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MLS: Die größten Talente aus der US-Liga - US-Boom in der Bundesliga und Europa

Die Suche nach dem neuen Davies

Vor dem Saisonbeginn in der MLS zeigt SPORT1 die neuesten Trends und Entwicklungen der US-Liga auf. Die Suche nach dem „neuen Davies“ ist eröffnet.
Die Hannover-96-Legende Steven Cherundolo ist neuer Cheftrainer bei Los Angeles FC. Im exklusiven SPORT1-Interview verrät er seine Pläne mit dem MLS-Klub.
Vor dem Saisonbeginn in der MLS zeigt SPORT1 die neuesten Trends und Entwicklungen der US-Liga auf. Die Suche nach dem „neuen Davies“ ist eröffnet.

Die Major League Soccer, kurz MLS, galt lange Zeit als Alt-Herren-Liga. Doch das hat sich mittlerweile gravierend geändert. Zwar lassen immer noch ein paar Alt-Stars in den USA ihre Karriere ausklingen, vielmehr aber ist die höchste amerikanische Liga ein Pool zahlreicher Fußball-Talente.

So gelang 10-Millionen-Mann Alphonso Davies in der MLS bereits in jungen Jahren der Durchbruch, ehe er zum FC Bayern wechselte. In der Bundesliga gibt es einen regelrechten US-Boom mit Ricardo Pepi, Kevin Paredes, Joe Scally und Co.!

Der Ex-Hannover-Profi Steven Cherundolo, aktuell Trainer von Los Angeles FC, erklärt die neue Entwicklung im SPORT1-Interview wie folgt: „Ich glaube, es liegt an der Liga. Die Jungs können sehr früh in einer sehr professionellen und gar nicht so einfachen Liga spielen - und sie bekommen diese Erfahrung schon sehr früh, teilweise schon mit 16 sind unsere ersten Jungprofis mit an Bord. Diese Erfahrung mit 16 Jahren bekommst du in Deutschland nicht so schnell.“

Und weiter: „Vielleicht ist mal ein Jahrhunderttalent in dem Alter schon so weit. Aber bei den Amerikanern und so wie die MLS strukturiert ist, gibt es Platz für so junge Spieler - und jeder Verein muss eben auch ein paar „Homegrown Talents“ bei der ersten Mannschaft unter Vertrag haben. Die Resultate davon sehen wir jetzt.“

SPORT1 geht vor dem Saisonstart in der MLS auf Spurensuche.

DIE TEUERSTEN NEUZUGÄNGE DER MLS

Thiago Almada / ARG / 20 Jahre alt / Atlanta United FC / 14,55 Millionen Euro Ablöse

Der argentinische Spielmacher wechselte von Vélez Sarsfield überraschend in die MLS. Denn niemand Geringeres als Pep Guardiola wollte den 20-Jährigen unbedingt zu Manchester City holen. Doch die Citizens schauten genauso in die Röhre wie Inter Mailand, der FC Barcelona, Olympique Marseille und Manchester United. Almada ist technisch hochveranlagt, schnell und wuselig sowie torgefährlich. Ein Mega-Talent.

Das 1,71 Meter kleine Offensiv-Juwel ist nur etwas zu schmächtig, doch im Übergangsjahr in den USA wird er sich das Rüstzeug für die europäischen Top-Klubs schon antrainieren. An Biss und Durchsetzungsvermögen mangelt es nämlich nicht, kommt er doch wie sein Vorbild Carlos Tévez aus dem Elendsviertel Fuerte Apache und hat sich dort auf den Straßen und Bolzplätzen behauptet.

Luiz Araújo / BRA / 25 / Atlanta United FC / 10,91 Millionen Euro Ablöse

Der brasilianische Rechtsaußen verließ den OSC Lille, obwohl er in der Saison 2020/21 in 53 Pflichtspielen starke acht Tore und fünf Assists verbucht hatte. Doch das finanziell angeschlagene Lille musste zu Geld kommen und verkaufte neben Luiz Araújo auch die Leistungsträger Boubakary Soumaré (Leicester City), Mike Maignan (AC Mailand) und Jonathan Ikoné (AC Florenz).

Das Potenzial des 25-Jährigen ist unbestritten: Schnell, trickreich und torgefährlich. Trotzdem bleibt abzuwarten, ob der Brasilianer sich nun in der MLS verdingen oder znach Europa zurückkehren wird.

Xherdan Shaqiri / SUI / 30 / Chicago Fire FC / 7,0 Millionen Euro Ablöse

Der ehemalige Bayern-Star verließ Olympique Lyon bereits nach einem halben Jahr. Shaqiri und OL-Coach Peter Bosz waren sich spinnefeind, obwohl der Niederländer ihn unbedingt vom FC Liverpool haben wollte. In Lyon passte der Schweizer Nationalspieler aber nicht so richtig ins Spielsystem: Der 30-Jährige hat seine Stärken vor allem im Offensivbereich - unter Bosz musste und sollte er aber auch nach hinten arbeiten. Mit weniger Erfolg.

Sein früherer Team-Kollege Bastian Schweinsteiger und Fire-Sportdirektor Georg Heitz machten Shaq den Wechsel nach Chicago schmackhaft. Mit Letzterem arbeitete der Kraftprotz erfolgreich in Basel zusammen. In den USA wird Shaqiri nicht schlecht verdienen und kann nun in Ruhe seine Karriere ausklingen lassen.

Facundo Torres / URU / 21/ Orlando City SC / 6,82 Millionen Euro Ablöse

Der uruguayische Nationalspieler kommt trotz seines jungen Alters schon auf 71 Pflichtspiele für CA Peñarol, in denen er starke 31 Scorer-Punkte sammelte und mitverantwortlich war für die Meisterschaft.

Kein Wunder also, dass der FC Villarreal und Inter Mailand um Torres buhlten. Doch den Zuschlag erhielt Orlando. In den Medien wird sogar von einer Ablöse in Höhe von zehn Millionen Euro gesprochen, und zwar für 70 Prozent der Rechte an dem Linksaußen.

Von der Spielart erinnert der 21-Jährige stark an Álvaro Recoba, der auch auf dem Flügel und im Sturmzentrum spielte. Torres ist dribbelstark, schnell und weiß, wo das Tor steht. Und vielleicht spielt er auch bald für Inter - wie Recoba, denn für die MLS ist er jetzt schon zu gut.

Alan Velasco / ARG / 19 / FC Dallas / 6,36 Millionen Euro Ablöse

Der 19-Jährige ist eines der größten Talente aus dem Nachwuchs von Club Atlético Independiente - und wird schon in jungen Jahren in einem Atemzug mit Diego Forlán und Sergio Agüero genannt. Ein schwerer Rucksack. Doch Velasco strotz nur so vor Selbstvertrauen und geht auf dem Platz immer voran. Daher überrascht es nicht, dass der große AC Mailand und der FC Augsburg an ihm interessiert waren. Doch es wurde Dallas.

Seine Stärken: Der Argentinier ist im Eins-gegen-Eins schwer zu stoppen, extrem schnell und dribbelstark. Er ist kein klassischer Flügelflitzer, sondern holt sich auch die Bälle hinten ab und versucht das Spiel aus dem zentralen Mittelfeld zu lenken.

Mit schnellen Drehungen spielt er seine Gegner schwindelig, sucht selbst den Abschluss oder steckt mustergültig zu seinen Mitspielern durch. Trotz seines Alters hat er selbst unter Druck und in engen Räumen stets den Überblick und bewahrt Ruhe. Europa wird nicht lange auf ihn warten müssen.

Der neueste Trend: In den Top 20 sind es vor allem junge Talente aus Südamerika, die in die MLS wechseln, zwei Spieler sind älter als 25 Jahre und mit Ex-Bayern-Star Shaqiri ist nur einer 30 oder älter.

DIE HÖCHSTEN MARKTWERTE DER MLS

1. Thiago Almada / 20 Jahre alt / Atlanta United FC / 20 Millionen Euro Marktwert

2. Josef Martínez / 28 / Atlanta United FC / 12,5 Millionen Euro Marktwert

3. Alan Velasco / 19 / FC Dallas / 12 Millionen Euro Marktwert

4. Emanuel Reynoso / 26 / Minnesota United FC / 10 Millionen Euro Marktwert

5. Luiz Araújo / 25 / Atlanta United FC / 10 Millionen Euro Marktwert

DIE TEUERSTEN ABGÄNGE DER MLS

Ricardo Pepi / USA / 18 Jahre alt / FC Augsburg / 16,36 Millionen Euro Ablöse

Der US-Boy hatte die Qual der Wahl: Die englischen Top-Klubs, der FC Bayern und Ajax Amsterdam - alle waren sie hinter Pepi her. Auf den letzten Metern stach dann aber völlig überraschend der FC Augsburg die Konkurrenz und den VfL Wolfsburg aus.

Kein Wunder, ist der 18-Jährige der jüngste MLS-Spieler, dem ein Hattrick gelang. Zum Jahresende sicherte sich das Sturm-Juwel im Dienste des FC Dallas auch noch die Auszeichnung zum MLS-Nachwuchsspieler des Jahres.

Darüber hinaus glänzte der Amerikaner mit mexikanischen Wurzeln bei seinem Debüt in der Nationalelf gleich mit einem Tor und zwei Vorlagen. Beim FCA ist die Hoffnung groß, dass Pepi die Schwaben mit seinen Toren vor dem Abstieg bewahrt. Denn „Toro“, der Stier, wie er genannt wird, hat sehr viel Ballgefühl und einen Torriecher: In 57 MLS-Spielen traf er 17 Mal.

Diego Rossi / URU / 23 / Fenerbahce Istanbul / Leihe + Kaufpflicht 10,0 Millionen Euro Ablöse

Los Angeles FC holte den technisch starken Uruguayer 2018 für 2,5 Millionen Euro von Peñarol, vier Jahre später wird Fenerbahce das Vierfache für Rossi überweisen müssen. Denn der Linksaußen ist einer der wenigen Lichtblicke beim kriselnden Süper-Lig-Klub.

Daryl Dike / USA / 21 / West Bromwich Albion / 8,64 Millionen Euro Ablöse

20 Tore für Orlando City SC und den FC Barnsley waren ein gutes Bewerbungsschreiben für West Brom, das für Dike im Januar 2022 tief in die Taschen griff. Der 1,87 Meter große Sturm-Hüne soll auch die Baggies zurück in die Premier League schießen - und das hat eben seinen Preis.

Bryan Reynolds / USA / 20 / AS Rom / 6,75 Millionen Euro Ablöse

Der FC Dallas hat zwar eine Kooperation mit Bayern, was aber nicht bedeutet, dass jedes Eigengewächs an die Säbener Straße wechseln muss. So schnappte die Roma bei Reynolds schneller zu, obwohl der FCB händeringend nach einem Rechtsverteidiger sucht.

Seit dem Winter ist der 20-Jährige zum KV Kortrijk nach Belgien verliehen und stand zuletzt drei Mal in Folge über 90 Minuten auf dem Platz.

Kevin Paredes / USA / 18 / VfL Wolfsburg / 6,68 Millionen Euro Ablöse

Der US-Amerikaner mit Wurzeln in der Dominikanischen Republik feierte mit 16 Jahren bereits sein Debüt im Farmteam von D.C. United. Seitdem ging es steil bergauf und in der vergangenen Winter-Transferphase auch nach Wolfsburg.

VfL-Sportdirektor Marcel Schäfer fasst die Stärken des linken Mittelfeldspielers perfekt zusammen: „Trotz seines Alters hat er schon einige Erfahrung im Profibereich sammeln können und ist nicht nur auf der linken Außenbahn, sondern auch im Zentrum einsetzbar. Dazu bringt er Tempo und Dynamik mit, ist sehr agil und wendig mit dem Ball, macht auf dem Platz viele Meter und bringt eine richtig gute Mentalität mit.“

Tajon Buchanan / CAN / 22 / FC Brügge / 6,36 Millionen Euro Ablöse

Der neue Shooting Star! Buchanan sorgte beim Gold Cup 2021 für Aufsehen, als er Kanada ins Halbfinale führte, und in Abwesenheit der beiden Superstars Alphonso Davies und Jonathan David zum Alleinunterhalter wurde. Durch seine starken Leistungen wurde der offensive Mittelfeldspieler in die Top 11 des Turniers gewählt und zum besten jungen Spieler des Gold Cups ausgezeichnet.

Sein großes Talent blieb auch Europa nicht verborgen, sodass ein Wettbieten um den 22-Jährigen von New England Revolution entstand. Letztlich setzte sich im Januar 2022 der FC Brügge unter anderem gegen RB Salzburg, Sporting Lissabon, den SC Freiburg und FC Augsburg durch. (SERVICE: Der kanadische Klinsmann und die Fußball-Revolution)

Der neueste Trend: In den Top 10 der Verkäufe sind es vor allem junge US-amerikanische Talente, die den Sprung nach Europa wagen. Zu den sechs US-Kickern gesellen sich noch ein junger Kanadier sowie ein Australier, Argentinier und ein Kolumbianer. Die MLS-Klubs wissen also mittlerweile auch, wie man gutes Geld auf dem Transfermarkt verdient, denn die US-Talente sind allesamt selbst ausgebildet und kosteten keine Ablösen.

DIE MEISTEN LEGIONÄRE IN DER MLS

1. Kanada / 50 Spieler

2. Argentinien / 34 Spieler

3. Brasilien / 31 Spieler

4. Mexiko / 21 Spieler

5. Kolumbien / 21 Spieler

Der neueste Trend: Es ist ganz deutlich zu sehen, dass die US-Klubs stark auf den mittel- und südamerikanischen Markt fokussiert sind. Die MLS ist nicht nur ein gutes Sprungbrett nach Europa, sondern viele Profis spielen auch gerne in den USA.

Denn dort wird auch nicht allzu schlecht bezahlt - und die Saison ist nicht so lang und kräftezerrend wie in den europäischen Ligen. Frankreich stellt mit 14 Legionären die meisten aus Europa - gefolgt von England (11), Spanien (10) und Deutschland (8).

DIE DEUTSCHEN IN DER MLS

Mit Jasper Löffelsend (Real Salt Lake City), Robert Voloder (Kansas City), Florian Jungwirth (Vancouver Whitecaps FC), Fabian Herbers, Rafael Czichos (beide Chicago), Kai Wagner (Philadelphia Union), Julian Gressel (D.C. United) und Hany Mukhtar (Nashville SC) spielen acht Deutsche in der MLS.

Der bekannteste und wertvollste ist Mukhtar mit einem Marktwert von 6,5 Millionen Euro. Der deutsche U19-Europameister wurde in der Hertha-Jugend ausgebildet, mit Berlin Zweitliga-Meister und ging 2015 zu Benfica Lissabon.

In Portugal, Österreich und Dänemark wurde der 26-Jährige Meister, ehe er 2020 nach Nashville wechselte. In der Vorsaison wurde der Spielmacher bei der MVP-Wahl Zweiter. Mittlerweile liebäugelt Mukhtar mit einer Rückkehr nach Europa. „Hertha ist mein Heimatverein. Wenn die anrufen, das ist eine Herzensangelegenheit. Aber bisher haben sie noch nicht angerufen“, sagte er der DPA.

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DIE TOP-VERDIENER DER MLS DANK DER DESIGNATED PLAYER RULE

1. Lorenzo Insigne / 30 / Toronto FC / 15,0 Millionen Dollar

2. Carlos Vela / 32 / Los Angeles FC / 6,3 Millionen Dollar

3. Javier Chicharito Hernández / 33 / Los Angeles Galaxy / 6,0 Millionen Dollar

4. Gonzalo Higuaín / 34 / Inter Miami FC / 5,793 Millionen Dollar

5. Alejandro Pozuelo / 30 / Toronto FC / 4,693 Millionen Dollar

In der MLS gibt es ein strengen Salary Cap, eine Gehaltsobergrenze, die die Vereine nicht überschreiten dürfen. Als aber LA Galaxy 2007 David Beckham verpflichtete, wurde eine Ausnahme geschaffen - die Designated Player Rule - oder die sogenannte Beckham Rule, um dem Superstar ein entsprechendes Gehalt zu ermöglichen. Jeder MLS-Klub darf nun zwei Designated-Spieler unter Vertrag haben, die nicht gegen den Salary Cap verstoßen.

FAZIT

Die MLS ist schon lange keine Alt-Herren-Liga mehr, auch wenn noch einige große Namen dort zu finden sind. Das ist meist nur dem Marketing geschuldet - vielmehr ist die MLS wie oben schon gesagt ein Sprungbrett nach Europa, aber auch ein guter Fußball-Markt für Mittel- und Südamerika.