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Rüdiger: "Habe nicht so viel Ego, wie die Leute denken"

Kampf um Rüdiger-Zukunft hat begonnen

Antonio Rüdiger feiert nach längerer Verletzungspause sein Comeback bei Real Madrid. Der Innenverteidiger steht vor einer wegweisenden Saison - mit Hinblick auf die WM und seine eigene Zukunft.
Nach mehreren Vorfällen des Innenverteidigers zieht Trainer Nagelsmann klare Grenzen. Trotzdem wünscht er sich, dass Rüdiger sein Temperament in den Griff bekommt, weil er viel von ihm hält und ihn fest auf der Innenverteidigerposition sieht.
Antonio Rüdiger feiert nach längerer Verletzungspause sein Comeback bei Real Madrid. Der Innenverteidiger steht vor einer wegweisenden Saison - mit Hinblick auf die WM und seine eigene Zukunft.

Antonio Rüdiger hat bei Real Madrid ein beeindruckendes Comeback nach fast drei Monaten Leidenszeit hingelegt. Am vergangenen Wochenende stand der 32-Jährige beim 1:1 gegen den FC Girona zur großen Überraschung direkt in der Startelf - und lieferte ab. Zuvor war er wegen einer schweren Oberschenkelverletzung seit September ausgefallen.

Gemeinsam mit dem ebenfalls zurückgekehrten Éder Militao bildete er das Innenverteidiger-Duo, das Gironas Offensive nahezu vollständig neutralisierte. Die spanische Sportzeitung Marca schrieb anschließend sogar vom „besten Paar“, das Real in dieser Saison aufbieten könne.

Das mag zwar auf rein sportlicher Ebene stimmen, allerdings stand Rüdiger in der letzten Saison nicht immer nur aufgrund von sportlichen Aspekten in den Schlagzeilen. Vergangene Spielzeit leistete er sich einen unglaublichen Ausrutscher, als er beim Clásico mit einem Eisbeutel nach dem Schiedsrichter warf und diesen lautstark beleidigte. Zudem gab es noch die skandalöse Kopf-ab-Geste aus dem Duell gegen Atlético, wegen der Rüdiger von der UEFA sogar gesperrt wurde.

War die Pause für Rüdiger genau das Richtige?

Angesichts des großen Trubels um seine Person hat ihm die Zwangspause deswegen nicht nur schlecht getan. „Ich habe die Gelegenheit genutzt, abzuschalten und nicht im Rampenlicht zu stehen, was manchmal auch gut ist. Denn leider geht alles, was ich tue, viral“, sagte Rüdiger im YouTube-Format Long Story Shirt von Kommentator Florian Malburg.

„Es gibt so viele Spiele, dass es gut ist, wenn niemand über Rüdiger spricht, und ich Zeit mit meiner Familie, meinen Kindern verbringen kann“ meinte der gebürtige Berliner, der zusammenfasste: „Es ist lange her, und ich habe mich erholt.“

Das sei nicht selbstverständlich. „Ich kenne meinen Körper sehr gut, und je älter man wird, desto mehr ist alles nicht mehr wie früher. Ich muss mich gut fühlen, um spielen zu können, und zum Glück tue ich das schon“, meinte Rüdiger.

Auf die Frage nach seinem Selbstverständnis ergänzte er: „Ich habe nicht so viel Ego, wie die Leute vielleicht glauben. Ich bin offen für Kritik.“

Real Madrid: Alonso setzt auf Rüdiger

Für Rüdiger selbst bedeutet die Rückkehr vor allem, wieder Verantwortung zu übernehmen - gerade in einer Phase, in der Real Madrid nach Verletzungen und Formschwankungen in der Defensive dringend Stabilität braucht, ist der Deutsche gefordert.

Trainer Xabi Alonso setzt dabei auf Rüdiger. Nicht ohne Grund stand der Innenverteidiger bei seinem Comeback nach fast drei Monaten Pause direkt wieder in der Anfangsformation. „Es ist wichtig, dass er zurückkommt. Aufgrund seiner Leistung und seiner Persönlichkeit ist es gut, ihn dabei zu haben“, hatte der Spanier vor dem Spiel gesagt.

Rüdiger muss sich beim DFB neu beweisen

Ob das auch im DFB-Team passieren wird, ist nicht garantiert. Trotz seiner Erfahrung ist seine Position in der deutschen Nationalmannschaft nicht mehr selbstverständlich. Bundestrainer Julian Nagelsmann setzt auf Formstärke, die Rüdiger jetzt bei seiner Rückkehr von Null auf 100 direkt unter Beweis stellen muss.

Zudem bleibt sein schwacher Auftritt bei der Blamage gegen die Slowakei in Erinnerung. SPORT1-Experte Stefan Effenberg hatte Rüdiger damals nach dessen „Nicht-Leistung“ angezählt. „Da muss sich Nagelsmann genau überlegen, ob es für den Verteidiger so noch reicht für die Nationalmannschaft. In der Form sicherlich nicht“, hatte der ehemalige Nationalspieler gepoltert.

Rüdigers Skandalakte muss enden

Allerdings werden nicht nur Rüdigers Leistungen unter die Lupe genommen. Der 32-Jährige muss sich - anders als letzte Saison - im Griff haben, was seine Skandale abseits des Sportlichen betrifft.

Diese hatten schließlich auch den DFB belastet, wenngleich dieser Rüdiger in Schutz nahm. Mit Blick auf die WM im Sommer muss er sich erneut beweisen, auch weil die Konkurrenz im Nationalteam gewachsen ist.

Zukunft in Madrid noch ungewiss

Für seine Zukunft bei Real Madrid wird seine Leistung ebenfalls von entscheidender Bedeutung sein. Schließlich läuft sein Vertrag im Sommer 2026 aus. Während es bei den Königlichen dann womöglich aufgrund seines fortgeschrittenen Alters nur noch einen Einjahresvertrag gibt, sofern sich Rüdiger für diesen empfiehlt, lockt Saudi-Arabien einigen Medienberichten zufolge mit dem großen Geld.

Für Rüdiger beginnt nun eine wegweisende Phase, in der jede Woche zählt. Konstanz, Einsatzminuten und körperliche Stabilität werden darüber entscheiden, welchen Stellenwert er bei Real Madrid und im DFB-Team einnimmt. Sein Comeback hat gezeigt, dass er bereit ist – doch beweisen muss er es jetzt dauerhaft.

Am Dienstagabend gegen Athletic Bilbao (LIVETICKER) hat Rüdiger die nächste Chance dazu. Der Innenverteidiger steht wie schon beim 1:1 gegen Girona in der Startelf.