Mit dem Wurf seines Lebens hat Thomas Röhler erneut Leichtathletik-Geschichte geschrieben: Der Olympiasieger schleuderte den Speer beim Diamond-League-Meeting in Doha auf grandiose 93,90 m - deutscher Rekord, 130 Zentimeter weiter als Raymond Hecht 22 Jahre zuvor.
Deutsche Rekorde im Doppelpack
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Weiter hat in der Geschichte nur Jan Zelezny geworfen. Dessen Weltrekord steht seit 1996 bei 98,48 m - geworfen hat ihn der große Tscheche in Röhlers Heimatstadt Jena.
Für das Sahnehäubchen auf einen sensationellen deutschen Leichtathletik-Abend in Katars Hauptstadt sorgte Gesa Felicitas Krause (Trier), die über 3000 m Hindernis als Siebte in 9:15,70 Minuten ebenfalls für einen deutschen Rekord sorgte. Die alte Bestmarke hatte die WM-Dritte bei Olympia in Rio erzielt (9:18,41).
Röhler: "Ein perfekter Wurf"
"Ich bin extrem glücklich. Ich wusste, dass ich weit werfen kann. Zu diesem sehr frühen Saisonzeitpunkt war es praktisch ein perfekter Wurf", sagte Röhler. Dem 25-Jährigen gelang der Traumwurf im vierten Durchgang seines ersten Wettkampfes im Jahr 2017. "Wir werden aber von unserem Weg Richtung WM nicht abweichen."
Vor der Reise nach Doha hatte Röhler noch gesagt: "Die ersten vier bis fünf Wettkämpfe sind eigentlich nur ein Training auf sehr hohem Niveau." Nun wurde gleich der Saisonauftakt zu einem Traumstart ins WM-Jahr.
Drei Monate vor den Titelkämpfen in London (4. bis 13. August) steigerte Röhler seine bisherige persönliche Bestleistung von 91,28 m um mehr als zweieinhalb Meter. Sein Rekord-Vorgänger Hecht hatte 1995 in Oslo 92,60 m geworfen - an der Marke hatten sich große deutsche Speerwerfer wie Boris Henry oder Matthias de Zordo mehr als zwei Jahrzehnte lang die Zähne ausgebissen.
In Röhlers Schatten ging in Doha fast ein wenig unter, dass Johannes Vetter (Offenburg) als Zweitplatzierter mit persönlicher Bestleistung von 89,68 m beinahe zum vierten deutschen 90-m-Werfer der Geschichte geworden wäre. Dritter wurde der Tscheche Jakub Vadlejch (87,91).
Krause trotz Rekord zurück
Krause hatte derweil trotz ihres Rekordlaufes keine Siegchance. Das Rennen gewann die Kenianerin Hyvin Kiyeng mit der Jahresweltbestleistung von 9:00,12 Minuten. Europameisterin Cindy Roleder wurde über 100 m Hürden in 12,90 Sekunden Zweite hinter der Amerikanerin Kendra Harrison (12,59). Stabhochspringerin Lisa Ryzik wurde mit 4,55 m Fünfte.
Olympiasiegerin Caster Semenya (Südafrika) lief über 800 m aufreizend locker zu 1:56,61 Minuten. Die 26-Jährige, bei der die Debatten über ihre Geschlechtszugehörigkeit seit Jahren anhalten, könnte im Saisonverlauf in Reichweite des Uralt-Weltrekordes der Tschechin Jarmila Kratochvilova aus dem Jahr 1983 (1:53,28) kommen. 1500-m-Weltrekordlerin Genzebe Dibaba (Äthiopien) wurde in Doha beim Ausflug auf die kürzere Distanz Fünfte (1:59,37).