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Der Absturz eines polnischen Traditionsklubs

Traditionsklub stürzt übel ab

Der polnische Traditionsklub Slask Wroclaw reizt die Extreme aus: Als Fast-Absteiger verpasst der Verein die Meisterschaft im vergangenen Jahr hauchdünn – jetzt steht der zweimalige Meister als Tabellenletzter mit dem Rücken zur Wand.
Slask Wroclaw droht in Polen der Abstieg
Slask Wroclaw droht in Polen der Abstieg
© IMAGO/Newspix
Der polnische Traditionsklub Slask Wroclaw reizt die Extreme aus: Als Fast-Absteiger verpasst der Verein die Meisterschaft im vergangenen Jahr hauchdünn – jetzt steht der zweimalige Meister als Tabellenletzter mit dem Rücken zur Wand.

Viel fehlte nicht zum dritten Meistertitel der Vereinsgeschichte. Punktgleich lag Slask Wroclaw im vergangenen Jahr am Saisonende in der polnischen Ekstraklasa hinter Jagiellonia Bialystok. Letztlich entschied der verlorene direkte Vergleich zu Ungunsten von Slask.

Zwar hatte der Klub aus der viertgrößten polnischen Stadt Breslau das Hinspiel gegen Jagiellonia mit 2:1 gewonnen, doch im Rückspiel unterlag man mit 1:3. Der Titel wäre die Krönung einer unverhofften Erfolgsstory gewesen, denn im Jahr davon entging Slask nur um einen Punkt dem Sturz in die zweite Liga.

Böses Erwachen nach der Cinderella-Story?

Doch nach der ungekrönten Cinderella-Story droht ein böses Erwachen. Als abgeschlagener Tabellenletzter schwebt der Fast-Meister aktuell in akuter Abstiegsgefahr.

Am vergangenen Wochenende gelang mit einem 3:0-Sieg gegen Widzew Lodz das ersehnte Erfolgserlebnis. Der Abstand zum rettenden Ufer beträgt für den Achten der ewigen Tabelle der Ekstraklasa allerdings immer noch sieben Punkte.

„Wir haben schon lange keine drei Punkte mehr geholt, aber wenn ich auf dieses Spiel zurückblicke, denke ich, dass wir den Sieg verdient haben“, sagte Trainer Ante Simundza. „Dies ist nur der erste Schritt. Ein guter und starker Schritt. Darauf können wir mit unserer Einstellung in den nächsten Spielen aufbauen.“

Simundza ist seit Weihnachten im Amt, im dritten Spiel unter seiner Leitung gelang nach einer Niederlage und einem Remis nun der erste Dreier.

Gefeuerter Coach schießt gegen Ex-Klub

Einen solchen Aufschwung hätte sich auch sein Vorgänger zugetraut, doch Fast-Meistercoach Jacek Magiera musste kurz vor der Winterpause im Dezember seinen Hut nehmen.

„Natürlich bin ich mit der Entlassung nicht einverstanden, zumal es keinen Plan B gab“, schoss Magiera kürzlich in einem Interview mit Weszlo TV gegen seinen Ex-Klub. „Ich bin überzeugt davon, dass die Mannschaft, wenn ich sie weiter betreut hätte, sechs oder sieben Punkte mehr geholt hätte und heute an einem ganz anderen Platz stünde.“

Vor allem der Abgang von Torjäger Erik Expósito, der im vergangenen Sommer ablösefrei zu Al-Ahli nach Katar gewechselt war, war nicht zu kompensieren. Mit 19 Toren hatte der Spanier einen großen Anteil an der erfolgreichen Saison, die Slask auch in den Europapokal führte.

Slask scheitert im Europapokal in Skandalspiel

Doch in der Qualifikation für die Ligaphase der Conference League scheiterte der Klub in einem spektakulären Chaos-Spiel am Schweizer Erstligisten FC St. Gallen.

Drei Platzverweise gegen das eigene Team und vier VAR-Entscheidungen zugunsten der Schweizer besiegelten nach 25-minütiger Nachspielzeit das Aus. Zu allem Übel sorgten die Slask-Fans mit rassistischen Beleidigungen gegen St. Gallens Keeper Lawrence Ati Zigi für einen unschönen Eklat.

Damit platzte auch der ganz große Traum vom Finale im eigenen Stadion, denn das Endspiel der Conference League steigt in diesem Jahr in der Tarczynski Arena in Breslau. Und womöglich bekommen die Slask-Fans ab Sommer dort nur noch Zweitliga-Fußball geboten.