Er besiegte Wladimir Klitschko. War Schwergewichts-Weltmeister von vier Verbänden. Steht er nun vor dem sportlichen Nichts?

Anthony Joshua hat gegen im Rückkampf gegen Oleksandr Usyk seine dritte Niederlage in den vergangenen fünf Kämpfen kassiert und danach mit deinem bizarren Verhalten für weitere Irritationen gesorgt. (NEWS: Alle Neuigkeiten zum Boxen)

Während der Ukrainer Usyk nun einen Vereinigungskampf gegen Tyson Fury ins Visier nimmt, sind die Perspektiven von Furys britischen Landsmann Joshua ungewiss.

Ist „A.J.“ mit 32 Jahren als Spitzenboxer schon abgemeldet? Ja, glaubt der frühere deutsche WM-Aspirant Axel Schulz - und rät Joshua im Gespräch mit SPORT1, die Handschuhe an den Nagel zu hängen.

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Axel Schulz legt Anthony Joshua den Rücktritt nahe

„Es ist für Joshua an der Zeit zu sagen: Es war eine tolle Karriere“, sagt der 53-Jährige: „Mit der ersten Niederlage gegen Andy Ruiz hat er seine innere Stärke verspielt – und der Rückkampf war ja auch nicht so prickelnd. Beide Kämpfe gegen Usyk hat er nun auch zu Recht verloren.“ (Usyk besiegt Joshua: Welcher Kampfrichter es anders sah)

Aus Schulz‘ Sicht hat Joshua immer noch mit den Folgen seiner ersten Pleite 2019 zu kämpfen: „Joshuas Niederlage gegen Ruiz war der Knackpunkt, das war ja sang und klanglos - und was haben wir vor dem Kampf alle gelacht über den moppeligen Ruiz. Was das angerichtet hat, darf man nicht unterschätzen.“

Schulz führt aus: „Der Kopf spielt im Boxen eine ganz große Rolle, ich glaube auch, im Schwergewicht noch mehr als in anderen Gewichtsklassen. Die harten Schläge dort haben nochmal eine andere Wirkung auf dich, auch mental. Wenn du da das Selbstvertrauen verlierst, ist es ganz schwer.“

„Wenn du dir selbst nicht mehr vertraust, geht sehr viel verloren“

Das Problem, das er Joshua attestiert, kennt Schulz aus eigener Erfahrung, speziell aus den erfolglosen WM-Kämpfen gegen Francois Botha und Michael Moorer nach seiner Beinahe-Sensation gegen die Ikone George Foreman 1995.

„Ich wurde ja auch immer gefragt: Warum haust du denn nicht mehr zu?“, erinnert sich Schulz: „Das Problem ist eben: Wenn ich das tue, öffne ich mich für die Schläge des anderen und das kann dann nach hinten losgehen. Und in dem Moment, in dem du dir selbst nicht mehr vertraust, gerät alles aus dem Gleichgewicht, da geht sehr viel verloren. Es ist im Schwergewicht am schwersten, sich aus einem Loch zurückzufighten.“

„Usyk ist wahnsinnig, Fury eine Granate“

Sehr gespannt ist Schulz derweil auf den potenziellen Vereinigungskampf zwischen Fury und Usyk - der ihn in gegen Joshua schwer beeindruckt hat: „Usyk ist wahnsinnig. Wie er schlägt, sieht oft unspektakulär aus. Aber man sieht am Ergebnis: Da muss ungeahnte Power dahinterstecken.“

Wie es gegen Fury aussehen würde, der nochmal einen stärkeren Größen-, Gewichts- und Reichweiten-Vorteil hat, wagt Schulz dennoch nicht einzuschätzen: „Fury ist ein anderes Level als Joshua, eine Granate, den kannst du nicht steuern und nicht einschätzen. Wenn Usyk gegen Joshua kämpft, weiß er ungefähr, worauf er sich einlässt, AJ zieht seinen Stiefel durch, er ist berechenbar. Fury? Überhaupt nicht. Du hast keine Ahnung, was der sich im Ring einfallen lässt.“ (So verhöhnt Tyson Fury nach dem Kampf sowohl Joshua als auch Usyk)

Furys besondere Persönlichkeit sei auch noch mal ein X-Faktor: „Ich habe ihn ja kennengelernt vor dem Klitschko-Kampf, man denkt zuerst: Was ist das denn für einer? Aber wenn du mit ihm redest, merkst du: Der ist richtig clever in dem, was er tut.“

Ob auch Furys angeblicher Rücktritt Teil des Spiels ist? Schulz schätzt in jedem Fall: „Wenn der Kampf durchgedrückt wird, wird er zurückkommen.“