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Der Fall Mendy: Depay-Posting ist blanker Hohn I Kommentar von Mara Pfeiffer

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Der Fall Mendy: Depay-Posting ist blanker Hohn I Kommentar von Mara Pfeiffer

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Depay-Posting zu Mendy blanker Hohn

Eine Jury spricht Benjamin Mendy von Vergewaltigungsvorwürfen frei und Memphis Depay sorgt sich um den Spieler – aber wer sorgt sich um die Frauen?
Der französische Fußballprofi Benjamin Mendy wurde in insgesamt acht Fällen vom Vorwurf der Vergewaltigung freigesprochen. Seine Anwältin Jenny Wiltshire bittet um Privatsphäre für ihren Mandanten.
Mara Pfeiffer
Mara Pfeiffer

Benjamin Mendy ist nicht der erste Profifußballer, der wegen mutmaßlicher Vergewaltigung angezeigt worden ist, sein Prozess war zuletzt aber einer, der besonders viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat.

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Gleich mehrere Frauen hatten den Spieler der Vergewaltigung oder des Versuchs bezichtigt, der Prozess ging über Monate. Verhandelt wurde der Fall in England vor einer Jury. Und die hat Mendy zunächst im Januar und, auch bezogen auf weitere Fälle, erneut letzte Woche freigesprochen, weil sie Zweifel an seiner Schuld sah.

Memphis Depay, selbst Spieler von Atlético Madrid, hat sich dazu auf Instagram geäußert. Unter anderem stellt er die Frage, wer Mendy nun dabei helfe, zu heilen, und bittet, für den Kollegen zu beten. Er markiert in dem Beitrag die FIFA, die Premier League, Mendys bisherigen Verein Manchester City sowie die französische Nationalmannschaft und schreibt: „Who‘s fucking defending us athletes? Where are the big cooperations at when we need them?“

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Auch Bundesliga-Spieler stimmen Depay zu

Ganz ehrlich, wo soll man da anfangen …

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Das Thema ist größer als Mendy oder Depay, es ist auch größer als der Fußball. Aber wie im Fußball damit umgegangen wird, strahlt auf die Gesellschaft zurück. Deshalb ist es notwendig, über ein paar Dinge zu sprechen, gerade auch angesichts der Tatsache, wie viele Spieler aus der Bundesliga Depays Beitrag zustimmen oder ihn teilen.

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Ob Mendy, ob andere angeklagte Profifußballer, Frauen vergewaltigt haben, wissen am Ende nur die Beteiligten. Das ist der ermüdende Zustand, wenn es um Anzeigen bei sexualisierter Gewalt geht. Und vor Gericht gilt natürlich die Unschuldsvermutung. Allerdings hat das in der gesellschaftlichen Debatte dazu geführt, dass den potenziellen Opfern so lange der Vorwurf der Lüge gemacht wird, bis sie das Gegenteil beweisen. Eine perfide Situation.

Ein Freispruch ist am Ende kein Beweis für Unschuld, was Depays Beitrag aber suggeriert. Das festzuhalten, ist wichtig, gerade, weil die Schuld potenzieller Täter bei sexualisierter Gewalt und Vergewaltigung schwer zu beweisen ist: Meist steht Aussage gegen Aussage. Selbst wenn die Frau sich nach einer mutmaßlichen Vergewaltigung im Krankenhaus untersuchen lässt und beispielsweise Spermaspuren festgestellt werden, ist damit nicht belegt, dass der Sex nicht einvernehmlich war. Genau diese Frage steht aber meist im Zentrum der Prozesse.

Opfer brauchten Hilfe und Schutz

Im Falle Mendy ging es laut dessen (!) Anwältin um „quick, animal-like sex“, der ihrer Aussage nach „kompliziert“ werden könne. Das klingt sehr nach: „Wer soll sich da auskennen, wer was wollte?“ So werden Zweifel an der Glaubwürdigkeit von Opfern gestreut, unabhängig davon, ob die beschuldigten Männer Täter sind. Für die Frauen bedeutet das, sich der Erinnerung an eine mutmaßlich traumatisierende Erfahrung immer wieder neu aussetzen zu müssen, immer wieder Fragen zu beantworten. Das und die geringe Chance, mit Klagen Erfolg zu haben, sind Gründe, warum nur etwa ein Prozent (!) aller Sexualstraftaten angezeigt werden. Alle anderen bleiben im Dunkeln: Weil Opfer Angst haben, sich schämen, anonym bleiben wollen.

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Es sind deshalb die Opfer, meist Frauen, die Hilfe bräuchten und Schutz. Doch sie werden alleine gelassen. Diskutiert wird weniger, wieso sie beispielsweise bei Mendys illegalen Partys während Corona die Handys abgeben mussten oder wieso Männer dort oft Sex mit mehreren Frauen pro Nacht hatten – und was zur Hölle das über den Umgang mit Frauen im Fußball aussagt. Diskutiert wird, wieso Frauen auf die Partys gehen und ob sie nicht vielleicht mit ihren Klamotten oder Blicken signalisiert haben, sie wollten es auch. Schuld sind am Ende immer die Frauen – und jeder dieser Fußballer hat eine Million Fans, die das bezeugen.

Mara Pfeiffer schreibt über den Fall Benjamin Mendy
Mara Pfeiffer schreibt über den Fall Benjamin Mendy

Bildungsauftrag für Bundesligavereine

Es ist deshalb ein Hohn, wenn Depay, fragt, wer die Spieler schützen werde. Noch mehr Hilfe brauchen diese Angehörigen der wohl privilegiertesten Berufsgruppe der Welt sicher nicht. Wichtig und richtig wäre es, zu fragen: Wer schützt denn bitte die Frauen?

Das gilt übrigens auch innerhalb des Fußballs, also in Sachen Spielerinnen: So laufen derzeit gegen den Nationaltrainer Sambias Ermittlungen wegen Vorwürfen der Vergewaltigung und sexuellen Nötigung. Er darf die Frauen aber weiter trainieren. Macht und Geld, das sind die besten Schutzschilde in solchen Fällen. Die Frauen müssen ja nicht unter ihm Fußball spielen. So, wie die Frauen nicht auf Partys gehen müssen. Oder ins Stadion. Und so geht das immer weiter. Ist das die Gesellschaft, in der wir leben wollen?

Die vielen Bundesligaspieler, die Depays Beitrag liken und teilen, sind ein Bildungsauftrag an die Vereine. Sie stehen in der Verantwortung, ihre Spieler aufzuklären: über ihre massiven Privilegien und darüber, dass Macht und Geld keine Freifahrtscheine sind.