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Leichtathletik-WM 2023: Warum der Sensationssiegerin auf einmal das Lachen verging

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Leichtathletik-WM 2023: Warum der Sensationssiegerin auf einmal das Lachen verging

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Die Tränen der Sensationssiegerin

Laulauga Tausaga gewinnt sensationell das Diskusfinale bei der Leichtathletik-WM. Anschließend gibt die Hawaiianerin ihr Seelenleben preis - und denkt an ihre leidgeprüften Landsleute.
Leichtathletik-Bundestrainerin Annett Stein wehrt sich vor dem WM in Budapest gegen Kritiken am Setup der deutschen Leichtathletik.
Johannes Fischer
Johannes Fischer

Laulauga Tausaga – selbst vielen Leichtathletik-Experten war dieser Name bis zu diesem schwülheißen Augustabend in Budapest kein Begriff.

Dies änderte sich um kurz nach 21 Uhr schlagartig, als die 25-Jährige zum fünften Mal in den Ring stieg und die Scheibe in die Nähe der 70-Meter-Marke schleuderte.

Auf genau 69,49 Meter landete der Diskus, der die Leichtathletik-Welt für einen Moment aus den Angeln hob. Um sage und schreibe vier Meter und drei Zentimeter verbesserte Tausaga ihre bisherige Rekordweite – in diesem Leistungsbereich sind solche Sprünge äußerst ungewöhnlich.

Tausaga konnte es selbst nicht fassen und hielt ihre Hände vors Gesicht, ungläubig, welchen Coup sie da gerade gelandet hatte. Es folgte ein lauter Schrei und ein Dauergrinsen, das sie bis in den letzten Versuch behielt.

„Fehlende Konstanz kann einen kaputtmachen“

Zu diesem Zeitpunkt war schon klar, dass sie ihre hochfavorisierte US-Kollegin Valarie Allman hinter sich gelassen hatte, obwohl diese mit 69,23 Meter selbst eine herausragende Weite erzielt hatte.

Als Tausaga eine halbe Stunde später den Journalisten Rede und Antwort stand, hatte sie schon ein bisschen Zeit, um sich zu sammeln und das Geschehene halbwegs zu realisieren - auch, dass sie die erste hawaiianische Weltmeisterin der Leichtathletik-Geschichte wurde.

Der Moment, als Tausaga die Weite ihres Wurfes realisiert
Der Moment, als Tausaga die Weite ihres Wurfes realisiert

Sie sprach über ihren schweren Start in die Saison, der sie mental extrem gefordert habe. „Ich dachte nicht, dass ich da rauskommen würde. Ich konnte keinen guten Rhythmus finden. Fehlende Konstanz kann einen kaputt machen“, sagte Tausaga. „Jetzt bin ich froh, endlich aus diesem Tief gekommen zu sein.“

Dann machte die gebürtige Hawaiianerin deutlich, warum dieser fünfte Durchgang für sie so wichtig war – neben dem nackten Ergebnis. „Ich habe mein Zeichen gesetzt. Eine Sache, von der jeder träumt, ist es, ein Zeichen zu setzen. Niemand kann mir diesen Moment jemals nehmen.“

DLV-Athletinnen ziehen den Hut vor Tausaga

Dass sie imstande war, solch ein Zeichen zu setzen, rang ihren Kolleginnen jede Menge Respekt ab. So sagte Kristin Pudenz, die das Finale als Sechste und beste Deutsche abschloss, zu SPORT1: „Ich habe in der Quali schon gesehen, dass sie was drauf hat. Aber so zu performen im WM-Finale: Hut ab!“

Und auch Shanice Craft, die einen Platz hinter Pudenz landete, war voll des Lobes. „Sie hatte schon in der Quali einen guten Wurf, der aber ungültig war. Jetzt hat sie ihre Bestleistung um vier Meter gesteigert, das ist schon krass. Da sieht man, wenn alles zusammenpasst, ist einfach viel mehr möglich.“

Johannes Fischer berichtet für SPORT1 vor Ort aus Budapest
Johannes Fischer berichtet für SPORT1 vor Ort aus Budapest

Doch bei allem Jubel über ihren Sensationssieg dachte Tausaga auch an ihre Landsleute auf Hawaii, die nach den schrecklichen Bränden mit über 100 Toten noch lange Zeit brauchen werden, um zur Normalität zurückzukehren.

WM-Heldin Tausaga: „Es tut weh, die Verwüstungen zu sehen“

„Ich habe Familie und enge Freunde auf Oahu“, sagte sie – in diesem Moment wich ihr Lachen aus dem Gesicht und die Augen wurden feucht. „Ich bin weggegangen, als ich sieben war. Aber die Inselbewohner im Pazifik halten zusammen, und ich habe für meine Familie gebetet und Hilfsgüter geschickt, um sicherzugehen, dass es allen, die ich kenne, gut geht.“

Ihr tue es weh, die Verwüstungen zu sehen, die auf Maui passiert sind: „Ich bete ständig für alle Menschen dort.“

Für die leidgeprüften Hawaiianer könnte das Zeichen, das Tausaga an diesem heißen Augustabend setzte, ein klein bisschen Trost und Ablenkung sein. Schon deshalb hätte sich der Moment, der die Leichtathletik aus den Angeln hob, mehr als gelohnt.