Home>Motorsport>Formel 1>

Formel 1: Bleibt das Traumdebüt von Nyck de Vries unbelohnt?

Formel 1>

Formel 1: Bleibt das Traumdebüt von Nyck de Vries unbelohnt?

{}
{ "placement": "banner", "placementId": "banner" }
{ "placeholderType": "BANNER" }

Bleibt das F1-Traumdebüt unbelohnt?

Der Niederländer Nyck de Vries legt in seinem ersten Formel-1-Rennen eine glänzende Leistung hin. Im Kampf um ein Cockpit 2023 hilft ihm das im Zweifel aber nicht.
Max Verstappen gewinnt sein nächstes Rennen! In Italien sichert er sich vor Charles Leclerc den Sieg und versaut Ferrari somit das Heimrennen in Monza.
Bjarne Lassen
Bjarne Lassen

Den besten Rat bekam Nyck de Vries vor dem Start in seinen ersten Formel-1-Grand-Prix in Monza ausgerechnet von Landsmann Max Verstappen.

{ "placeholderType": "MREC" }

„Ich habe ihm gesagt, er soll es in erster Linie mal genießen und auch nicht zu viel drüber nachdenken oder sich stressen“, verriet der spätere Sieger nach dem Rennen. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Formel 1)

„Ich erinnere mich noch gut an mein erstes Rennen“, sagte Verstappen. „Alles passiert so schnell, da muss man sich selbst einfach sagen: ‚Wir werden schon sehen, was passiert‘ - statt sich zu viele Gedanken um den Start oder die erste Kurve zu machen.“

{ "placeholderType": "MREC" }

Formel 1: De Vries mit besonderer Ehrung

De Vries setzte den weltmeisterlichen Rat am Sonntag bestens um, hielt sich aus allem Ärger raus und wurde am Ende als Neunter sogar mit zwei WM-Punkten belohnt. Zusätzlich wählten ihn die Fans zum Fahrer des Tages.

Lesen Sie auch

Diese Leistung nötigte dann auch Landsmann Verstappen Respekt ab: „Er ist sehr gut mit allem umgegangen. Das ist schön, denn wir kennen uns natürlich schon lange“, meinte der Red-Bull-Pilot, der gemeinsam mit De Vries dafür sorgte, dass am Sonntag erstmals seit Christijan Albers und Robert Doornbos beim Brasilien-GP 2006 wieder zwei Niederländer in einem Formel-1-Rennen am Start waren.

Ein dickes Lob für seinen starken Einstand in der Königsklasse bekam De Vries auch von Williams-Teamchef Jost Capito: „Er hat alles absolut ohne Fehler und sehr professionell gemacht, wie wenn er schon das ganze Jahr im Auto gesessen ist“, lobte der Deutsche. (DATEN: Die Teamwertung der Formel 1)

Und gab zu bedenken: „Diese Autos sind schon sehr komplex und schwierig zu fahren. Da einfach so reinzuspringen, ist nochmal eine komplett andere Nummer, Simulator hin oder her.“

{ "placeholderType": "MREC" }

De Vries geschlaucht von G-Kräften

Das bekam der Debütant vor allem in der zweiten Hälfte des Rennens zu spüren. „Auf der Auslaufrunde hat er mir am Funk gesagt, dass er seine Schultern kaum noch bewegen kann und überhaupt nicht mehr spürt“, verriet Capito.

Im Parc Fermé mussten ihm Mechaniker aus dem Auto helfen.

Nyck de Vries benötigte beim Verlassen des Boliden Hilfe
Nyck de Vries benötigte beim Verlassen des Boliden Hilfe

Die G-Kräfte der Formel 1 sind mit denen der langsameren Formel E, in der De Vries zuletzt unterwegs war, nicht zu vergleichen. „Ich wollte ihm zwischendurch schon ins Cockpit funken: ‚Greif ruhig an, du brauchst nicht auf den Fanboost zu warten. Den gibt‘s hier nicht‘“, scherzte der Teamchef.

Fakt ist: Mit seinem Auftritt in Monza hat De Vries eine starke Bewerbung für ein Stammcockpit in der Königsklasse abgegeben. (DATEN: Der Rennkalender der Formel 1)

„Was soll er in Sachen Performance noch mehr machen als das, was er heute gezeigt hat? Er hat hier wirklich demonstriert, was er kann“, sagte Mercedes-Sportchef Toto Wolff, zu dessen Fahrerkader der 27-Jährige gehört.

Auch Capito gab in Bezug auf den Niederländer zu: „Er ist sicher keine schlechte Option, aber er hat natürlich auch andere Verpflichtungen (unter anderem mit Toyota in der Sportwagen-WM, Anm. d. Red.). Da muss man dann sehen, was in Zukunft für ihn möglich ist.“

Mit Blick auf Monza lobte der Teamchef aber: „Nyck hat das gezeigt, was ich persönlich von ihm erwartet habe, weil ich ihn kenne. Und er hat sogar noch übertroffen, was man erwarten kann.“

Albon nach Atemstillstand auf Intensivstation

Ein weiterer Einsatz gleich beim nächsten F1-Wochenende in zwei Wochen in Singapur ist deshalb nicht ausgeschlossen, hängt aber vom Gesundheitszustand von Stammpilot Alex Albon ab, der in Italien kurzfristig mit einer Blinddarmentzündung ausgefallen war.

Aktuell ist noch unklar, ob Albon wirklich in Singapur an den Start gehen kann. Bei der OP war es zu Komplikationen gekommen. Der 26-Jährige musste wegen eines Atemstillstandes zwischenzeitlich auf die Intensivstation verlegt werden.

„Natürlich will Alex unbedingt fahren, aber jeder erholt sich von so etwas anders“, sagte Capito. „Für uns ist nur klar, dass die Sicherheit absolut vorgeht, und wenn er nicht hundertprozentig fit ist, dann fährt er nicht - zumal Singapur ein sehr anstrengendes Rennen ist. Das ist dann meine Verantwortung als Teamchef.“

Nyck de Vries mit Williams-Teamchef Jost Capito
Nyck de Vries mit Williams-Teamchef Jost Capito

Cockpit-Besetzung offen

Genauso wie die Cockpitbesetzung für 2023. Bei dieser will sich Capito, der zuletzt auch öffentlich mit Mick Schumacher flirtete, aber noch nicht in die Karten schauen lassen. (DATEN: Die Fahrerwertung der Formel 1)

„Im Moment sind noch so viele Bälle in der Luft. Man muss sich jetzt erstmal den Staub setzen lassen und dann aussortieren“, erklärte er. „Es gibt viele gute Möglichkeiten und viele Junge, die nachrücken und auch eine Chance verdient haben. Was da an jungen Fahrern nachkommt, ist sensationell, die Auswahl ist also wirklich schwer.“

Für de Vries selbst ist das vielleicht der einzige Wermutstropfen nach einem Wochenende wie im Traum.

„Es liegt nicht in meinen Händen, weil ich keine Fahrerpaarung entscheiden kann. Und es kommt in dieser Welt auch nicht immer darauf an, wer es am meisten verdient hat“, antwortete der Niederländer auf die Frage nach seiner Formel-1-Zukunft.

De Vries weinte mit Vater

Die persönlichste Geschichte rund um sein Debüt verriet der 27-Jährige eher nebenbei: „Mein Vater war durch Zufall in Monaco in meinem kleinen Apartment (als der Einsatzbefehl von Williams kam, Anm. d. Red.). Er hat sich dann von jemandem ein Auto geliehen und ist gestern noch hier rübergefahren.“

„Als ich ihn heute früh gesehen habe, konnten wir nicht mal reden, weil wir beide sofort angefangen haben zu weinen. Ich habe ihm nur einen Kuss gegeben und später war er dann mit mir in der Startaufstellung“, strahlte de Vries, der klarmachte, dass sein Lächeln wohl noch ein paar Tage in seinem Gesicht bleiben würde.

„Ich bin sehr dankbar, dass wir das erleben durften, denn wir haben als Familie viele Jahre hart dafür gearbeitet. Das kann uns jetzt keiner mehr nehmen und darüber bin ich unheimlich glücklich.“

Alles zur Formel 1 auf SPORT1.de