Eine Konstante gibt es in der Königsklasse des Automobils. Jeder streitet mit jedem, immer wieder. Meistens die Teams untereinander. Aber auch Vermarkter Liberty und Weltverband FIA sind sich alles andere als grün.
Formel 1: Motorstreit zwischen Mercedes und Red Bull eskaliert
Motorstreit in der F1 eskaliert
Neustes Kapitel im endlosen Fortsetzungsroman über Intrigen und Missgunst in der Königsklasse: Die noch nicht mal ein Jahr alten Motorregeln ab 2026. Neue Antriebseinheiten mit 50 Prozent Elektropower und nachhaltigem Sprit machen die Königsklasse in drei Jahren CO2-neutral – und locken so unter anderem Audi in die automobile Spitzenkategorie.
Doch bereits am Rande des GP in Österreich ließ Red Bull-Teamchef Christian Horner aufhorchen, als er die neuen Autos als „technischen Frankenstein“ bezeichnete. Seine Sorge: „Wir müssen dringend das Verhältnis von Verbrenner-Power und Elektro-Power unter die Lupe nehmen, bevor es zu spät ist. Wir müssen sicherstellen, dass das Racing von den neuen Regeln nicht betroffen ist.“
Horner konkretisiert Befürchtungen
Konkret fürchtet man bei Red Bull, dass der Verbrennungsmotor (1,6-Liter-V6-Turbo) zu einem reinen Energie-Regenerator werden könnte, um die Batterie zu laden. Der Brite: „Die Formel 1 muss Rad-an-Rad-Duelle behalten, wir können es uns nicht erlauben, dieses Racing zu verlieren, weil Fahrer mitten auf der Geraden zurückschalten müssen, um die Batterie zu laden.“ Schon eine Reduktion des Elektroanteils um fünf bis zehn Prozent könnte das vermeiden, glaubt der Red Bull-Teamchef.
Doch die Gegner wollen davon nichts wissen. Besonders Mercedes wehrt sich gegen eine Nachjustierung des Regelwerks. „Das ist Schwarzmalerei“, betont Teamchef Toto Wolff. „Wenn man die derzeitigen Chassis verwenden und die zukünftigen Power Units einbauen würde, dann hätte man nur auf ein paar Strecken mit sehr langen Geraden starkes De-Rating an der Power Unit, aber wir schrauben ja nicht die heutigen Chassis an.“
Der Wiener hält eine Anpassung deshalb für ausgeschlossen: „Das wird nicht passieren. Wir haben die Regularien über so viele Jahre entwickelt mit all diesen Auto-Herstellern, die involviert waren. Es war ein Kompromiss, der Audi dazu bewogen hat, in die Formel 1 einzusteigen und der Honda dazu gebracht hat, hier zu bleiben. Es ist das bestmögliche Szenario, das es für die Formel 1 geben könnte.“
Marko widerspricht Wolff
Wolff unterstellt Red Bull stattdessen Probleme mit dem eigenen Motorprogramm, die man per Regeltuning lösen will. Dem widerspricht Red Bull-Chefberater Helmut Marko im Gespräch mit SPORT1: „Die Reichweite der Batterie ist nach jetzigem Stand der Technik noch zu gering und das Gewicht zu hoch. Auch wenn jeder Autohersteller erzählt, dass sich das in den nächsten drei Jahren ändert, ist es heute kein Fakt.“
Deshalb würden die Autos zu schwer. Marko: „Das hohe Gewicht birgt ein Sicherheitsrisiko. So ein Unfall wie der von Max in Silverstone 2021 würde mit einer so schweren Batterie nicht so glimpflich ausgehen. Fest steht doch: Wenn man allein 30 Liter Sprit benötigt, nur um die Batterie zu laden, dann ist das ein falscher Ansatz.“
Marko: „Noch haben wir einen Vorsprung durch Technik“
Dazu kämen auch aerodynamische Defizite. Marko: „Man müsste den Wagen auf wenig Luftwiderstand trimmen, dadurch geht aber der Effekt des Windschattens verloren.“
Noch steht Red Bull öffentlich allein da mit seinen Bedenken. Doch spätestens wenn die anderen Teams und Motorbauer bei der Entwicklung ihres Autos auf ähnliche Probleme stoßen, dürfte die Diskussion Fahrt aufnehmen. Marko versichert aber, ihm gehe es nur um die Sache. „Denn“, so der Grazer, „rein sportlich haben wir im Moment noch einen Vorsprung durch Technik. Besonders gegenüber Neueinsteiger Audi.“
Was er meint: Bereits im August läuft ein kompletter Antriebsstrang auf dem Prüfstand in Milton Keynes. So weit ist Audi genau wie Ferrari noch nicht. Lediglich Mercedes soll ähnlich weit sein wie die Techniker von Red Bull High Performance Powertrains. Sicher auch ein Grund, dass man sich verbal jetzt schon bekämpft.