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Thomas Müller: "Es geht auf jeden Fall wieder zurück nach Deutschland"

Müller-Kritik am Schiedsrichter

Thomas Müller ordnet nach Vancouvers Final-Niederlage gegen Messis Miami die Leistung der Schiris, aber auch des eigenen Teams kritisch ein - richtet den Blick aber schnell nach vorn.
Thomas Müller verliert mit den Miami Whitecaps das Finale gegen Inter Miami und Lionel Messi. Nach der Partie wirkt der deutsche Altstar gefasst - macht aber auch seine Enttäuschung deutlich.
Thomas Müller ordnet nach Vancouvers Final-Niederlage gegen Messis Miami die Leistung der Schiris, aber auch des eigenen Teams kritisch ein - richtet den Blick aber schnell nach vorn.

Thomas Müller hat mit den Vancouver Whitecaps im Duell mit Lionel Messi den erhofften Meistertitel in der Major League Soccer verpasst - aber der Blick der FC-Bayern-Legende geht schon trotzig nach vorn.

Nach der unglücklichen 1:3-Niederlage im Traumfinale gegen Inter Miami hat der Weltmeister von 2014 in der Mixed Zone ausführliche Einblicke in seine Gefühlswelt gegeben. Der 36-Jährige ordnet die Leistung der Schiris, aber auch die der eigenen Mannschaft kritisch ein - und verspricht den nächsten Angriff auf den Titel. SPORT1 hat das Gespräch mit Müller aufgezeichnet.

Müller: „Wir hatten sie am Sack“

Frage: Herr Müller, Glückwunsch zu einer couragierten Leistung. Was überwiegt: der Stolz wegen einer starken Leistung oder der Schmerz wegen der verlorenen Partie?

Thomas Müller: Natürlich ist es immer so, dass du ein Finale spielst, um am Ende den Titel zu gewinnen. Bei uns ist, glaube ich, die Grundstimmung etwas anders, weil uns keiner so auf dem Zettel hatte am Anfang der Saison. Vor Beginn der Saison wurde dem Team von Experten nur ein hinterer Platz zugetraut - und wir haben denen gezeigt, dass wir zu ganz anderen Sachen in der Lage sind. Aber die andere Seite ist: Wenn du ein Finale auf diese Art und Weise verlierst: Miami ist ein tolles Team, aber wir hatten sie schon… ja, ich sage es jetzt einfach: Wir hatten sie schon am Sack.

Frage: Und dann?

Müller: Dann haben wir ein bisschen Pech mit dem Pfosten, Pfosten, Pfosten. Wenn da das Tor fällt, geht das Spiel in eine andere Richtung. Dann machen wir den Fehler - und unsere letzten 10 bis 15 Minuten nach dem 1:2 ärgern mich ein bisschen. Da waren wir dann einfach ein bisschen zu wild und hatten es nicht mehr kontrolliert aufgegleist bekommen. Aber wir sind eine junge Mannschaft und in diesem Jahr erst so richtig nach oben durchgestartet. Deswegen ist es tough, dass wir es verloren haben. Ich hatte das Gefühl, dass wir es eher aus der Hand gegeben haben statt, dass Miami sich das geholt hat. Aber man muss den Sieg anerkennen. Glückwunsch an alle Miami-Spieler, gerade auch an die, die schon eine große Karriere hatten. Jordi Alba, Busquets, Luis Suárez: Es ist wunderbar für sie - auch wenn es uns enorm weh tut.

Frage: Wie bewerten Sie den Spielverlauf?

Müller: Man muss zugeben: Das Spiel war sehr stark von Miami geprägt. Der Schiri hat an sich aus meiner Sicht ordentlich gepfiffen, was seine Foulentscheidungen betrifft. Er hat sich aber brutal auf diese Diskussionen eingelassen. Ich weiß nicht, ob wir heute überhaupt eine Netto-Spielzeit von 45 Minuten zusammengebracht haben. Das war schon schrecklich, muss ich ganz klar sagen. Da hat er sich zu sehr um den Finger wickeln lassen, was dieses ständige Diskutieren über jede Situation und das am Boden Liegen betrifft. Das war ein bisschen schade.

„Messi hat das Duell auf jeden Fall gewonnen“

Frage: Ihr persönliches Gefühl nach Abpfiff?

Müller: Gemischt. Ich sehe mich einerseits in der Rolle als alter Hase mit dem Job, die Burschen jetzt so zügig wie möglich wieder aufzurichten. Aber es fühlt sich am Ende schmerzhaft an, wenn du so nah dran bist. Auch für mich wäre es wunderbar gewesen: Ich komme hierher und wir haben das Finale erreicht. Wer hätte das am Anfang gedacht? Aber für viele der Jungs tut es noch mehr weh. Die kämpfen seit Jahren in dieser Liga um diesen Titel und jetzt hatten sie die Chance. Und der Schmerz, den mit anzuschauen, das ist schon tough. Ich denke schon ein wenig an die nächste Saison, weil ich weiß, was für ein Potenzial da noch schlummert und dass wir mit ein paar besseren Entscheidungen, mit ein bisschen mutigeren Positionen denen den Garaus machen können. Aber das ist Zukunftsmusik. Insgesamt ist es so: Da ist einerseits Schmerz, den wir in gewisser Weise auch fühlen wollen - aber ich bin nicht total traurig, weil es einfach super viel Spaß macht, diese Jungs da auf dem Weg nach oben zu begleiten.

Frage: Das Spiel wurde Messi gegen Müller hochstilisiert. Messi hat drei Torvorlagen gemacht. War das am Ende vielleicht der Unterschied?

Müller: Am Ende ist es egal. Den Unterschied hat gemacht, dass wir die Dinger weggegeben haben. Aber ja, Messi hatte drei Assists, ich keinen. Er hat das Duell auf jeden Fall gewonnen, weil er den Titel geholt hat. Da kann man nicht drumherumreden. Aber wie gesagt: Wir werden nächstes Jahr wieder hier in diesem Finale stehen und wir werden stärker sein als dieses Jahr.

Frage: Sie sind angeschlagen ins Spiel gegangen und in der ersten Hälfte trotzdem über fünf Kilometer gelaufen …

Müller: Ja, Wahnsinn.

Frage: Sie waren der laufstärkste Spieler auf dem Platz.

Müller: Wirklich? Gibt‘s ja nicht. Tatsächlich war es in den vergangenen vier Wochen nicht optimal. Meine Trainingsumfänge waren nicht so, wie man es sich für die Schlussphase der Saison wünscht. Aber echt noch mal ein Kompliment ans Ärzte- und Physio-Team. Die haben mich hinbekommen, dass ich 90 Minuten gehen kann. Natürlich habe ich mich schon mal frischer gefühlt in der zweiten Hälfte. Aber es war auch so, dass wir aufgrund unseres nicht ganz so optimalen Aufbauspiels nicht so die Ballbesitzphasen gehabt haben. Dass ich dann noch öfter am Ball gewesen wäre, wie ich es mir selber gewünscht hätte. (Maximiliano) Falcon hat mich auch gut rausbegleitet immer, der Innenverteidiger. Aber trotzdem hatten wir unsere Situationen, in der ersten Hälfte müssen wir eigentlich auch ein Tor machen.

WM 2026: „Man sollte schon weiter kommen“

Frage: Die Liga macht jetzt relativ lange Pause, wie sehen denn die kommenden Wochen und Monate für Sie aus?

Müller: Finden Sie die Pause wirklich so lang? Gefühlt geht es in vier Wochen für uns schon wieder weiter mit der Vorbereitung. Ich glaube, das ist wie bei jeder normalen Liga-Pause. Das nächste Spiel ist Ende Februar - bis dahin: Ich weiß noch nicht, aber es geht für mich auf jeden Fall wieder zurück nach Deutschland. Aber das ist jetzt noch nicht in meinem Kopf.

Frage: Eine Frage noch zur deutschen WM-Gruppe. Wie haben Sie die Auslosung wahrgenommen?

Müller: Wir hatten ein Meeting kurz nach dem ersten Gegner, der zugelost wurde - deswegen habe ich das alles nicht live verfolgt. Aber zum Ergebnis: In der Gruppe sollte man schon weiterkommen.