Int. Fußball>

FIFA-Pläne: Neue Regeln für Spielvermittler und Transfers

Stellt FIFA Transfermarkt auf den Kopf?

Im Jahr 2021 haben die deutsche Klubs den Spielervermittlern große Summen überwiesen. Das soll sich ändern.
Die Pläne der FIFA gefallen Mino Raiola (r.) überhaupt nicht
Die Pläne der FIFA gefallen Mino Raiola (r.) überhaupt nicht
© Imago
Im Jahr 2021 haben die deutsche Klubs den Spielervermittlern große Summen überwiesen. Das soll sich ändern.

Der deutsche Profifußball hat bei seinen Spielertransfers im zu Ende gehenden Jahr rund 75 Millionen Euro an Vermittler-Honoraren bezahlt.

Damit liegen die deutschen Klubs weltweit auf Rang zwei hinter den englischen Vereinen (118 Millionen). Die Plätze drei bis fünf gehen an Italien (65 Millionen), Spanien (31 Millionen) und Frankreich (27 Millionen). Das geht aus den am Mittwoch veröffentlichten Zahlen des Weltverbands FIFA hervor.

Insgesamt wurden weltweit 444 Millionen Euro an Vermittler-Honoraren rund um die 17.945 Transfers von Berufsspielern bezahlt. An 3545 dieser Transfers (19,8 Prozent) war laut FIFA mindestens ein Vermittler beteiligt. Knapp 96 Prozent der globalen Provisionen wurden von europäischen Klubs bezahlt.

FIFA arbeitet an neuen Regeln

Obwohl die globalen Transferausgaben als Folge der Coronakrise zum zweiten Mal in Folge gesunken sind, blieben die Vermittler-Honorare konstant und legten im Vergleich zu 2020 sogar leicht um 0,7 Prozent zu. Die Gesamtsumme der Provisionen aus den vergangenen zehn Jahren beläuft sich laut FIFA auf 3,1 Milliarden Euro.

Die FIFA arbeitet derzeit daran, neue Regeln für Spielervermittler auf den Weg zu bringen. Diese sollen für „mehr Transparenz und Professionalität im System“ sorgen, sagte FIFA-Chefjustiziar Emilio Garcia Silvero am Mittwoch. Einerseits gehe es bei den neuen Regeln unter anderem um Lizenzierungsfragen, aber auch um Obergrenzen für Provisionen. So sollen Agenten nur noch sechs Prozent Provision verdienen dürfen.

FIFA will Provisionen eingrenzen

Bei Letzterem gebe es noch "einige Schwierigkeiten" in den Konsultationen mit allen Beteiligten. Luis Villas-Boas Pires, Leiter der FIFA-Abteilung für Spielervermittler, sprach von "einige Beispielen, in denen die Vermittler mehr verdient haben als ein Jahresgehalt ihres Spielers. Das wollen wir verhindern."

Die neuen Regeln sollen im Einklang mit EU-Recht stehen. Angesichts möglicher Klagen unzufriedener Spielervermittler sei die FIFA daher „nicht besorgt“, sagte Garcia Silvero: „Es ist ein großes Ziel, wir glauben, dass wir hier das Richtige tun.“ Die neuen Regelungen sollen im ersten Quartal 2022 vom FIFA-Council verabschiedet werden.

Sorgen FIFA-Pläne für Wirbel?

Die Pläne könnten allerdings für großen Wirbel sorgen. Die spanische Marca schreibt von einer „Regel, die den Transfermarkt auf den Kopf stellen könnte. War die europäische Super League bereits ein spannendes Thema unter Fußballagenten, so könnte die neueste Idee der FIFA zu noch mehr Kontroversen führen.“

Der erste Entwurf hatte bereits Widerstand von Beratern wie Mino Raiola auf sich gezogen, der womöglich gerichtlich gegen die Regeln vorgehen möchte.

Raiola wettert gegen FIFA

In der FIFA geht es um Macht und darum, Geldflüsse zu regulieren, damit sie sich selbst etwas abzwacken können“, echauffierte sich Raiola im SPORT1-Interview.

Er wurde deutlich: „Die FIFA zeigt immer nur auf uns Berater. Sie wollen unsere Provisionen deckeln. Die FIFA reguliert die Transferausgaben der Vereine doch auch nicht wirklich. Das Financial Fairplay ist ein Witz. Was kommt als nächstes? Eine Gehaltsobergrenze für Spieler? Das ist doch die Verantwortlichkeit der Vereine. Sie zahlen doch auch die Provisionen an uns. Für was brauchen wir die FIFA? Die wollen Transparenz? Dann sollen die bei sich anfangen.“

Die Marca rechnet vor: Raiola könnte bisher an einem Transfer eines Spielers wie Erling Haaland 20 Millionen verdienen, in Zukunft aber wohl nur noch sechs.

-----

Mit Sport-Informations-Dienst