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Real Betis aus Sevilla mischt La Liga auf und peilt Champions League an

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Real Betis aus Sevilla mischt La Liga auf und peilt Champions League an

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Der grünweiße Schrecken der Spanien-Elite

In La Liga spielt Real Betis überraschend stark auf und träumt von der zweiten Champions-League-Teilnahme. SPORT1 erklärt den Aufschwung des Arbeiterklubs.
Eine einfache Pressekonferenz ist bei einem Neuzugang schon lange Vergangenheit. Kreative Videos sind gefragt und Betis Sevilla hat sich etwas einfallen lassen.
Alexander Kortan
Alexander Kortan

In Spanien dominieren seit Jahrzehnten die drei Top-Klubs Real und Atlético Madrid sowie der FC Barcelona die Liga und machen die Titel meist unter sich aus.

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In der laufenden Spielzeit aber rangieren hinter Spitzenreiter Real Madrid überraschend zwei andalusische Vereine auf Rang zwei und drei: Der FC Sevilla und Erzrivale Real Betis. Atlético und Barca droht der GAU - das Verpassen der Champions-League-Plätze. (DATEN: Die Tabelle von La Liga)

Während Sevilla vor allem international eine der erfolgreichsten spanischen Mannschaften ist - mit sechs Titeln Rekord-Sieger des UEFA-Pokals bzw. der Europa League - steht Betis meist im Schatten der Blanquirrojos.

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Der letzte Titel ist 17 Jahre her: 2005 stemmten die Verdiblancos zum zweiten Mal nach 1977 die Copa del Rey in die Höhe. Die einzige Meisterschaft feierte Betis 1935.

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Manuel Pellegrini lässt Betis vom Titel träumen

Der Vater des Erfolgs trägt den Namen Manuel Pellegrini. Der chilenische Trainer übernahm Betis 2020 und machte aus der Fahrstuhl-Mannschaft mit drei Abstiegen in 22 Jahren still und heimlich einen Europokal-Anwärter. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan von La Liga)

Nach 25 Spieltagen liegen die Grün-Weißen in La Liga auf dem dritten Platz und dürfen von der zweiten Teilnahme an der Champions League nach 2005/06 träumen. Der 68-Jährige verstärkte den Kader nur punktuell und passte die Spielweise seinen Spielern an, anstatt neue, kostspielige Spieler zu fordern.

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Dabei kam Pellegrini seine Erfahrung als Baumeister zugute: Mit den kleinen spanischen Klubs FC Villarreal und FC Malaga machte sich „El Ingeniero“ einen Namen und führte die Submarinos sensationell ins Halbfinale der Königsklasse - Malaga nach einer Rekord-Saison ins Viertelfinale.

Trotz dieser beachtlichen Erfolge wurde der frühere Coach von Real Madrid und Manchester City in den Medien oft als „Lame Duck“ verschrien: Ein Trainer, der keine Entscheidungsgewalt besitzt und nichts tun kann, als auf seine Ablösung zu warten.

In Sevilla hingegen, weit weg vom Medienrummel und abseits des Rampenlichts, kann Pellegrini in Ruhe arbeiten und analysieren, was seine Mannschaft benötigt, um ihre Stärken auszuspielen. Mit dem Ergebnis: Mehr Mut zur Offensive.

Die grün-weiße Tor-Fabrik aus Andalusien

Kein Wunder also, dass Betis mit 47 geschossenen Toren hinter Real (51) die torgefährlichste Mannschaft in La Liga ist. „Er ist ein Trainer, der am liebsten permanent angreifen lässt“, bringt es der frühere ManCity-Star Yaya Touré auf den Punkt.

Die Zahlen untermauern diese Aussage: In jeder seiner drei Saisons schoss City unter Pellegrini die meisten Tore und verfügte stets über die beste Offensive. Bei den Königlichen 2009/10 dasselbe: Real verpasste den Titel knapp, erzielte aber die meisten Tore. Bei beiden Spitzenvereinen musste Pellegrini trotzdem gehen. Er verkörpere zu wenig Glamour, hieß es, obwohl der Chilene mit den Citizens englischer Meister wurde.

Sein Nachfolger Pep Guardiola schwärmt trotzdem von ihm: „Ich bin ein Fan von Pellegrini und seiner Fußball-Philosophie. Du kannst beim Beobachten seiner Mannschaften erkennen, dass sie von ihm trainiert werden.“

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Pellegrinis Teams definieren sich vorwiegend über Ballbesitz im 4-2-3-1-System: „Man braucht kein Tempo, sondern sicheres Passspiel im letzten Drittel“, sagte er einmal und fügte an: „Eine Sache sind meine Teams nicht - ausrechenbar! Wir können auf verschiedenste Arten spielen.“

Nicht von ungefähr liegt seine Sieg-Quote bei Betis bei über 50 Prozent - so hoch wie noch nie zuvor in der Vereinsgeschichte. Im vergangenen Jahr gewannen die Verdiblancos zudem 29 Pflichtspiele - auch das ist ein Rekord. Und 2022 läuft‘s auch - bereits neun Siege. (NEWS: Alle aktuellen Infos zu La Liga)

Die Chance für die Gescheiterten und Aussortierten

Dabei hat Real Betis mit Ausnahme von Nabil Fekir keinen echten Star in der Mannschaft und für seine Jugendarbeit ist der Klub auch nicht gerade bekannt. Vielmehr kitzelt Pellegrini aus unterschätzten und gescheiterten Spielern das volle Potenzial heraus.

Sergio Canales floppte bei den Königlichen, erlitt drei Kreuzbandrisse und schaffte als Betis-Leistungsträger wieder die Rückkehr in die spanische Nationalmannschaft. Arsenal-Leihgabe Héctor Bellerín blüht ebenfalls in Sevilla auf.

Der spanische Rechtsverteidiger überließ aber nichts dem Zufall, sondern beauftragte vor seinem Wechsel nach Sevilla ein Datenanalyse-Unternehmen, um herauszufinden, welcher Klub am besten zu ihm passt und wo er seine Stärken gezielt einsetzen kann. Das Ergebnis: Betis.

Borja Iglesias (13 Tore/zwei Assists), Juanmi (16/2) und Willian José (10/5) sind nur echten Spanien-Experten ein Begriff, stehen aber sinnbildlich für die Transformation des überraschenden Europapokal-Anwärters sowie für Pellegrinis unberechenbare Mannschaftsausrichtung.

„Unser Ziel ist es, den Spielern zu zeigen, welches Potenzial in jedem Einzelnen steckt, und dafür zu sorgen, dass sie sich jeden Tag aufs Neue anstrengen. Dies hat ein hohes Wettbewerbsniveau geschaffen und das kollektive Niveau der Mannschaft angehoben“, erklärte Team-Koordinator Alexis Trujillo bei The Athletic. „Wir legen sehr viel Wert darauf, dass sie sich ihrer Stärken und Eigenschaften bewusst sind und diese in jedem Training und jedem Spiel weiterentwickeln.“

Nabil Fekir, der 100-Millionen-Euro-Mann

Diese Philosophie überzeugte auch Fekir, der 2019 völlig überraschend für knapp 20 Millionen Euro von Olympique Lyon nach Andalusien gewechselt war. Und das, obwohl 2018 noch ein Transfer zu Real Madrid im Raum gestanden sowie ein Wechsel zum FC Liverpool auf der Zielgeraden gescheitert war.

„Wir haben Nabil gezeigt, dass das, was wir ihm vorgeschlagen haben, eingetreten ist“, erklärte Trujillo weiter: „Wir wollen, dass er sich wichtig fühlt, dass er weiterhin gerne für Betis spielt und hier mit seiner Familie glücklich ist. Wir sind sehr stolz darauf, Spieler wie Nabil Fekir zu haben.“

Der Liverpool-Deal soll sich damals laut Medienberichten offenbar wegen Vorschäden im rechten Knie des französischen Weltmeisters zerschlagen haben. In Sevilla ist davon in über 100 Spielen nichts zu sehen gewesen.

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Vielmehr ist Fekir mit 16 Scorer-Punkten wettbewerbsübergreifend in 31 Spielen absoluter Leistungsträger bei den Grün-Weißen und verlängerte seinen Vertrag vorzeitig bis 2026, trotz des Interesses zahlreicher Top-Klubs.

„Ich möchte, dass Fekir so lange wie möglich bei uns ist“, sagte Betis-Präsident Ángel Haro García zu den Gerüchten um Barca und Co.. „Es ist eine Augenweide, ihn spielen zu sehen.“ Fekir sei einer der besten Spieler der spanischen Liga, Haro García und verwies nur auf sein Preisschild: „Seine Ausstiegsklausel beträgt 100 Millionen Euro.“

Joaquín, die Vereinslegende von Betis Sevilla

Und wäre diese Erfolgsgeschichte nicht schon beeindruckend genug, setzt Joaquín Sánchez Rodríguez, genannt Joaquín, noch das i-Tüpfelchen obendrauf.

Der 40-Jährige stammt aus der Jugend von Betis und führt seine Verdiblancos als Kapitän auf den Platz. Seine letzten Saison im grün-weißen Trikot möchte die Vereinslegende unbedingt mit einem Titel krönen.

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Die Chancen stehen nicht schlecht, nachdem im Halbfinal-Hinspiel der Copa del Rey kürzlich Rayo Vallecano mit 2:1 besiegt wurde. Zudem sind Real und Atlético Madrid, Barca sowie Erzrivale FC Sevilla bereits ausgeschieden.

Man stelle sich das nur mal vor: Das Arbeiterviertel in Sevilla wäre im Ausnahmezustand, die Stadt endlich mal wieder in grün-weiß getüncht - und nicht wie zuletzt immer in rot-weiß.

Der Wein würde in Strömen fließen und einige Akteure müssten sich wegen „resaca“ wohl am nächsten Tag krankmelden. Resaca, das ist der berüchtigte Kater, der Joaquín im Juli 2021 ereilte, als er seinen 40. Geburtstag feierte - und ihn tags darauf zwang, sich für ein Testspiel abzumelden.

Betis ist eben anders. Das zeigt sich nicht nur bei Vereinsikone Joaquín, sondern vor allem auch bei Trainer Pellegrini, dem studierten Bauherrn der Erfolgsgeschichte.