Der Tod des Stabhochspringers Shawn Barber am 17. Januar 2024 löste in der Leichtathletik-Szene große Bestürzung aus.
Der frühe Tod eines Hochbegabten

Der Kanadier, der auch einen US-Pass besaß, war infolge „medizinischer Komplikationen“ im Januar 2024 im Alter von lediglich 29 Jahren in seinem Haus in Texas gestorben. Die genauen Umstände seines Todes sind bis heute nicht bekannt.

Zahlreiche KollegInnen reihten sich in die Kondolenz ein, so wie Alysha Newman, die 2024 bei Olympia in Paris Stabhochsprung-Bronze gewann. „Für viele ist Shawn als einer der größten männlichen Stabhochspringer aller Zeiten bekannt“, schrieb die Kanadierin. „Aber für mich hat Shawn die Art und Weise verändert, wie ich mein Leben lebe.“
Doping-Freispruch nach Sex-Beichte
Sein langjähriger Trainer Dennis Mitchell sagte, Barber sei „extrem höflich, nett und sehr redegewandt“ gewesen. „Er war ein Typ, der keine Feinde hatte, er war auf der ganzen Welt jedermanns Kumpel.“
Dennoch war Barbers Biografie keineswegs geradlinig. Nicht nur wegen seiner feuerroten Haare wurde er zu einer der schillernden Figuren der Szene. 2016 war er in einen Dopingfall verwickelt, aus dem er sich jedoch rechtzeitig vor den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro glaubhaft herausredete.
Der Stabhochspringer hatte bei seiner Anhörung vor dem kanadischen Sportgericht (SDRCC) erklärt, dass er die Frau - offenbar eine Prostituierte - einen Tag vor seiner Teilnahme an den kanadischen Meisterschaften in einem Hotelzimmer in Edmonton getroffen und dort mit ihr Sex gehabt habe.
Er habe darin eine Möglichkeit gesehen, „vor dem Wettkampf Stress abzubauen“. Dass er am Tag nach dem One-Night-Stand positiv auf die Droge getestet wurde, sei für ihn „ein absoluter Schock gewesen“. Weil seine Bekanntschaft kurz vor dem Treffen Kokain konsumiert habe, habe er beim Küssen ebenfalls geringe Spuren der Droge aufgenommen.

Rund einen Monat vor dem Olympia-Beginn verzichtete der SDRCC daraufhin auf eine Sperre. Zwar habe Barber „fahrlässig und leichtsinnig“ gehandelt, da er bei der Kontaktaufnahme im Vorfeld jedoch explizit nach einer „Professionellen ohne Verbindung zu Drogen“ gefragt habe, habe er den Kontakt mit Kokain aber bewusst zu vermeiden versucht.
Verletzungen verhindern weitere Erfolge
Bei den Spielen in Rio schienen ihn die Turbulenzen allerdings in seiner Leistung zu beeinträchtigen. Als Mitfavorit angetreten, musste er sich mit Platz 10 begnügen.
Sportlich war Barber ansonsten über jeden Zweifel erhaben: 2015 wurde er Weltmeister vor dem Deutschen Raphael Holzdeppe und gewann damit die erste kanadische WM-Goldmedaille seit zwölf Jahren. Am 15. Januar 2016 schraubte er den kanadischen Rekord auf 6,00 Meter.
Im April 2017 outete sich Barber als homosexuell. „Schwul und stolz“, schrieb er auf seiner Facebook-Seite: „Vielen Dank an meine Eltern, die eine großartige Unterstützung sind. Ich werde weiter als Mensch wachsen und habe eine tolle Unterstützung von meinen Leuten.“ Neben seinen Eltern wandte sich der 22-Jährige auch an seine Freunde: „Ihr werdet immer meine Freunde sein und ich liebe Euch.“
Sportlich hatte er da schon seine beste Zeit hinter sich, auch weil er immer mehr mit Verletzungsproblemen zu tun hatte. Nach einer 16-monatigen Wettkampfpause übersprang er im Jahr 2018 5,84 Meter und belegte damit den dritten Platz beim Diamond-League-Finale in Brüssel.
„Ich hatte mit einigen persönlichen Problemen zu kämpfen - Verletzungen, Familie“, sagte er anschließend. Aber er fügte hinzu, dass er sich darauf freue, wieder an Wettkämpfen teilzunehmen und Spaß zu haben, „ohne das Gefühl von Druck.“
Seinen letzten Wettkampf bestritt Shawn Barber im Januar 2020 in Cottbus, im Alter von 25 Jahren. Vier Jahre später war er tot.