Man stelle sich folgendes Szenario in der Bundesliga vor: Nuri Sahin wird wenige Monate nach seiner Freistellung bei Borussia Dortmund wieder eingestellt, weil die Dinge unter seinem Nachfolger Niko Kovac noch schlechter laufen.
Eine Regel, die kaum jemand kennt
Undenkbar? In Italien mitnichten! Vor allem In der Zeit des legendären Palermo-Präsidenten Maurizio Zamperini, der von 2002 bis 2017 beim sizilianischen Traditionsverein das Sagen hatte, waren derlei Rückholaktionen fast schon an der Tagesordnung. Den Trainer Davide Ballardini beschäftigte der Klubpatron sogar drei Mal.
Am Montag vermeldete Serie-A-Klub AC Monza, dass Alessandro Nesta wieder auf den Posten des Cheftrainers rückt, nachdem sein Nachfolger Salvatore Bocchetti nach nur sieben Spielen mit lediglich einem Sieg und sechs Niederlagen seinen Hut nehmen musste.
Bereits unter Nesta, der mit Italien 2006 die WM in Deutschland gewann, hatte der frühere Klub des 2023 verstorbenen Silvio Berlusconi nach nur einem Dreier aus 17 Spielen (bei immerhin sieben Remis) die Rote Laterne übernommen.
Eine Rettung scheint angesichts des Rückstands von acht Zählern Rückstand auf einen Nicht-Abstiegsplatz fraglicher denn je.
Dass italienische Trainer nach ihrer Freistellung zurückbeordert werden, hat einerseits finanzielle Gründe. Wie aktuell bei Monza, wollen die Klubs häufig Geld einsparen und greifen auf ihren früheren Coach zurück, wenn unter dessen Nachfolger nicht die erhoffte Wende eintrat.
Wechselverbot in der Serie B aufgehoben
Nesta hatte ohnehin noch einen gültigen Vertrag, so dass der Klubführung ein erneuter Wechsel offenbar erfolgsversprechender war, als mit Bocchetti weiterzumachen.
Es gibt aber noch eine Sonderregel, die solche Rückholaktionen begünstigt - eine Regel, die den Markt für italienische Übungsleiter begrenzt. In der Serie A ist es Trainern nämlich nicht erlaubt, in einer Saison bei mehr als einem Klub angestellt zu sein. Für die zweite italienische Liga, die Serie B, wurde das Wechselverbot dagegen vor zwei Jahren aufgehoben.
So hätte der bei der Roma entlassene Ivan Juric nicht innerhalb der Serie A wechseln dürfen, sondern nur ins Ausland. Dies tat der Kroate, indem er sich wenige Wochen nach seinem Aus in der italienischen Hauptstadt dem FC Southampton anschloss.
Apropos Juric: Nach dessen unglücklichem Intermezzo bei der Roma hatten viele Fans auf die Rückkehr der Klubikone Daniele De Rossi gehofft, den Juric beerbt hatte. Die Vereinsführung entschied sich allerdings für Claudio Ranieri.