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Englands Team der Stunde: So gut wie seit 111 Jahren nicht

So gut wie seit 111 Jahren nicht

Aston Villa erreicht in England einen besonderen Rekord. Der Premier-League-Klub reitet aktuell auf einer Erfolgswelle.
Ollie Watkins traf an der Stamford Bridge doppelt
Ollie Watkins traf an der Stamford Bridge doppelt
© IMAGO/Shutterstock
Aston Villa erreicht in England einen besonderen Rekord. Der Premier-League-Klub reitet aktuell auf einer Erfolgswelle.

In der langen Geschichte des britischen Fußballklubs Aston Villa kam es bis zu diesem Wochenende genau zweimal vor, dass das Team über alle Wettbewerbe hinweg elf Spiele in Folge gewinnen konnte. Das erste Mal gelang dies im Jahr 1897, das zweite Mal 1914.

Ganze 111 Jahre glückte es dem Klub aus Birmingham also nicht mehr, elf Partien am Stück für sich zu entscheiden. Doch an diesem Wochenende war es so weit – und das trotz eigentlich schlechter Vorzeichen.

Zehn Spiele in Folge hatten die Villans zu ihren Gunsten entschieden, gegen den FC Chelsea lief es am Samstag zunächst aber alles andere als rund.

Emery glänzt mit Einwechslungen

Villa konnte sich im ersten Durchgang kaum aus der eigenen Hälfte lösen und hatte nur gut ein Viertel Ballbesitz. Die Blues wiederum konnten an der heimischen Stamford Bridge aber nur selten Kapital aus ihrer Überlegenheit schlagen. Mit einer knappen 1:0-Führung ging es in die Pause.

Und auch nach dem Seitenwechsel änderte sich am Bild zunächst nichts. Die Gastgeber dominierten, Aston Villa bekam kaum Zugriff. Doch dann bewies Trainer Unai Emery wieder einmal, welche Bedeutung er für sein Team hat. Mit einem Dreier-Wechsel änderte er die Richtung und den Verlauf des Spiels zu seinen Gunsten.

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Der Ex-Leverkusener Emiliano Buendía, der Ex-Dortmunder Donyell Malen und John McGinn mussten weichen, stattdessen bekamen Ollie Watkins, Ex-BVB-Profi Jadon Sancho und Amadou Onana ihre Chance – verbunden mit taktischen Änderungen.

Wichtige taktische Umstellungen

„Er (Emery) hat es geändert, weil Chelsea Mann gegen Mann gespielt hat, aber sie hatten einen zusätzlichen Innenverteidiger, als wir lange Bälle gespielt haben“, erklärte Watkins später bei Sky Sports.

„Als ich in der zweiten Halbzeit eingewechselt wurde, brachte er Jadon Sancho und Morgan Rogers auf den Flügeln und stellte Youri Tielemans auf die Zehn – so hatten wir einen zusätzlichen Mann dort. Er ist ein taktisches Genie“, ergänzte Watkins.

Taktische Anpassungen, die sich bezahlt machten. Gut fünf Minuten nach seiner Einwechslung traf besagter Watkins, weitere 20 Minuten später markierte er mit dem Treffer zum 2:1 nicht nur einen Doppelpack, sondern auch den Siegtreffer.

Aston Villa in der Tabelle vorne mit dabei

Nach dem zwölften Sieg im 18. Premier-League-Spiel rangiert Villa in der Tabelle aktuell komfortabel auf dem dritten Platz. Auf Tabellenführer Arsenal sind es nur drei Punkte Rückstand und zum Zweitplatzierten Manchester City fehlt nur ein Punkt – der Vorsprung auf den FC Liverpool auf Rang vier beträgt derweil bereits sieben Zähler. Chelsea auf Platz fünf wurde mit dem Sieg am Samstag gar um zehn Punkte distanziert.

Aston Villa gelingt in England gerade Erstaunliches. Zwar ist das Team wahrlich nicht in jedem Spiel die bessere Mannschaft, dennoch stehen am Ende Siege auf der Anzeigentafel. Ein Fakt, der auch mit den klugen Einwechslungen des Cheftrainers zusammenhängt.

Bereits neun Tore gelangen durch Einwechselspieler, die zwei Treffer von Ollie Watkins gegen Chelsea dienen als Paradebeispiel.

Viele Siege nach Rückstand

Wichtig auch: Die Moral des Teams stimmt. Bei allen fünf Auswärtssiegen von Aston Villa gelang es, einen Rückstand aufzuholen und die Partie am Ende für sich zu entscheiden.

Eine inzwischen bereits bekannte Qualität. So hat in den vergangenen drei Spielzeiten in der Premier League kein Team mehr Punkte aus Rückständen geholt als der Tabellendritte in England. Alleine in dieser Spielzeit gelangen so bereits 18 Zähler.

Morgan Rogers als besonderer Spieler

Dazu kommt: Mit Offensivspieler Morgan Rogers hat Villa einen ganz besonderen Spieler in den eigenen Reihen. Noch vor wenigen Monaten wurde er von den eigenen Fans verspottet, nach unzähligen Gala-Auftritten hat sich der Wind inzwischen aber gedreht.

Sieben Treffer machen ihn zum besten Torschützen des Teams in der Liga - und auch in der englischen Nationalmannschaft ist er auf dem Vormarsch. In allen zehn Spielen, die England bislang unter Trainer Thomas Tuchel absolvierte, kam Rogers zum Einsatz. Nur Arsenal-Star Declan Rice kann bei dieser Zahl mithalten.

Wer hätte noch vor einem Jahr gedacht, dass Real-Star Jude Bellingham sich einmal ernsthaft um seinen Stammplatz bei den Three Lions würde sorgen müssen?

Aston Villa führt Expected Goals ad absurdum

Klar ist: Aston Villa spielt nicht unbedingt den besten Fußball, hatte beispielsweise gegen Chelsea in der ersten Hälfte nicht einen einzigen Torschuss.

Und auch die Expected Goals waren erschreckend niedrig. Zehn Minuten nach Beginn der zweiten Hälfte lag der Wert bei 0,04 – demgegenüber stand Chelsea mit 1,99. Dennoch gelangen Villa zwei Treffer, die Blues gingen leer aus.

Die zu erwartenden Tore sind derweil eine äußerst spannende Statistik, wenn es darum geht, aufzuzeigen, wie stark das Team eigentlich performt. So steht Villa in der xGoals-Tabelle der Premier League auf Rang 13, in der Realität rangiert die Mannschaft aber bekanntlich auf dem dritten Platz.

Wichtiges Duell gegen Arsenal

Übrigens: Bereits am Dienstag steht für die Villans ein äußerst bedeutendes Spiel auf dem Programm. Dann steht die historische Siegesserie in der Premier League ab 21.15 Uhr (im LIVETICKER) gegen Tabellenführer Arsenal auf dem Prüfstand.

Gelingt ein Sieg, könnte man nicht nur in Sachen Punkten mit den Gunners gleichziehen, sondern auch einen Vereinsrekord aufstellen. Zwölf Siege in Folge gelangen seit der Vereinsgründung im Jahr 1874 noch nie.