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Formel 1: Ricciardo düpiert Nationalheld: "Wieder mein altes Ich"

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Formel 1: Ricciardo düpiert Nationalheld: "Wieder mein altes Ich"

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Der große Schreck des Nationalhelden

Was für eine Kampfansage von Daniel Ricciardo: Ausgerechnet bei Sergio Peréz‘ Heimrennen ist er im AlphaTauri schneller als der Mexikaner.
Red-Bull-Schwester AlphaTauri verkündet sein Fahrerduo für 2024, das Personaltableau des Red-Bull-Universums ist damit offiziell geklärt. Helmut Marko macht aber trotzdem gleich klar, dass sich Sergio Pérez nicht in Sicherheit wiegen darf.
Bjarne Lassen
Bjarne Lassen

Die Fans auf den prall gefüllten Tribünen skandieren seinen Namen, feiern ihren „Checo“ wie einen Volkshelden. Auch der Rückstand auf Teamkollege Max Verstappen fällt für Sergio Peréz im Qualifying zum Mexiko-GP mit gut anderthalb Zehnteln so klein aus wie schon lange nicht mehr. Und doch kommt der fünfte Startplatz für den Lokalmatadoren am Samstag (das komplette Rennwochenende im SPORT1-Liveticker) einer kleinen Blamage gleich. Der Grund: Daniel Ricciardo.

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Ausgerechnet der Mann, der Peréz‘ Cockpit bei Red Bull will, schlägt den Mexikaner beim Qualifying zu seinem Heimrennen im langsameren Auto von B-Team AlphaTauri. Diese Leistung nötigt auch Red-Bull-Berater Helmut Marko Respekt ab: „Eine sehr positive Überraschung. Unglaublich, er hat alles rausgeholt“, sagt Marko und lobt Ricciardo nach Startplatz vier: „Das ist ein richtiges Lebenszeichen für ihn: Ein ganz starkes Comeback nach seiner Handverletzung und eine gute Empfehlung für die Zukunft.“

Für Ricciardo ist es in Mexiko überhaupt erst das vierte Qualifying der Saison. In seiner Rolle als dritter Fahrer bei Red Bull sitzt der Australier zu Jahresbeginn nur auf der Ersatzbank, ehe er beim Ungarn-GP für den glücklosen Nyck de Vries ins AlphaTauri-Cockpit beordert wird. Doch ein komplizierter Bruch der linken Hand, den er sich bei einem Trainingscrash in Zandvoort zuzieht, befördert den Australier vorerst wieder in die Zuschauerrolle. Erst beim USA-GP am vergangenen Wochenende in Austin gibt er sein Comeback.

Ricciardo wieder in alter Form

Jetzt allerdings ist Ricciardo nicht einfach nur zurück, er hat offenbar auch sein Selbstvertrauen wiedergefunden: „Ich weiß, ich bin dieses Jahr noch nicht viele Rennen gefahren. Aber ich fühle mich wieder wie mein altes Ich, ich kann mich wieder gut schlagen“, freut sich der 34-Jährige nach dem Qualifying mit seinem markanten breiten Grinsen.

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Stichwort schlagen: „Für den Boxring bin ich vielleicht noch nicht wieder bereit. Aber gerade in den Kurven zwei und drei prügelt man hier ganz schön aggressiv über die Kerbs und da hält die Hand gut“, gibt Ricciardo mit Blick auf seine verheilte Verletzung Entwarnung. Der ‚Honey Badger‘ scherzt: „Ich könnte jetzt natürlich auch sagen, sie kostet mich dort noch zwei Zehntel. Dann wäre ich auf Pole.“

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Seine starke Leistung scheint zumindest Ricciardo selbst nicht zu überraschen: „Es war eine dieser Wochen - und ich sage das nicht nur wegen des Resultats heute - wo ich schon Sonntagabend in Austin wollte, dass wieder Freitagstraining ist und ich zurück ins Auto kann“, verrät er nach dem Qualifying. „Ich hatte einfach das Gefühl, dass ich einiges liegengelassen habe und auch mit dem Setup gab es Dinge, die ich ausprobieren wollte, wissend, dass es hier ein konventionelleres Wochenende wird.“

Schützenhilfe von Tsunoda

Die eingeschlagene Richtung scheint dabei voll aufgegangen zu sein: „Wir haben mit einem bisschen anderen Setup losgelegt und von Runde eins an gestern habe ich damit sofort das Vertrauen ins Auto gespürt“, berichtet Ricciardo, der sich freut: „Es ist cool. Platz vier ist wahrscheinlich ein bisschen mehr als wir erwartet haben, aber schon vor dem Quali ging es nicht darum in Q3 zu kommen, sondern wie weit wir darin kommen können.“

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Dass Teamkollege Yuki Tsunoda wegen eines Motorwechsels ohnehin ans Ende des Feldes versetzt wird und deshalb im Qualifying Edelhelfer spielen kann, gereicht Ricciardo dabei nicht gerade zum Nachteil, wie AlphaTauri-Teamchef Franz Tost bei Sky erklärt: „Der Windschatten von Yuki war der Schlüssel zum Erfolg, denn dadurch haben wir bei Daniel einen weichen Reifensatz gespart, der das gute Ergebnis ermöglicht hat“, verrät Tost.

Auch Ricciardo bedankt sich für die Schützenhilfe, wenngleich er betont: „Yuki war großartig und hat mir Windschatten gegeben in Q1 und Q2. Aber in Q3 war es verdient, da hatte ich keine Hilfe, als es um die Startpositionen ging.“ Dass er nun zwischen Verstappen und Peréz im Red-Bull-Sandwich startet „ist ziemlich cool, aber auch einfach deswegen, weil viele Autos hinter mir stehen“.

Peréz-Clan gibt sich gelassen

Die Performance seines Herausforderers ist unterdessen auch Peréz, der selbst Probleme mit dem Setup und wenig Konstanz auf den verschiedenen Reifensätzen als Ursache für sein „nicht ideales Qualifying“ angibt, nicht verborgen geblieben: „Daniel ist eine fantastische Runde gefahren und das sicher nicht nur, weil er vielleicht meinen Platz will“, sagt Peréz, der sich aber trotz des großen Drucks auf ihn betont gelassen gibt: „Viele hier wollen mein Cockpit.“ Kein Wunder, schließlich ist Red Bull derzeit das Maß aller Dinge in der Formel 1 - zumindest in Person von WM-Dominator Verstappen.

Dass Peréz trotz seiner zuletzt schwankenden Leistungen auch in Zukunft Teil des Erfolgsteams aus Milton Keynes sein wird, daran glauben aber nicht nur über 100.000 Mexikaner an der Strecke, sondern vor allem auch Peréz-Papa Antonio, ein Lokalpolitiker aus Guadalajara und gern gesehener Gast beim Mexiko GP: „Checo fährt sicher noch zehn Jahre mit Max im gleichen Team und in diesen zehn Jahren gewinnt Checo vielleicht eine Weltmeisterschaft“, fantasiert der 64-Jährige im Interview mit dem ORF.

Damit dieses Szenario wirklich eintreten kann, täte sein Sohn am Sonntag allerdings gut daran, Ricciardo zumindest im Rennen deutlich hinter sich zu lassen - sonst könnte es bald schon eng werden mit der Zukunft bei Red Bull.