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Brisanter EM-Streit: Verliert die große Party ihr Zugpferd?

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Brisanter EM-Streit: Verliert die große Party ihr Zugpferd?

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Verliert die große Party ihr Zugpferd?

Die European Championships in München begeisterten die Massen - doch ausgerechnet das Zugpferd Leichtathletik hatte eigentlich schon den Absprung beschlossen. Kommt nun aber doch alles anders?
Was für ein Fest! Die European Championships 2022 in München konnte hunderttausende Fans mit verschiedenen Randsportarten begeistern. Geht es den Fans allerdings auch wirklich nur um den Sport?
mhoffmann
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Eine Stadt. Zahllose Sportarten. Eine Reihe von Europameisterschaften unter gemeinsamer Flagge.

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Der Erfolg der European Championships in München hat das Potenzial dieser Idee gezeigt, viele Fans vor Ort waren ebenso begeistert wie ein Millionenpublikum an den TV-Bildschirmen - vor allem auch diverse Sportarten, die sonst weniger im Blickpunkt stehen, jubelten über selten große Aufmerksamkeit abseits des Olympia-Zyklus.

Man sollte also meinen, dass alle glücklich sind über das junge Erfolgsmodell. Stattdessen schien schon vor dem Event in München ein schneller und empfindlicher Bruch festzustehen: Ausgerechnet die Leichtathletik, mit Stars wie Armand Duplantis, Gina Lückenkemper und Co. das große Zugpferd der Veranstaltung, hat eigentlich schon den Absprung beschlossen, weil sie die Aufmerksamkeit lieber für sich alleine will.

Eine umstrittene und mit viel Unverständnis registrierte Entscheidung - in die nun aber nochmal Bewegung zu kommen scheint. (Der Medaillenspiegel der European Championships)

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Leichtathletik-Verband hatte Absprung schon verkündet

Die nächste Leichtathletik-EM steigt 2024 in Rom, für die Titelkämpfe 2026 - Kandidatenstädte sind Birmingham oder Budapest - hatte der Verband EAA eigentlich schon den Ausstieg aus dem European-Championships-Modell beschlossen.

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„Die Leichtathletik-EM 2026 wird ein eigenständiger Event wie der in Rom“, verkündete Christian Milz, der aus der Schweiz stammende CEO der EAA im Juni. „Unabhängig zu sein“, ergänzte Milz, hätte für die Leichtathletik mehr Vorteile, „um eine besondere Erfahrung für die Sportler, Fans und alle anderen Stakeholder“ zu schaffen.

Die Organisatoren der European Champions nahmen es verwundert auf: „Wir respektieren die Entscheidung des EAA, aber wir sind überrascht über diese Art der Kommunikation strategischer Schlüsse, knapp zwei Monate vor einer wahrscheinlich unglaublichen zweiten Auflage der European Championships in München“, reagierte ein Sprecher im Fachportal Inside the Games.

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„Wir schaffen das auch alleine“

Die Leichathletik-Bosse zeigten sich unbeeindruckt - auch Jürgen Kessing, Präsident des deutschen Verbands DLV und Council-Mitglied des EAA, vertrat und verteidigte die Entscheidung.

„Die europäischen Leichtathletik-Vertreter haben gemerkt, nur noch eine von neun Sportarten zu sein und nicht mehr den Stellenwert zu haben, den wir uns selber zumessen“, zitierte ihn die Nachrichtenagentur dpa noch vor zehn Tagen: „Dann ist es mehr als folgerichtig zu sagen: Wir schaffen das auch alleine. Das ‚Stand alone‘ als Markenzeichen möchte man wieder herausstellen.“

Jürgen Kessing vertritt den DLV im EAA-Council
Jürgen Kessing vertritt den DLV im EAA-Council

Kessing erinnerte in diesem Zusammenhang an die ersten European Championships 2018: Da war die Leichtathletik-EM zwar offiziell mit von der Partie - aber in Berlin statt in Glasgow, wo die anderen Wettbewerbe ausgetragen wurden.

Nach München kommen neue Töne

Nun klingt unter dem Eindruck einer „tollen Woche“ (O-Ton Kessing) in München alles etwas anders - der DLV-Boss spricht jetzt von einer noch nicht entschiedenen Debatte.

„Sobald die Ausrichterstadt feststeht, werden wir uns im europäischen Verband mit der Frage auseinandersetzen. Geplant ist das dann im Frühjahr“, sagt Kessing nun: „Ich glaube unter dem Eindruck, den auch meine Kollegen im Council in München gewonnen haben, ist die Diskussion völlig offen.“

Auch der Brite Paul Bristow, Mitgründer und Geschäftsführer des European Championships Managements, klang zuletzt so, als sei das letzte Wort noch nicht gesprochen.

„Das ist eine Diskussion für die Zeit nach den European Championships“, sagte er zu Beginn der Spiele zum Thema: „Wir sind hier, um uns auf München zu konzentrieren - und dann schauen wir in die Zukunft.“

Schwimm-EM als warnendes Beispiel?

Was die Leichtathletik-Vertreter womöglich auch ins Grübeln bringt, ist das Beispiel der Schwimm-EM, die 2018 dabei war, in diesem Jahr aber nach Rom ausscherte - und dort eher um seine Wahrnehmung kämpfen musste.

EC-Boss Bristow hätte es künftig lieber wieder anders: „Wir hätten Schwimmen gerne hier und vielleicht kommt Schwimmen in der Zukunft zurück.“

Dass er die Leichtathletik gern behalten würde, muss er nicht dazusagen.

Man darf gespannt sein, ob der Erfolg von München die Fliehkräfte aufhält.