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49 Fahrer gestorben! Todesfalle Spa-Francorchamps - ist die Rennstrecke in Belgien zu gefährlich?

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49 Fahrer gestorben! Todesfalle Spa-Francorchamps - ist die Rennstrecke in Belgien zu gefährlich?

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Die größte Todesfalle des Motorsports

Am Wochenende verunglückt im belgischen Spa erneut ein Nachwuchsfahrer tödlich. Der Unfall stößt eine Sicherheitsdebatte an, die vor allem auf der Strecke in den Ardennen dringlich ist.
Spa hat schon viele gefährliche Unfälle gesehen
Spa hat schon viele gefährliche Unfälle gesehen
© IMAGO/Eibner
Franziska Wendler
Franziska Wendler

Schweigeminute. Eine Art des Gedenkens, mit der die Piloten in der Formel 1 durchaus vertraut sind. Nach dem Tod von Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz wurde geschwiegen, auch nach dem Tod der Queen stand die Königsklasse für einige Momente still.

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Viel zu oft müssen Fahrer und Teams aber auch verstorbenen Piloten gedenken, die in noch jungen Jahren ihr Leben auf einer Rennstrecke verloren haben.

So auch am vergangenen Wochenende. Am Samstag verunglückte der 18-jährige Niederländer Dilano van‘t Hoff im Rahmen einer Nachwuchs-Rennserie auf der Rennstrecke in Spa-Francorchamps tödlich - und baute damit eine traurige Spa-Bilanz aus.

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Erneut tödlicher Unfall in Spa-Francorchamps

Zuletzt ereignete sich in den belgischen Ardennen am 31. August 2019 eine tödliche Tragödie. Seinerzeit kam im Rahmen der Formel-2-WM Anthoine Hubert ums Leben. Was den Franzosen und van‘t Hoff eint - beide ließen ihr Leben an fast derselben Stelle.

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Eine Stelle, die berüchtigt und faszinierend zugleich ist, ja, von einigen gar bewundert wird - aber eben auch lebensgefährlich sein kann. Die Kurvenkombination Eau Rouge und Raidillon mit der anschließenden Kemmel-Geraden wurde einmal mehr zur tödlichen Falle.

Eine Tatsache, die in der Formel 1 umgehend zu einer Sicherheitsdiskussion führte.

Am lautesten dabei: Aston-Martin-Pilot Lance Stroll. Der Kanadier plädierte dafür, die Passage in Spa müsse „überdacht und verändert werden, denn wir haben innerhalb von vier, fünf Jahren zwei junge Talente verloren.“

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Stroll warnt vor Kurvenkombination in Spa

Zwar kamen erschwerte Bedingungen diesmal hinzu - doch auch wenn es in den Ardennen trocken ist und ein Fahrer seinen Boliden verliert, „ist es eine blinde Kurve, du schlägst in die Mauer ein und kommst zurück in die Mitte der Strecke.“

Trifft dann ein dahinter fahrendes Fahrzeug in voller Geschwindigkeit auf einen stehenden Boliden, „bist du erledigt“.

Weltmeister Max Verstappen, der ob des Ablebens seines Landsmannes sichtlich geschockt war, wollte Stroll dennoch nicht vollständig zustimmen: „Es ist einfach, die Schuld auf die Strecke zu schieben - aber man muss auch bedenken, wie nass es war und solche Dinge“, formulierte er. Dennoch gebe es „definitiv Sachen, die wir uns ansehen müssen, was wir besser machen können.“

Was auffällt: Zwar ereignete sich van‘t Hoffs Unfall bei Nässe, der von Hubert aber mitnichten. Der Franzose verunglückte einst in der zweiten Runde, der Niederländer nun nach einem Safety-Car-Restart.

Bei beiden Unfällen tummelten sich mehrere Rennwagen dicht beieinander, beide Fahrer hatten keine Chance.

Alonso und Verstappen klagen über Sichtverhältnisse

Die unterschiedlichen Reaktionen der Formel-1-Fahrer machten am Sonntag vor allem eines deutlich: Welcher Aspekt der Sicherheitsdebatte der zentrale ist, darüber gibt es unterschiedliche Ansichten.

So machte auch Routinier Fernando Alonso weniger die Streckencharakteristik in Spa als Ursache verantwortlich, vielmehr sieht er die Risiken im modernen Motorsport vor allem bei schlechten Witterungsbedingungen und damit einhergehenden eingeschränkten Sichtverhältnissen.

So sei aufgrund der Bauweise der Boliden die Sicht „so schlecht, dass wir auf bestimmten Strecken nicht mit bestimmten Geschwindigkeiten fahren können“, konstatierte der Spanier. Besonders schlimm sei das neben Spa auch in Monza.

49(!) Fahrer starben bereits in Spa

Fakt ist aber dennoch: Die Rennstrecke in den belgischen Ardennen hat sich in den vergangenen Jahrzehnten für unzählige Fahrer als Todesfalle erwiesen. Bereits 49 Piloten verschiedener Rennserien verloren in Spa-Francorchamps ihr Leben.

Als erster verunglückte Bill Hollowell im August 1925 tödlich, zuletzt van‘t Hoff am zurückliegenden Samstag. Wieder und wieder ereigneten sich dort Tragödien.

1960 kamen mit Chris Bristow und Alan Stacey gleich zwei Fahrer innerhalb von wenigen Minuten ums Leben, 1985 starb der deutsche Sportwagen-Weltmeister Stefon Bellof, der als wahrscheinlicher zukünftiger Formel-1-Weltmeister galt.

Neben den 49 Fahrern mussten zudem vier Marshalls bei ihrer Tätigkeit an der Strecke ihr Leben lassen.

Motorsport ist und bleibt „gefährlich“

Zwar wurde die einst 15 Kilomter lange Strecke 1978 auf sieben Kilometer verkürzt, schlimme Unfälle ereignen sich dennoch in regelmäßigen Abständen. Auch die 2020 beschlossenen Umbauarbeiten konnten den Tod von van‘t Hoff nicht verhindern.

Ende Juli kehrt auch die Formel 1 wieder nach Spa zurück. Die Diskussion um die Sicherheit der Fahrer dürfte spätestens seit dem vergangenen Wochenende neu entfacht sein. Ob sich etwas ändert, vor allem in der Kürze der Zeit, muss aktuell bezweifelt werden.

Denn am Ende bleibt Motorsport immer das, was auf jeder Eintrittskarte und Akkreditierung steht: „Gefährlich“.