1986 zauberte er Argentinien zum WM-Titel, wurde in seiner Heimat seitdem als „Dios“ verehrt, als menschgewordener Gott - und anderswo wegen der „Hand Gottes“ als Erzschurke verteufelt.
Der bittere Abgang einer Ikone
Bei der WM 1990 wurde er zum tragischen Helden und erlebte danach einen tiefen persönlichen Fall. Vier Jahre später sollte die Rehabilitierung des Ausnahmefußballers Diego Armando Maradona folgen, das letzte große Hurra auf der WM-Bühne.
Was stattdessen passierte, war einer der größten Skandale der Turniergeschichte und das bittere Ende der Nationalmannschaftskarriere des genialsten Fußballers seiner Generation.
Als die argentinische Mannschaft heute vor 30 Jahren frühzeitig bei der WM 1994 in den USA ausschied, spielte das Nationalidol schon nicht mehr mit.
Diego Maradona stürzt über Doping-Skandal
Die unheilvolle Lawine begann am 25. Juni 1994, nach dem 2:1 im Spiel zwischen Argentinien und Nigeria im Foxboro Stadium, als Maradona zur Dopingkontrolle gebeten wurde.
Während der Superstar Hand in Hand mit einer Krankenschwester Richtung Kontrollraum schlenderte, scherzte er noch mit Journalisten und küsste demonstrativ das argentinische Emblem auf seinem Trikot.

Sechs Stunden vor Argentiniens drittem Gruppenspiel am 30. Juni gegen Bulgarien gab der Weltverband FIFA dann auf einer Pressekonferenz die Nachricht bekannt, die die Fußballwelt in Aufruhr versetzte: In Maradonas Urin waren fünf verschiedene Formen der leistungssteigernden Substanz Ephedrin nachgewiesen worden.
WM 1994 endet für Maradona frühzeitig
„Er muss einen Doping-Cocktail zu sich genommen haben, denn die fünf nachgewiesen Substanzen finden sich in keinem einzigen Medikament wieder“, sagte damals der bei der FIFA verantwortliche belgische Arzt Michel d‘Hooghe.
Maradona wurde nach einem chaotischen Testverfahren sowie einem seltsamen Dialog zwischen dem Weltverband FIFA und dem argentinischen Verband AFA von der WM ausgeschlossen. Eine 15-monatige Sperre bedeutete letztlich, dass sein 91. Länderspiel sein letztes blieb.
„Sie haben mir die Beine abgeschnitten“, schimpfte Maradona, der sich als Opfer einer Verschwörung sah. Es war dabei längst nicht das erste Mal, dass der Mittelfeld-Virtuose zur tragischen Figur geworden war.
Jahrelang abhängig von Kokain
Maradona war beim SSC Neapel in Party-Exzesse abgestürzt, verkehrte mit Mafiosi, war seit den Achtzigern abhängig von Kokain, wie mittlerweile allgemein bekannt und unbestritten ist.
Schon 1991 wurde er nach einer positiven Dopingprobe für 15 Monate gesperrt, wobei sich im Nachhinein die Frage stellt, warum es Jahre dauerte, ehe er den Kontrolleuren ins Netz ging.
Im selben Jahr kassierte er auch eine 14-monatige Bewährungsstrafe, weil Abhöraktionen offenbarten, dass Maradona die Drogen nicht nur nahm, sondern auch an Prostituierte weitergab.
Nicht wenige glauben, dass die offiziellen Behörden Italiens nach 1990 genauer hinschauten, nachdem sich der Weltstar bei der WM in der Wahlheimat für ein kontroverses Politikum gesorgt hatte: Er hatte vor dem Halbfinale gegen das Gastgeberland seine Fans im Spielort Neapel gegen ihr Geburtsland auszuspielen versucht und sich offenherzig gewünscht, dass sie sein Team anstelle Italiens anfeuern sollten.
Comeback bei WM 1994 ohne Happy End
Die Karriere von El Pibe d‘Oro, dem Goldjungen, schien schon nach dem Eklat von 1990 beendet, sein Leben, auch sein Gesundheitszustand und sein Körper waren außer Kontrolle. Keiner hätte gedacht, dass er nach seiner Entziehungskur noch einmal auf den Rasen zurückkehrt.
Nach einem Gastspiel in Spanien beim FC Sevilla und einer Episode bei Newell's Old Boys wurde er jedoch frühzeitig vor dem Turnier in Amerika von Nationaltrainer Alfio Basile im Alter von 33 Jahren reaktiviert und hatte maßgeblichen Anteil an der erfolgreichen Qualifikation für die WM-Endrunde.
„Ich habe die Leute satt, die sagten, dass ich fett sei und nicht mehr der wahre Maradona. Sie werden den wahren Diego bei der WM sehen“, sagte der spätere Nationalcoach der Albiceleste vor der Abreise in die USA.
Dort führte er im Spätherbst seiner Karriere seine Elf nach einem furiosen 4:0 über Griechenland auch zu einem 2:1 über Nigeria. Gegen die Afrikaner bereitete Maradona die beiden Treffer von Claudio Caniggia vor. Sein überschäumender Torjubel in die TV-Kamera ist unvergessen.
Unbedachter Medikamentenkauf angeblich schuld
Der Doping-Eklat beendete Maradonas letztes Hurra jäh - schuld war nach Maradonas Angaben ein Abnehmmittel, das sein Fitnesstrainer Daniel Cerrini ihm verabreicht hätte.
Der Ex-Bodybuilder hätte zu seinem Leidwesen in den USA eine Variation des legalen Präparats gekauft, das Maradona sonst als Teil seiner Diätkur zu sich genommen hätte - und nicht darauf geachtet, dass die Zusammensetzung der US-Version eine andere war als in der Heimat.
Ohne Maradona verloren die Albiceleste ihr Achtelfinale gegen Rumänien mit 2:3, überschattet von dem Mord an dem kolumbianischen WM-Spieler Andrés Escobar einen Tag zuvor. Maradona begleitete das Spiel als TV-Kommentator für das argentinische Fernsehen, das ihm kurzfristig einen Millionenvertrag angeboten hatte.
Für die Nationalelf sollte der 2020 verstorbene Ausnahmefußballer nie wieder auf dem Feld stehen.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)