121 Millionen Euro für Enzo Fernández, bis zu 100 Millionen für Mykhailo Mudryk oder auch rund 80 Millionen Euro für Wesley Fofana - der FC Chelsea dominierte in beiden Transferperioden der vergangenen Spielzeit den Markt.
Wie Chelsea vom Saudi-Kaufrausch profitiert
Saudi-Kaufrausch: Chelsea profitiert
Insgesamt gaben die Blues seit der Übernahme von einem Konsortium um den US-Geschäftsmann Todd Boehly im Mai 2022 mehr als 600 Millionen Euro für Neuverpflichtungen aus. Auf der Gegenseite nahmen sie „nur“ 70 Millionen Euro ein.
Unter anderem verstand Liverpools Trainer Jürgen Klopp nicht, wie die Londoner trotzdem das Regelwerk des Financial Fairplay der UEFA - das inzwischen Financial Sustainability Regulations genannt wird - und die Finanzregeln der Premier League einhalten können. „Ich verstehe diesen Teil des Geschäfts nicht, was erlaubt ist und was nicht. Ich weiß nicht, wie es möglich ist, aber das ist nicht mein Job“, hatte der Coach Anfang Februar auf einer Pressekonferenz erklärt.
Chelseas Trick mit den langen Vertragslaufzeiten
Chelsea „trickste“ das Regelwerk allerdings unter anderem mit langen Verträgen aus. So unterzeichnete Mudryk gleich für achteinhalb Jahre an der Stamford Bridge oder Fofana unterschrieb im vergangenen Sommer bis 2029.
Da die Ablösen über die Dauer des Kontraktes verteilt werden, verbucht der aufnehmende Klub aber nicht sofort die ganzen Summen. Aus diesem Grund verbuchen die West-Londoner beispielsweise für Fofana, dessen Ablöse von 80 Millionen Euro in den Büchern gleichmäßig auf sieben Jahre verteilt wird, jährlich „lediglich“ einen Verlust von rund 11,4 Millionen Euro. Bei Verkäufen hingegen wurde die Summe sofort verbucht.
Es ist trotzdem eine riskante Taktik. Denn die Ausgaben sind damit in den kommenden Jahren auch ohne weitere Neuzugänge hoch. Durch das Verpassen des Europapokals sinken auch noch die Einnahmen der Blues, sodass es noch schwieriger ist, die Ausgaben auszugleichen.
Ziyech, Koulibaly und Mendy vor Wechsel nach Saudi-Arabien
Dazu erhöhen in diesem Sommer auch die Finanzregeln der Premier League den Druck. Denn binnen drei Jahren dürfen die Premier-League-Klubs maximal ein Minus von 120 Millionen verzeichnen. Da der CFC in den Saisons 2020/21 sowie 2021/22 zusammen 312 Millionen Euro Nettoverlust verbuchte und die üppigen Ausgaben der abgelaufenen Spielzeit auch noch dazukommen, sind die West-Londoner in diesem Sommer auf Einnahmen durch Spielerverkäufe angewiesen.
Ausgerechnet dabei hilft Chelsea nun wohl mit dem saudischen Staatsfonds „Public Investment Fund“ (PIF) der Eigentürmer von Ligakonkurrent Newcastle. Denn mit Hakim Ziyech, Kalidou Koulibaly und Edouard Mendy stehen gleich drei Spieler der Blues vor einem Wechsel zu saudi-arabischen Vereinen, die zu 75 Prozent dem PIF gehören.
Boehly war Anfang des Monats zu Gesprächen im Wüstenstaat
Ziyech soll Berichten zufolge Teamkollege von Cristiano Ronaldo bei Al-Nassr werden, für Koulibaly soll Al-Hilal laut dem Guardian bereit sein, 30 Millionen Euro zahlen und Mendy befinde sich in fortgeschrittenen Gesprächen mit Al-Ahli. Des Weiteren liebäugeln die Verantwortlichen mit einem Verkauf von Pierre-Emerick Aubameyang in den Wüstenstaat.
Dazu steht auch Teamkollege N‘Golo Kante vor dem Sprung zu Al-Ittihad, allerdings kassiert Chelsea für den Franzosen keine Ablöse. Für Boehly sind die Verhandlungen über die drei Erstgenannten augenscheinlich Chefsache: Er war Anfang des Monats in Saudi-Arabien und traf sich dort unter anderem mit dem Präsidenten von Al-Hilal Fahd bin Nafel.
Generell soll es Verbindungen zwischen dem PIF und dem Konsortium, welches Chelsea im vergangenen Jahr übernahm, geben. Denn wie die Daily Mail bereits im August berichtet hatte, ist der saudische Staatsfonds „Großinvestor“ von CFC-Mehrheitsaktionär Clearlake Capital. Allerdings gab es laut der Zeitung, die sich auf ihre Quellen beruft, wohl keine saudische Beteiligung beim Kauf des Londoner Klubs.
Die Beziehung zwischen dem PIF und Clearlake bezeichnet der Journalist Ben Jacobs als „ausgezeichnet“. Diese Beziehung scheint Chelsea nun zu nutzen, um die horrenden Ausgaben aus der Vorsaison zumindest ein wenig zu begleichen.