Scheiz nur sechs von 13 Würfen

Doch eine Sache macht Mut: In der entscheidenden Phase war Deutschland bisher stets zur Stelle – gegen Polen in Person von Uscins, gegen die Schweiz insbesondere durch Lukas Mertens und Julian Köster. Und das Vertrauen der Kollegen in Uscins ist sowieso unerschütterlich. „So wie Renars aktuell spielt, ist es sein absolutes Recht, in der Crunch Time diese Bälle zu nehmen. Er hat sich ein unglaubliches Selbstvertrauen aufgebaut“, sagte Kreisläufer Justus Fischer.

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Und Torwart David Späth, der wie Fischer schon seit Jahren mit Uscins zusammenspielt, schwärmte: „Auch schon in der U19 wollte er vorangehen. Am Stil hat sich nichts geändert, außer dass er das jetzt auf der größten Bühne macht. Er geht nach seiner Intuition, jeder steht dahinter. Wenn er das mit voller Überzeugung macht, darf er auch Fehler machen.“

Im letzten Gruppenspiel gegen Tschechien (ab 18 Uhr im SPORT1-Liveticker), das laut Gislason „die beste Abwehr der Mannschaften in der Gruppe“ stellt, wird Uscins wieder das tun, was er am besten kann: wichtige Würfe für seine Mannschaft nehmen. Und wird auch dann wieder die Rückendeckung der Kollegen haben.