30 Meter vor dem Tor legte sich Franco Mastantuono den Ball in zentraler Position hin, nahm ein paar Schritte Anlauf und versenkte den Ball mit dem linken Fuß von sich aus gesehen im rechten Winkel.
Ist er wirklich 63 Millionen wert?
Ist er wirklich 63 Millionen wert?
Er streckte seine Arme zur Seite aus und lief laut brüllend zur Fankurve. Damit brachte er River Plate im Derby gegen den gehassten Erzrivalen Boca Juniors am 27. April nach 25 Minuten in Führung. Der junge Mann mit der Rückennummer 30 wurde beim 2:1-Erfolg zum gefeierten Helden.
Gerade einmal eineinhalb Monate später hat jener Mastantuono einen riesigen Schritt gemacht. Denn: Der spanische Fußball-Rekordmeister Real Madrid gab am Freitag die Verpflichtung des 17 Jahre alten Supertalents bekannt.
Real zahlt 63 Millionen für Mastantuono
Für den offensiven Mittelfeldspieler zahlt Real insgesamt 63 Millionen Euro. 45 Millionen Euro landen auf dem Konto von River Plate, die restliche Summe setzt sich unter anderem aus Steuern zusammen, die in Spanien für den Deal entrichtet werden müssen. Er wird einen Sechsjahresvertrag unterschreiben - und zwar an seinem 18. Geburtstag am 14. August. Vorher spielt er mit River die Klub-WM in den USA.
In Argentinien ist spätestens seit Freitag die Hoffnung groß, den nächsten Lionel Messi zu haben. Aber wieso ist der Linksfuß schon so viel wert?
Während in Europa nur Experten von dem Teenager gehört haben, ist er in seiner Heimat bereits ein Star. Mit der Jugend von River Plate gewann Mastantuono die nationale Meisterschaft. Im vergangenen Jahr debütierte er im Alter von knapp 16 Jahren für die Profis – als drittjüngster Spieler der Vereinsgeschichte.
Mastantuono vor Messi und Maradona
Doch damit nicht genug: Wenige Wochen später erzielte er im Pokal gegen Excursionistas sein erstes Tor und wurde zum jüngsten Torschützen in der Geschichte des Vereins (16 Jahren und 177 Tagen) - sogar vor dem früheren Argentinien-Juwel Javier Saviola.
In der vergangenen Woche feierte Mastantuono sein Debüt für Argentinien in der WM-Qualifikation gegen Chile. Mit 17 Jahren, neun Monaten und 23 Tagen ist er nun jüngster Nationalspieler in der Geschichte des Landes. Nicht einmal Messi oder Diego Maradona können da mithalten.
Kurios: Auch für die U20 absolvierte er bereits zehn Spiele und erzielte dabei zwei Treffer. Dabei wäre er noch für die U17 spielberechtigt.
Für River Plate kommt Mastantuono auf 61 Profi-Pflichtspiele.
Mastantuono spielt im offensiven Mittelfeld oder wird als Rechtsaußen eingesetzt. Dort kann er sein starkes Passspiel am besten zur Entfaltung bringen und vor allem seine ganz große Stärke zeigen: den überragenden Schuss - wie bei jenem Freistoßtor am 27. April.
In 19 Spielen erzielte er in dieser Saison sieben Tore und lieferte vier Vorlagen.
Hype um Mastantuono in Argentinien
Der Mittelfeldspieler wirkt auch vom Aussehen überhaupt nicht mehr jugendlich. Wenngleich mit 1,77 Metern eher klein gewachsen, verfügt er über einen stabilen Körper, der mit vielen Tattoos verziert ist.
In Argentinien ist in den vergangenen Monaten ein großer Hype entstanden. Nationaltrainer Lionel Scaloni muss deshalb warnen: „Ich denke, er hat eine große Zukunft, aber wir müssen ihn so behandeln, wie wir es für richtig halten. Er ist 17 Jahre alt, und es ist wichtig, das zu wissen.“
Bei den heimischen Journalisten kam diese Erinnerung bisher nicht an. „Für mich wird er bei Real Madrid explodieren. Ich beobachte den Fußball schon seit Langem und denke, dass Franco eine einzigartige Tugend hat. Er hat vor nichts Angst“, schwärmte der Journalist Gerardo Piorno bei A Todo Boca.
Vergleiche mit Weltmeister
In Argentinien vergleichen die Fachleute den neuen Star auch aufgrund seiner bissigen Zweikampfführung bereits mit einem Weltmeister von Atlético Madrid.
„Er ist wie Rodrigo de Paul. Er spielt in einem ähnlichen Bereich des Spielfelds, technisch haben sie eine ähnliche Entwicklung. Aber Mastantuono kommt leicht zum Tor, er hat einen besseren Schuss von außerhalb des Strafraums und bessere Bewegungen. Und auf engem Raum ist er wegen seiner Schnelligkeit und Explosivität im Vorteil.“
Diese Antrittsstärke ist kein Zufall. Immerhin galt Mastantuono zu Kindeszeiten als großes Tennistalent. Er gewann nationale Meisterschaften. Seine Mutter ist Tennistrainerin, sein Vater coachte einst die Jugend-Fußballer von River Plate.
Schließlich entschied sich Mastantuono für den Fußball - und wirbelt die Sportart als Rekordbrecher auf.
Am Dienstag darf er damit weitermachen, wenn River Plate gegen die Urawa Red Diamonds bei der Klub-WM startet.