Die Fußstapfen, die Ivan Juric zu füllen hatte, waren riesig. Schließlich prägte sein Vorgänger Gian Piero Gasperini bei Atalanta Bergamo in den vergangenen neun Jahren eine überaus erfolgreiche Ära.
Schon wieder gescheitert
Das nächste unrühmliche Kapitel
Und während Gasperini nach seinem Abschied im Sommer bei seinem neuen Arbeitgeber AS Rom weiter an seiner persönlichen Erfolgsstory schreibt und die Roma als Tabellenzweiter, punktgleich mit Inter Mailand, sogar vom Scudetto träumen lässt, zog sein kriselnder Ex-Klub aus Bergamo am Montag die Reißleine: Juric musste gehen.
Kurios: Juric exakt vor einem Jahr in Rom gefeuert
Die Trennung erfolgte auf den Tag genau ein Jahr nach Jurics Aus bei der Roma. Dort blieb er wegen seines Umgangs mit Mats Hummels nicht in bester Erinnerung.
„Juric hat viele Fehler begangen, unter anderem hat er Hummels gedemütigt, indem er ihn systematisch vom Kader ausgeschlossen hat“, schrieb die Gazzetta dello Sport damals.
Trotz des Misserfolgs in Rom fand Juric relativ schnell einen neuen Job, einen Tag vor Weihnachten heuerte der frühere Mittelfeldspieler in England an, doch den Abstieg des FC Southampton konnte er auch nicht verhindern.
Schlechtester Trainer der Premier-League-Geschichte
Stattdessen ging er als schlechtester Trainer der Premier League in die Geschichte ein. Von allen Fußballlehrern, die im englischen Oberhaus mehr als zehn Spiele an der Seitenlinie verantworteten, hatte er mit nur 0,29 Punkten pro Spiel den schwächsten Schnitt.
Der Abstieg war bereits sieben Spieltage vor Saisonende besiegelt - so früh stand noch nie zuvor in der Premier League ein Absteiger fest. Noch so ein unrühmlicher Rekord.
Dennoch trat Juric im Sommer das Erbe von Erfolgscoach Gasperini in Bergamo an. Der 50-Jährige begann seine Trainerlaufbahn einst als Assistent von Gasperini, zunächst 2011 bei Inter Mailand, später begleitete er ihn zu US Palermo.
Kuriose On-Off-Beziehung mit Genua
Aus der Anfangszeit seiner eigenen Karriere als Cheftrainer sticht seine kuriose On-Off-Beziehung mit dem CFC Genua heraus. Im Februar 2017 musste er nach nur sieben Monaten im Amt gehen. Doch nur zwei Monate später saß er wieder bei Genua auf der Bank - aber nur bis Anfang November.
Fast ein Jahr später verpflichtete ihn der Klub dann ein drittes Mal als Cheftrainer, doch nur zwei Monate später war Juric dann schon wieder Geschichte in Genua, diesmal endgültig.
Zoff mit Lookman
Bei Atalanta war zuletzt nicht nur die sportlich schwache Ausbeute von nur zwei Siegen und sieben Unentschieden in den ersten elf Serie-A-Spielen ausschlaggebend für die Trennung.
Vergangene Woche sorgte ein Zoff mit Offensivstar Ademola Lookman, der am Deadline-Day auch mit dem FC Bayern in Verbindung gebracht wurde, für Schlagzeilen. Nachdem der Ex-Leipziger im Champions-League-Spiel bei Olympique Marseille (0:1) frustriert auf seine Auswechslung reagiert hatte, packte Juric den Spieler energisch am Arm und redete auf ihn ein. Staffmitglieder konnten eine Eskalation der Situation verhindern.
Die 0:3-Heimpleite gegen Aufsteiger US Sassuolo am Wochenende besiegelte nun sein Schicksal.
Einem Bericht von Sky Sport Italia zufolge wurden Juric Probleme bei seinem Führungsstil angelastet, das Verhältnis zu einigen Führungsspielern soll belastet gewesen sein. Auch seine Trainingsmethoden sollen veraltet gewesen sein.
Atalanta präsentiert Juric-Nachfolger
Während Gasperini bei Atalanta auch für überfallartigen Offensivfußball stand - und damit etwa Bayer Leverkusen beim 3:0-Finalsieg in der Europa League 2024 überrumpelte, verfolgte Juric einen defensiveren Ansatz - und scheiterte schließlich.
Am Dienstag präsentierte Atalanta Raffaele Palladino als Nachfolger. Der 41-Jährige führte in der vergangenen Saison die AC Florenz auf Platz sechs und bis ins Halbfinale der Conference League.
Wo Jurics Weg nach seiner vierten Entlassung als Trainer in nur eineinhalb Jahren hinführt, wird sich zeigen.